Donnersbergkreis Neuer Anstrich statt Abriss

An dem von der Gemeinde erworbenen Anwesen wurde unter anderem die offenliegende Giebelfassade verputzt und es erhielt einen Ans
An dem von der Gemeinde erworbenen Anwesen wurde unter anderem die offenliegende Giebelfassade verputzt und es erhielt einen Anstrich.

Die Spuren des Hochwassers vom September 2014 sind fast alle beseitigt in Waldgrehweiler. Speziell an einem Platz aber ist von der Pracht vergangener Zeiten nichts mehr zu sehen. Die Rede ist vom so genannten „Judeneck“. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Hofanlage mit Wohnhäusern und Scheunen – dem einstigen Zentrum der jüdischen Gemeinde Waldgrehweiler. Im Mittelpunkt des Platzes stand einst eine Synagoge. Die Bauwerke sind schon lange marode, teilweise wegen Baufälligkeit und Dachschäden abgerissen worden. Das Hochwasser 2014 ging durch die Anwesen, Schimmel und Modergeruch verbreiten sich, der Putz platzt von den Wänden und Risse ziehen sich durch das Mauerwerk der alten Fachwerk- und Sandsteinbauwerke aus der Mitte des 18. und 19. Jahrhunderts. Schon vor Jahrzehnten wollte die Ortsgemeinde Teile der Bebauung ankaufen und abreißen. Hier wurden den Vorbesitzern im Rahmen der Erstellung des Neubaugebietes sogar Tauschgrundstücke angeboten. Beim Straßenausbau 2013 wurde ein neuer Vorstoß unternommen, um die Kurve der Hauptstraße zu entschärfen, den Gehsteig in voller Breite auszubauen und die vom Landkreis erworbene Hoffläche neben der Straße durchgängig pflastern zu können. Vergeblich – die Eigentümer waren nicht zum Verkauf bereit. Nachdem immer wieder Ziegeln vom Dach der historischen Scheune in den Verkehrsraum fielen, hatte der Vorbesitzer die vorgelagerte Scheune einreißen lassen. Seitdem war nun der ursprüngliche Fachwerk-Zwischengiebel freistehend und die Lehmgefache drohten, der Witterung ausgesetzt und durchnässt, herauszubrechen. Das hintere Anwesen ist schon seit fast einem halben Jahrhundert unbewohnt, die Besitzer wechselten. Mit Mitteln der Denkmalpflege wurden einmal Wände saniert und neue Holzsprossenfenster eingebaut, das Ausbauvorhaben fand aber ein rasches Ende. Seitdem liegt alles in einem Dornröschenschlaf. Mittlerweile wurde der Denkmalschutz wegen der Unbewohnbarkeit der Häuser aufgehoben. Nach dem Wegzug des Eigentümers konnte die Gemeinde das vordere Haus der Reihenbebauung mit dem zugehörigen Grundstück 2017 erwerben. Gleiches war mit dem zweiten Haus geplant. Doch wie Ortsbürgermeister Helmut Brand informiert, gab es hier keine Einigung mit dem Eigentümer. Ein Grund lag im Preis, ein weiterer darin, dass sich der Eigentümer durch die Aufforderungen der Ordnungsbehörden im Bezug auf die Verkehrssicherungs-, Räum- und Streupflicht „schikaniert“ und durch die Sicherheitsabsperrung der Gemeinde „handlungsunfähig eingesperrt“ fühle. Bürgermeister Brand sagt, dass dies im Rahmen der eigenen Sicherungspflicht unabkömmlich sei und für das hintere Grundstück lediglich ein eingeschränktes Notwege- und Fußrecht bestehe. Da sich beide Häuser einen Zwischengiebel teilen und das Fachwerk ineinandergreift, ist ein Einzelabriss des bereits erworbenen Hauses nicht ohne weiteres möglich. Statiker können nicht mit Sicherheit sagen, wie sich ein Abriss auf das verbleibende Nachbargebäude auswirken würde, zudem müsste die Gemeinde nach den geltenden Bauvorschriften den dann freistehenden Zwischengiebel auf eigene Kosten als Außengiebel instandsetzen. Statt des eigentlich geplanten Abrisses wurde nun die offenliegende Giebelfassade des erworbenen Anwesens verkleidet, neu verputzt und erhielt einen Anstrich. Auch die restliche Außenfassade wird gesichert, Regenrinnen und Dachflächen erneuert. An der Stelle der einstigen Scheune wird die Gedenkstelle für die jüdische Kultusgemeinde erweitert. Abschließend sollen die Außenanlagen begrünt werden. Die alten Schuppen entlang des Ransenbachs, die Reste der eingerissenen Scheune und Massen an Bauschutt auf den Freiflächen wurden bereits zuvor beseitigt. Die dafür anfallenden Kosten von rund 166.000 Euro kann die Gemeinde nur mit Hilfe von Mitteln der Dorferneuerung stemmen.

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