Donnersbergkreis Plädoyer für Gemeinschaftsforstamt

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„Atemberaubend abwechslungsreich“ nannte er seine neue Aufgabe, die Leitung des Forstamtes Donnersberg. Die offizielle Amtseinführung Lothar Runges, zu der am Freitag gut 130 Gäste aus der Forstverwaltung, von Kommunen, Behörden und Partnerbetrieben in die Dorfgemeinschaftshalle Orbis gekommen waren, wurde auch zu einem Bekenntnis zum Gemeinschaftsforstamt rheinland-pfälzischer Prägung.

Die Gäste, alle „Partner des Waldes“, hatte Rüdiger Kassel, Gebietsbeauf-tragter bei Landesforsten und Moderator des Nachmittags, in ihrer Zusammensetzung als „Spiegelbild einer guten Vernetzung“ willkommen geheißen. Grußworte gaben den nachfolgenden Rednern Stichworte vor, so etwa Ortsbürgermeister Peter Schmitt, der auf 47 Hektar Orbiser Kommunalwald verwies, oder Landrat Werner, der den Wald als „Lebensraum und Teil unserer Lebensqualität“ ansprach. Albrecht Schäfer ergriff das Wort als Vorsitzender des Waldbauvereins Otterberg, in dem Privatwaldbesitzer organisiert sind. Er erinnerte daran, dass es Runge gewesen sei, der 1996, damals Forstamtsleiter in Otterberg, den Verein gegründet habe, dem heute 400 Mitglieder angehörten. „Ich bin froh, dass Sie in Reichweite geblieben sind.“ Als einen „erfahrenen Forstmann mit deutlicher Führungskompetenz“ hieß Martin Weitzel vom Personalrat den neuen Chef willkommen. Staatssekretär Thomas Griese würdigte in seiner Ansprache Runges Vorgänger Eckhard Laubscher für sein 30-jähriges Wirken an der Spitze zunächst des Forstamtes Kirchheimbolanden, dann – nach der Fusion mit Ramsen und Winnweiler – des Forstamtes Donnersberg. Er habe seine Funktion in jeder Hinsicht engagiert ausgeübt und dafür Respekt und Anerkennung gefunden, sagte Griese unter dem Beifall der Gäste. Überzeugt sei er, dass mit Runge der richtige Nachfolger ausgewählt worden sei. In seinen früheren Funktionen etwa als Forstamtsleiter in Daun und Otterberg oder zuletzt als Abteilungsleiter von Landesforsten habe er hohe Flexibilität bewiesen, „Sie waren immer bereit, neue Aufgaben zu übernehmen.“ Griese würdigte zudem Runges private Aktivitäten. Sein Interesse am Holzbau – Runge lebe in einem Holzhaus – sei beispielgebend in ökologischer Hinsicht. Jedes fünfte Haus im Land sei mittlerweile aus Holz, das sei auch Wertschöpfung im eigenen Land. Das Forstamt Donnersberg verzeichne mit Privatwald, kommunalem und Staatswald alle Waldbesitzarten und sei damit Paradebeispiel für das Gemeinschaftsforstamt. Dass ein Verfahren des Kartellamtes in Baden-Württemberg diese bewährte Struktur in Frage stelle, „können wir nicht hinnehmen“, so Griese. Rheinland-Pfalz habe daher im Bundesrat eine Initiative zu einem neuen Waldgesetz gestartet. „Wir sind zuversichtlich, dass das von den Bundesländern mehrheitlich unterstützt wird“, so Griese. Runge dankte seinerseits seinem Vorgänger, der ihm ein sehr professionell geführtes, gut aufgestelltes Forstamt übergeben habe. „Mein erstes Ziel muss es sein, dieses Niveau nicht zu gefährden und behutsam weiterzuentwickeln, wo sich Bedarf zeigt“, so Runge, der zugleich für das Miteinander im Team plädierte. Er sehe es als seine Aufgabe an, den Mitarbeitern zu helfen, erfolgreich zu sein, und ihnen da, wo sie erfolgreich unterwegs seien, nicht im Weg zu stehen. Bemerkenswert am Forstamt Donnersberg sei die Vielfalt der Aufgaben und Interessen, die den Tourismus und Schutzgebiete ebenso einschlössen wie im Wald gelegene Bergwerke oder Windräder. Bei der Abstimmung so vieler Interessen gebe es kein Entweder-Oder: „Es gilt vielmehr, Konzepte zu entwickeln, die Raum lassen für die jeweils andere Sicht“, sagte Runge und lud ein zum Zusammenwirken in diesem Sinne. Der wirtschaftliche Beitrag, der vom Forstamt zu fordern sei, müsse optimal, aber nicht maximal sein, damit gesetzte Ziele erfüllt werden könnten, gab Runge zu bedenken. An das Land appellierte er, dafür zu sorgen, dass Landesforsten sich angemessen wiederfinde im Haushalt. Und für Holznutzer sollte der Aufwand für einen nachhaltigen, naturnahen Waldbau ein Argument sein gegen den Einkauf exportierter Hölzer etwa aus bedrohten Regenwäldern oder weniger nachhaltigem Anbau, so Runge. „Da wir den Rest unseres Lebens in der Zukunft verbringen, sollten wir uns damit mehr befassen“, mahnte Runge zu vorausschauendem Handeln. Der Klimawandel müsse Anlass sein, nachzudenken über die Zusammensetzung der Baumarten sowie über Wasserrückhaltung im Wald. Runge appellierte, die Natur nicht allzu statisch zu betrachten, sie sei ein dynamisches System, in dem Veränderung normal sei. Ein statisch gedachter Umweltschutz könne zum engen Korsett werden, gab er zu bedenken. Auch gesellschaftlichen Herausforderung stelle sich das Forstamt. So werden seit Anfang Februar acht Flüchtlinge der Beschäftigungsgesellschaft des Kreises eingesetzt im Forstamt, das zudem Praktika für Flüchtlinge vorbereite. Passende musikalische Akzente setzte die Parforcehorn-Bläsergruppe Ambach mit ihren Waldhörnern. (bke)

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