Donnersbergkreis Neumühle: Politiker setzen sich für Lehrwerkstatt-Erhalt ein

Haben sich vor Ort ein Bild von der Lehrwerkstatt für Schweinehaltung gemacht (von links): Tierärztin Theresa Scheu, Landrat Rai
Haben sich vor Ort ein Bild von der Lehrwerkstatt für Schweinehaltung gemacht (von links): Tierärztin Theresa Scheu, Landrat Rainer Guth, die Landtagsabgeordneten Simone Huth-Haage und Christine Schneider, Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder und Hofgutleiter Karl Landfried.

Egal ob Landrat Rainer Guth, Rudolf Jacob, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Winnweiler, Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder sowieso, oder die CDU-Landtagsabgeordneten Christine Schneider und Simone Huth-Haage: Alle haben gestern bei einem Termin bei der „Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle“ ihr Unverständnis über die Ankündigung des Landes zum Ausdruck gebracht, das sich nicht finanziell an einer Modernisierung der Lehrwerkstatt für Schweinehaltung beteiligen möchte (wir berichteten). Hofgutleiter Karl Landfried betonte die Bedeutung dieses Bereiches für die Einrichtung.

Simone Huth-Haage dreht sich noch einmal um, blickt auf die Stallungen. Gerade hat sie diese verlassen, hat die Schutzkleidung im Desinfektionsbereich wieder gegen die Winterjacke getauscht – und jede Menge Eindrücke gesammelt. „Von einer Luxussanierung kann man hier wahrlich nicht sprechen“, sagt sie. Von Veterinärin Theresa Scheu erhält sie kopfnickend Zustimmung. Dass die Ställe unbedingt mal saniert werden müssten, merkten natürlich auch die Auszubildenden, erzählt Scheu. Umso beeindruckender sei, dass man hier auf der Neumühle Spitzenwerte bei den Geburten erziele. Im Schnitt bringe eine Sau pro Jahr 34 Ferkel zur Welt. „Das liegt sicher auch an der großen Motivation der Mitarbeiter“, so die Tierärztin. Leiter Karl Landfried hat zuvor den Gästen erläutert, dass die Stallung an die 40 Jahre alt ist. „Vor 15 Jahren haben wir sie mal drinnen aufgehübscht. Aber das geht jetzt auch nicht mehr. So ist das ein Negativbeispiel.“ Aber auch aus Hygienegründen sei eine Sanierung wichtig, betont der Leiter. Dass sich Ferkelaufzucht und Zuchtsauen in einem Bereich befinden, sei nicht ideal. „Wäre das nicht so, könnten wir auch den Medikamenteneinsatz reduzieren“, verdeutlicht Landfried. Derzeit befinden sich in der Lehr- und Versuchsanstalt 35 Zuchtsauen, rund 200 Ferkel und über 200 Mastschweine, berichtet Fachbereichsleiter Markus Klaßen. „Eigentlich“, sagt Karl Landfried, „fehlt uns hier auch ein Unterweisungsraum.“ Ursprünglich gab es auf der Neumühle auch mal 56 Zuchtsauen. Mit einer verschärften Schweinehaltungsverordnung habe man das aber reduzieren müssen. Dafür hat der Leiter Verständnis, betont, dass ihm die artgerechte Tierhaltung wichtig ist, für die Ausbildung seien 35 Zuchtsauen aber knapp. „Uns ist das Learning-by-doing wichtig“, so Landfried. So solle ein Auszubildender auch mal eine Zuchtsau künstlich besamen, ihr eine Eiseninjektion geben oder ihr die Zähne schleifen. „Wenn wir diese Tierzahl nicht mehr haben, können wir das nur exemplarisch lehren.“ „Für mich ist das die falsche Marschrichtung“, sagt Landrat Rainer Guth über die Entscheidung des Landes – und fügt an: „Jeder Bauer in ganz Rheinland-Pfalz kennt die Neumühle. Der Hof hat eine hohe Tradition.“ Man brauche die Ausbildungsstätte , hier gehe es auch um Arbeitsplätze. Das unterstreicht auch Rudolf Jacob: „Mit einem Leuchtturm wie der Neumühle sind wir in der Region nicht so reich gesegnet. Hierher kommen auch junge Menschen aus anderen Bundesländern zur Ausbildung.“ Zumal man hier bei der Sanierung nicht über Millionen rede. Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder erläutert, dass man bereits 2013 dem Land gegenüber begründet habe, weshalb eine Sanierung so notwendig sei – „veterinärrechtlich ist das zwingend und ausbildungstechnisch notwendig“. Einerseits sei die Lehrwerkstatt für Schweinehaltung ein wichtiger Bestandteil des überbetrieblichen Ausbildungsangebotes für angehende Landwirte im Bereich Viehhaltung. Jährlich nehmen es 80 bis 85 junge Leute aus Rheinland-Pfalz und etwa zehn aus dem Saarland in Anspruch. Andererseits spiele auch die Forschung eine wichtige Rolle. Würde die Neumühle ihr Ausbildungsangebot in der Schweinehaltung aufgeben, dann würde das die Existenz des gesamten Ausbildungsbereichs Tierhaltung in Frage stellen, befürchtet Wieder. Denn zur überbetrieblichen Ausbildung eines Landwirts gehören neben der Schweinehaltung auch Mutterkuh- und Milchviehhaltung sowie in gewissem Umfang auch die Schafhaltung. Was die Kosten für eine Sanierung betrifft, so rede man hier von 500.000 bis 700.000 Euro. „Es geht um den Bau eines vernünftigen Schweinestalls, dass die Ausbildung aufrechterhalten werden kann“, so Wieder. „Wenn man sagt, man möchte regionale Lebensmittel und Vermarktung, dann braucht man auch in der Tierzucht Menschen, die hier ausgebildet werden“, betont Christine Schneider, die landwirtschaftspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion. Südwest

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