Donnersbergkreis Nun dürfen die Ideen sprudeln

Mehr Wuchern mit Pfunden wie dem Steinhauermuseum in Alsenz: ein Vorschlag zu Verbesserungen im Bereich Tourismus.
Mehr Wuchern mit Pfunden wie dem Steinhauermuseum in Alsenz: ein Vorschlag zu Verbesserungen im Bereich Tourismus.

Konkretes hat der Ausschuss für Demografie und Kreisentwicklung auf seiner jüngsten Sitzung noch nicht auf den Tisch legen können. Aber für das Ziel, in der VG Alsenz-Obermoschel zu strukturellen Verbesserungen zu kommen, wurde ein Fundament gelegt. Der Ausschuss, der im Schnitt auf 1,3 Sitzung pro Jahr kommt, soll zudem künftig deutlich häufiger tagen.

„Der Ausschuss tagt zu selten, wir sollten uns künftig einmal im Quartal treffen. Wir brauchen diesen Ausschuss, um Themen in den Kreistag zu bringen“, befand Landrat Rainer Guth, der gerade die Kreisentwicklung zügig voranbringen möchte. Dazu warb er für mehr Selbstbewusstsein, um die Qualitäten und Potenziale des Kreises deutlicher nach außen zu kehren. Und er strich heraus, dass die Lage des Kreises heute besser sei als vor fünf Jahren prognostiziert. Die Wende bei der Kurve der Bevölkerungsentwicklung sehe er als nachhaltig an. Eingangs hatte Guth dem Ausschuss mit dem bisherigen Sozialabteilungsleiter Rainer Bauer den Mann vorgestellt, der künftig die neu eingerichtete Stabsstelle für Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung innehat. „Das ist die Funktion, die wir brauchen, um den Kreis nach vorne zu bringen“, so Guth zur Bedeutung der neuen Tätigkeit des 47-jährigen Steinbachers. Im Mittelpunkt der Sitzung sollten Ideen und Projekte stehen, die für die VG Alsenz-Obermoschel entwickelt werden sollten, um die Region strukturell zu stärken und ihre Attraktivität für die Bürger zu verbessern, Ideen, die dann aber bei Bedarf auf den Kreis ausgeweitet werden könnten. Der Auftrag geht zurück auf einen Antrag, den SPD, FWG und Grüne im Kreistag gestellt und dessen weitere Bearbeitung der Kreistag an diesen Fachausschuss delegiert hatte. Grundlagen für die Diskussion legte – nachdem Büroleiterin Judith Schappert mit einem Vergleich der Eckdaten der VG Alsenz-Obermoschel mit denen der VG Göllheim erste Fingerzeige gegeben hatte – Sandra Heckenberger vom Winnweilerer Büro Entra. Das Büro führt das Regionalmanagement der Leader-Gruppe „Donnersberger und Lauterer Land“ , war aber auch eingebunden ins Projekt „Starke Kommunen – Starkes Land“, in dem die Verbandsgemeinden Alsenz-Obermoschel und Meisenheim zusammengearbeitet hatten. Auf Ergebnisse einer nicht repräsentativen Bürgerbefragung in diesem Zusammenhang konnte Heckenberger in einer ersten Annäherung ans Thema zurückgreifen, darin geht es um Vorzüge und Nachteile, die Bürger im nördlichen Kreisteil ihrer VG attestierten. Demnach fühlen sich die Alsenz-Obermoscheler durchaus gut aufgestellt bei Bildungs- und Betreuungsangeboten, Vereinsleben, Kultur und Freizeit, guter Nachbarschaft, regionalen Produkten und bei Ruhe und Naturnähe. Kritisch gesehen würden dagegen etwa Flexibilität in der Kinderbetreuung, Mobilität, Außenmarketing, Nahversorgung, Barrierefreiheit, Bausubstanz – oder die Daseinsvorsorge mit Blick auf einen Bevölkerungsrückgang um 20 Prozent bis 2030. Probleme wie etwa die der Bausubstanz verschärften sich, so Heckenberger, da große alte Anwesen oft von älteren Leuten bewohnt würden, die aufgrund ihres Alters keine Kredite mehr bekämen. Hier schon wären Initiativen gefragt für ein angemessenes Vorgehen. Aus den Bürgerantworten leitete Heckenberger einige Handlungsfeldern ab. Eines ist das Leerstandsmanagement. Hier sei zu prüfen, ob Dorferneuerungskonzepte noch aktuell seien, ob Förderkulissen von Leader bis Soziale Stadt genügend bekannt und genutzt würden, ob sich Standortkooperationen anbieten, welche Ideen nachhaltiger Nutzung verfolgt werden könnten. Bei „Daseinsvorsorge und Mobilität“ müsse darauf geschaut werden, dass nicht nur die Älteren mehr, sondern auch die Jüngeren weniger werden, was sich auf Infrastrukturplanungen auswirke. Telemedizin könne ein Ansatz sein, die medizinische Versorgung zu verbessern – Horst Fiscus, zuletzt Beauftragter der VG, wandte hier ein, dass es dazu an Bandbreiten fehle, auch spreche das viele Ältere nicht an. Manfred Schäfer (CDU) meinte, dass einer Gemeindeschwester mindestens der gleiche Stellenwert zukomme. Gleichwohl wurden von mehreren Seiten technische Lösungen und Helfer bei der Gesundheitsüberwachung vorgeschlagen. Digitalisierung sei eine große Chance. Bei der Mobilität wurde angemahnt, das schon Vorhandene besser bekannt zu machen und Alternativen von Car-Sharing bis zur Mitfahr-Börse Flinc zu stärken. Bei „Freizeit/Tourismus“ wurde auf vorhandene Strategien verwiesen, die im Kreis der DTV entwickele. Das Wanderwegenetz sei zu verbessern, Ressourcen wie etwa das Steinhauermuseum besser zu nutzen und zu bewerben, mit Nachbardestinationen zu kooperieren. Fiscus schlug für die Wanderwege stetig aktualisierte Hinweise auf nahe Gastronomie via QR-Code vor, SB-Versorgungsangebote und einfache Bewirtungsformen. Rechtliche Unsicherheiten müssten abgebaut werden, wenn etwa ein Bäcker Tische und Stühle für Gäste rausstelle. Den Erhalt kleiner Schankstätten hielt Guth für besonders wichtig, Unsicherheiten seien oft unbegründete Angst vor der Verwaltung. „Wir sind keine Verhinderungs- sondern eine Förderbehörde“, sagte der Landrat. Bei „Gewerbe- und Dienstleistungen“ wurde der Wert der Vernetzung betont. Bei der Einrichtung eines Unternehmerstammtisches habe sich gezeigt, dass viele Akteure vor Ort einander gar nicht kannten, so Heckenberger, die als weiteres Handlungsfeld auch den Bereich Landwirtschaft kurz anriss.

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