Donnersbergkreis Mit strahlend-wuchtiger Kraft

Im Chor standen Martin Reitzig diesmal neben den Stimmen seiner Bezirkskantorei auch die der Nordwestpfälzer Kantorei zu Gebote.
Im Chor standen Martin Reitzig diesmal neben den Stimmen seiner Bezirkskantorei auch die der Nordwestpfälzer Kantorei zu Gebote. Der Orchesterpart lag beim Collegium Musicale Bingen.

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Prachtvolle Musik von stellenweise mitreißender Wucht, aber auch einige nicht ganz geglückte Momente bot am Sonntagnachmittag in der Kirchheimbolander Peterskirche das Adventskonzert der Bezirkskantorei Kirchheimbolanden-Winnweiler, die zusammen mit der Nordwestpfälzischen Kantorei sang. Hauptwerk war die Festmesse zu Ehren der heiligen Cäcilia aus dem Jahr 1855 von Charles Gounod, dirigiert von Bezirkskantor Martin Reitzig.

Diese zur Zeit ihrer Entstehung in Paris enthusiastisch aufgenommene Messkomposition – die Uraufführung war in den weitläufigen Gewölbehallen von Saint-Eustache – bezieht ihre Wirkung aus dem Gegensatz zwischen zuweilen betont schlicht gestaltetem Chorsatz und großem, auch Harfe (sie war allerdings vermutlich im Schnee steckengeblieben und fehlte) und Becken enthaltenden Orchesterapparat. Für letzteres war das Collegium Musicale Bingen zuständig, ein Klangkörper, der seine Aufgabe gekonnt, aber bisweilen doch etwas holzschnittartig-ruppig erledigte. Dann braucht es noch drei Vokalsolisten. Antonietta Jana, Sopran, Axel Paridon, Tenor, und Michael Marz, Bass waren dafür gediegen zuständig, hatten aber nicht allzu viel zu tun. Der Start ins Kyrie gelang nicht gut. Der Sopran hat hier sehr hoch einzusetzen, was ihm – im nasskalten Dezemberwetter kein Wunder – nicht wirklich sauber gelang. Dies strahlte auf den Gesamtchor aus. Im Gegenüber von Soloterzett und Chor stellte sich indes bald zunehmender Wohlklang ein. Diese Klippe war also glücklich umschifft. Wunderschön gelang nun der Einstieg ins Gloria. Der Chor sang behutsam in zartem Piano über sachtem Streichertremolo; darüber legte Antonietta Jana verhalten, aber leuchtend klar, ihre Töne wunderbar abgerundet modellierend, die ersten Worte. Wirksamer Kontrast: „Laudamus te“ des jetzt machtvoll tönenden Chors. Hier wie an anderes Stellen sorgte Martin Reitzig sehr überzeugend dafür, dass die Kontrastwirkungen, die in der Partitur stecken, zu Klang werden. Das „Domine Deus“ erklang mit aller strahlend-wuchtigen Kraft, die freilich eines größeren Kirchenraums bedurft hätte, sich umfassend zu entfalten. Gleichwohl wurde klar, exakt und klangsauber musiziert. Recht rustikal ging der Bass das „Domine Deus“ an, bevor ein grandioses, prachtvoll klingendes Chorfinale den Lobgesang beschloss. Beeindruckend dann das gravitätische Orchestervorspiel des Credo. Der erste Teil wird durch ein schreitendes Motiv in den Streichern gegliedert, das Reitzig mit großer Stringenz durchführt und beeindruckend steigert. Die beiden Kantoreien singen auch in großer Lautstärke klangprächtig. Viele Schönheiten zeigt das verhaltene „Et incarnatus“, bevor das „Et resurrexit“ bis zum Schluss des Satzes opernhaften Theaterdonner entfaltet. Sehr schön differenziert ausgestaltete Bläserklänge gibt es im rein instrumentalen Offertorium zu hören. In bittendem Ausdruck trägt der Solotenor den Anfang des Sanctus vor, spannungsvoll übernimmt der Chor, bevor der Orchester das „Osanna“ zum Klanggemälde von ergreifender Wucht steigert. Innig-verhalten und klanglich rein singt Antonietta Jana das Benedictus, der Chor übernimmt leise, aber innerlich gespannt – ein kaum schöner ausführbarer Moment, gefolgt von einem diesmal ganz schlichten Osanna. Ins chorische Agnus Dei fügen Tenor und Sopran sonst nicht zum Messtext gehörende Gebete ein. Es folgt noch ein „Domine, fac salvum“, erst als deklamatorisch-homophoner, unbegleiteter Chorsatz, dann als heiterer Tanz, schließlich in langen, feierlichen Noten mit beachtlichem orchestralen Aufwand – ein wirkmächtiger Abschluss. Zu Anfang des Konzerts hatte Martin Reitzig in Vertretung des eigentlich vorgesehenen Organisten Markus Henz eine weihnachtliche Fantasie von Christiane Michel-Osterthun – sie wirkt unter anderem als Chorleiterin in Ludwigshafen – klangvoll auf der Orgel interpretiert; Freude machten auch drei doppelchörige Sätze für Bläser und Orchester von verschiedenen Tonsetzern.

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