Donnersbergkreis Orbis: Bei RHEINPFALZ-Dorfspaziergang wünschen sich Bürger Radweg-Lückenschluss

Rund 90 Orbiser sind am Mittwochabend zum Dorfspaziergang gekommen. Ein Dorf, in dem Moderne und Tradition aufeinandertreffen. Ein Dorf, in dem ehrenamtliches Engagement groß geschrieben wird. Aber auch ein Dorf, in dem es Wünsche gibt.

Ortsbürgermeister Peter Schmitt hat die „Schell“ dabei. Die braucht er auch an diesem Mittwochabend, um sich Gehör zu verschaffen. Rund 90 Menschen sind zum Dorfspaziergang gekommen. Ein beeindruckendes Bild. Für Schmitt eine gute Gelegenheit, noch einmal auf die bevorstehende Kerwe hinzuweisen, die am Freitagabend mit einem Kerwespiel und dem Versteigern des Kerweborsch beginnt. Ganz traditionell. Und doch modern. An einer Kerwe schließt sich so etwas eben nicht aus. Modern vor allen Dingen deswegen, weil es in Orbis 15 junge Kerweborsch gibt, die die Tradition weiterführen.

Und das ist gut so, da sind sich viele der Spaziergänger einig. Während an der Turnhalle fleißig aufgebaut wird, zieht es die Gruppe in das Baugebiet Selzgarten. Durch das Neubaugebiet der 80er Jahre in die neue Straße. „Sie ist vor drei Wochen abgenommen worden. Es fehlen nur noch die Spielstraßenschilder“, berichtet der Ortschef. 17 Bauplätze gibt es hier. „Fast alle sind mittlerweile eingezogen“, so Schmitt. Fünf freie Bauplätze gibt es in Orbis noch. Einer, der noch ein Haus im Ort errichten möchte, ist Torsten Heimers. Ein Eckgrundstück am Selztalradweg hat es ihm seit geraumer Zeit angetan. Doch es gibt auch etwas, das ihn ärgert. Während der Ort eigentlich durch die Telekom mit Internetgeschwindigkeiten von bis 100 Megabit pro Sekunde versorgt ist, wird das wohl nicht für seinen Bauplatz gelten. „Die Telekom weigert sich, hier Leitungen zu legen“, so Heimers. Er habe versucht, Kontakt aufzunehmen – bislang erfolglos.

Ein Platz zum Verweilen

Erfolgreich dagegen ist der Selztalradweg. Wer will, kann von Orbis aus bis nach Ingelheim in die Pedale treten. „Auf dem Weg ist immer was los“, ist Schmitt erstaunt. In direkter Nähe des Radweges befindet sich die Selzquelle. Ein kleines Rohr, aus dem das Wasser sprudelt und dann zunächst unter der Erde verschwindet. „Kaum zu glauben, dass die Selz im weiteren Verlauf viereinhalb Meter breit ist“, sagt Schmitt. Hier gibt es einen Platz zum Verweilen. Mit Bäumen, einem Kneipp-Armbecken. Saubergehalten wird die Fläche von einem älteren Paar, wie der Ortsbürgermeister erzählt. Dafür ist er dankbar. „Früher war das ein Kinderspielplatz. Und vor allen Dingen ein Treffpunkt der Buwe“, sagt Schmitt schmunzelnd. Als Junge hat er hier auch so manche Stunden verbracht.

Viele, viele Stunden haben freiwillige Helfer in jüngerer Zeit auf dem Friedhof verbracht. Dort hat sich einiges getan. Neue Bäume wurden gepflanzt, Pflaster verlegt, anonyme Gräber, Urnengräber, aber auch Wiesengräber angelegt. Alfred Schwab, einer der fleißigsten Helfer, nutzt die Gelegenheit, um mal zu schauen, wie das Gras angewachsen ist. „Er war bei fast allen Einsätzen dabei“, berichtet Schmitt. Wunderbar ist das Areal auf der anderen Seite geworden. Die Fläche um die neue Aussegnungshalle, aber auch das Gebäude selbst. „Nicht zu mächtig“, lobt eine Orbiserin. Auch da steckt viel Eigenleistung drin, was der Gemeinde 30.000 Euro Kosten gespart hat, so der Ortschef. Rund 300.000 Euro sind für die Arbeiten am Friedhof insgesamt veranschlagt, es gibt eine Förderung in Höhe von 60 Prozent.

Wunsch nach Radweg

Vorbei am Friedhof mit Blick auf den Waldrand – die Ortsgemeinde selbst hat 45 Hektar Wald – geht es in die Backeshecke. Ruhig ist es. Orbis – eine Gemeinde, die vieles zu bieten hat. Wald, Natur, aber auch eine gute Anbindung direkt neben Kirchheimbolanden. Die Orbiser selbst zieht es immer wieder zurück in ihren Ort. Junge kommen wieder, bauen. Noch nie waren bei einem Dorfspaziergang so viele Kinder dabei. Das ist schön so. Und freut auch den Ortsbürgermeister, dass es so viel Nachwuchs unter den 680 Einwohnern gibt.

Der biegt nun ein in den Oberwieser Weg. Heimers und Schmitt können so ein paar Geschichten von fehlgeleiteten Lastwagenfahrern erzählen, die eigentlich nach Oberwiesen wollten. Doch das ist längst nicht mehr die offizielle Strecke in den Nachbarort. Zwei Kirchen – eine protestantische und eine katholische – gibt es im Ort. An letzterer läuft die Gruppe vorbei. „Es ist wirklich ein schönes Örtchen“, schwärmt Heide Zink. Doch eines fehlt ihr, genauso wie Friederike Mertz: Ein Radweg von Orbis zum Leithof. Nun, wo die Kreisstraße 19 ausgebaut wird, wäre das doch eine ideale Gelegenheit, finden die beiden Frauen, die auf dem Leithof, direkt neben dem Kirchheimbolander Ortsteil Haide, leben. „Man würde das Auto viel öfter stehenlassen, wenn es einen solchen Radweg gäbe“, sagen sie. Ein Wunsch, den noch viele weitere Bürger an diesem Abend äußern. So ließe sich auch eine Lücke vom Selztalradweg nach Kirchheimbolanden schließen.

Reise in die Vergangenheit

Vorbei an einem der ältesten Häuser des Ortes gibt es nun eine ganz besondere Reise in die Vergangenheit. Alfred Steuerwald öffnet sein großes Hoftor und lädt die Besucher in sein Museum. Und das hat wirklich einiges zu bieten. Angefangen von Zweirädern aus dem Jahr 1903 über eine riesige alte Dampflok aus Siebenbürgen bis hin zu einem Ford Modell A aus den USA aus dem Jahr 1930. Viele, viele Stunden hat der 69-Jährige in seine Fahrzeuge gesteckt, sie restauriert, ist bei Rallyes dabei, bei Ausstellungen.

Doch damit noch nicht genug. Denn auf dem Dachboden der großen Scheune gibt es zudem viel Geschichte – des Handwerks, der Landwirtschaft, vor allen Dingen aber auch des Dorfes bis hin zu den Kelten. Zum Beispiel „sämtliche Geräte zum Herstellen von Leinen“, wie Steuerwald zeigt. Denn Orbis war früher ein Leineweberdorf. Seit 30, 40 Jahren sammelt er, hat die Ausstellung mit viel Liebe zum Detail aufgebaut. „7000 Schrauben“, antwortet er lächelnd auf die Frage, wie viel Arbeit da drin steckt, und zeigt auf den Holzboden. Steuerwald öffnet sein Museum nach Vereinbarung, freut sich vor allem über Gruppen.

Schule und Theater

Weiter führt Ortsbürgermeister Schmitt die Spaziergänger zum Rathaus, das bis 1978 noch Schulhaus war, dann zum ehemaligen Milchhäuschen und wieder zur Turnhalle. Dort gibt der ehemalige Ortsbürgermeister und Orbiser Ehrenbürger Manfred Fluhr einen Einblick in die Geschichte des 1929 errichteten Gebäudes, das im Zweiten Weltkrieg beispielsweise als Lazarett für rund 300 russische und ukrainische Kriegsgefangene diente. Erzählt von Theaterabenden in den 60er Jahren. Und es gibt so manch weitere Überraschung. Beispielsweise eine Ausgabe der Pfälzischen Volkszeitung aus dem Jahr 1954. Natürlich ist auch hier die Kerwe Thema. Der erste vorgezogene Kerweschoppen wird auch schon einmal probiert. Den haben sich die Spaziergänger nach dieser wunderbaren Tour aber auch verdient.

Fachwerk-Schmuckstück: Das Haus Eberhardt.
Fachwerk-Schmuckstück: Das Haus Eberhardt. Foto: Stepan
Lob gibt es für die neue Friedhofshalle und das Außengelände. Viele Stunden Eigenleistung stecken hier drin.
Lob gibt es für die neue Friedhofshalle und das Außengelände. Viele Stunden Eigenleistung stecken hier drin. Foto: Stepan
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