Donnersbergkreis Mit wehender Mähne zur WM

Bloß nicht die Tonne umwerfen: Verena Schreier überzeugte auf Like a Sprinkled Diamond. Sie ist als Ersatzreiterin für die WM no
Bloß nicht die Tonne umwerfen: Verena Schreier überzeugte auf Like a Sprinkled Diamond. Sie ist als Ersatzreiterin für die WM nominiert.

«Dielkirchen.» Das WM-Fieber greift um sich – nicht nur im Fußball. Auch die Westernreiter sehen gespannt ihrer Weltmeisterschaft im „Barrel Race“, einem rasanten Ritt um große Tonnen, im chinesischen Qingdao entgegen. Zugegeben – viel gemein haben beide Sportarten nicht, eines aber schon: Wer zur WM will, muss sich erst im Auswahltraining beweisen. Bei den Westernreitern geschah das jüngst auf dem Hanauerhof bei Dielkirchen.

Dort bietet sich dem Zuschauer ein farbenfrohes Bild: Anders als die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die schwarz-weiße Trikots tragen, ist das Team der Deutschen Westernreiter leuchtend bunt angezogen. Die Westernreiter tragen Cowboystiefel, Jeans und Hemd. Ein Hut oder eine Baseballkappe sind Pflicht, der Helm ist nur geduldet. Je bunter die Farben der Reiter und Pferde, desto schöner das Gesamtbild. Sporen und Gerte sind beim „Barrel Race“ – anders als beim Spring- und Dressurreiten – verboten. Fünf Reiter haben sich an diesem Vormittag auf dem Hanauerhof bei Dielkirchen eingefunden. Ihr Ziel ist das selbe, auch wenn klar ist, dass nicht alle es erreichen werden: die „Barrel-Race“-Weltmeisterschaft in Qingdao. Nur zwei der Reiter und ein Ersatzreiter dürfen am Ende nach China fahren. Zunächst aber müssen sie sich den kritischen Blicken von Werner Maximilian Lieb, Präsident des bundesweiten Wettkampf-Verbands National Barrel Horse Association (NBHA), zwei weiteren Richtern sowie dem Bundestrainer stellen. Für Lieb, ein Dielkirchener, ist es ein Heimspiel: Die ausgewählten Reiter kämpfen auf seiner Thunder Mountain Ranch um die WM-Tickets. Beim „Barrel Race“ (Englisch für Tonnen-Rennen) dreht sich alles um drei Tonnen. Es ist ein Speed-Ritt, bei dem die Mähnen der Pferde fliegen. Die Tonnen stehen in einem Dreieck und werden nacheinander in Kleeblattform umritten. Ob Reiter und Pferd erst die rechte oder die linke Tonne umrunden, liegt bei ihnen. Hier entscheidet die „Schokoladenseite“ des Pferdes. In rasantem Tempo geht es wieder zurück zur Zeitschranke. Fällt eine Tonne um, wird der Ritt nicht gewertet. Bei der Weltmeisterschaft ist nur die Zeit entscheidend – anders als bei der Sichtung. Hier spielt auch die Einwirkung des Reiters auf das Pferd eine Rolle. Für das Auswahltraining in Dielkirchen wurden Reiter von Regionalgruppen aus ganz Deutschland ausgesucht. „Im Schnitt sind es fünf bis zwölf Reiter“, sagt Lieb. Alle Reiter sind mit eigenem Pferd angereist, beim Training reitet dann jeder Reiter jedes Pferd – auch das ist eine Vorbereitung auf die WM. Dort stellt das Veranstaltungsland die Pferde. Welcher Zweibeiner welchen Vierbeiner reitet, wird ausgelost. Fünf Minuten haben Reiter und Pferd Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Dann geht es direkt in die Prüfung. „Natürlich würden wir gern mit unserem eigenen Pferd bei der Weltmeisterschaft starten, wir freuen uns aber auf die Herausforderung, mit einem völlig fremden Pferd zu starten. Das macht es noch spannender“, schwärmt Susanne, eine der Trainierenden. Dass sie am Ende nicht unter den drei WM-Kandidaten sein wird, weiß sie noch nicht. Erst am Mittag ist die Entscheidung gefallen: Melina Koch und Inken Mönsing haben es geschafft, sie dürfen mit Ersatzreiterin Verena Schreier nach Qingdao. Fünf Tage lang wird das Team für die WM unterwegs sein, zwei davon sind sie mit der An- und Abreise beschäftigt. Drei Tage lang geht das Turnier. „Da haben wir keine Zeit zum Ausruhen das ist Stress pur“, sagt Bundestrainer Herbert Breisach. Die Anreisekosten muss jede Mannschaft selbst tragen, dafür bekommt jedes Team einen Zuschuss in Höhe von 1000 Dollar. Im vergangenen Jahr hat sein Team bei der WM in Panama den zehnten Platz unter 22 Nationalmannschaften erreicht. Wozu es in diesem Jahr reicht, ist noch offen. Anstrengen jedenfalls lohnt sich: Insgesamt 20.000 Dollar Preisgeld gibt es in China zu gewinnen.

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