Donnersbergkreis Reiten heißt, Verantwortung zu tragen

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Dörrmoschel. Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu verfolgen, bringt besonders den Pferdefreunden viel Freude. Denn das gute Abschneiden der vierbeinigen Olympioniken mit ihren Reiterinnen und Reitern war zwar erhofft, aber so glanzvoll doch nicht erwartet.

Aus nordpfälzisch-rheinhessischer Sicht hat der sechste Platz von Dorothee Schneider mit ihrem Pferd Showtime aus Framersheim im Dressur-Einzel und natürlich die Goldmedaille mit der Mannschaft die Sportbegeisterten zum Jubeln gebracht. „Alle unsere Springreiter haben das Zeug, im Einzel vorne mitzumachen“, betonte Sven Bischoff aus Dörrmoschel, der in unserer Region zu den besten Springreitern gehört, vor der gestrigen Einzel-Entscheidung. Seit frühester Kindheit sitzt er selbst im Sattel und ist froh, dass seine Eltern ihn gefördert und „an die Kandare“ genommen haben. „Meine Eltern sind begeisterte Reiter gewesen und haben dafür gesorgt, dass ich immer eine gute Ausbildung erhalten habe.“ Natürlich hat er auch die Wettkämpfe der „Buschreiter“, wie die Vielseitigkeitsreiter liebevoll genannt werden, und die Entscheidungen in der Dressur verfolgt. „Vor den Buschreitern habe ich die meiste Achtung, denn die können alles auf einem hohen Niveau“, sagt Bischoff. Warum ist er beim Springen gelandet? „Das war schon als Junge klar, das hat mir den meisten Spaß gebracht“. Doch habe seine Mutter immer gesagt: „Wenn du dich bei zwei Springen meldest, dann musst du auch eine Dressurprüfung reiten.“ Das hat ihm als Jugendlicher nicht immer gefallen, heute ist er dafür dankbar. „Ohne gute Dressurgrundlagen geht auch beim Springreiten nichts.“ Die Wendungen, der schnelle Wechsel in den Galoppaden, das immer wieder neue Versammeln vor und nach den Sprüngen, das gehe ohne gute Grundlagen nicht. Heute ist das für ihn kein Thema mehr, denn gerade sein aktuelles Turnierpferd macht ihm die Arbeit leicht. „So ein Pferd wie meinen Donnersberger hatte ich noch nicht in meinem Stall, der macht einfach nur Laune. Er arbeitet gut mit, ist zuverlässig und nervenstark und hat ein tolles Springvermögen“, schwärmt Sven Bischoff von seinem dunkelbraunen Vierbeiner, der mit acht Jahren erst am Beginn seiner Turnierlaufbahn steht und schon beachtliche Erfolge aufweisen kann. Gerade hat er beim Reitturnier in Worms-Pfeddersheim in den schweren Prüfungen beachtliche Platzierungen erreicht. Donnersberger ist ein heimisches Gewächs mit dem Zweibrücker Brand, den Bischoff selbst gezogen und ausgebildet hat. Alles möglichst stressfrei, denn das kommt den Pferden generell sehr entgegen, weiß der Pferdefachmann: „Regelmäßiges Arbeiten, genügend Pausen und viel Zeit füreinander“, das ist Bischoffs Devise. Doch da muss auch die Familie mitmachen. Seine Frau Sandra unterstützt ihn kräftig, auch der Nachwuchs ist dabei und hilft. Das Pferde-Feeling haben die Bischoffs an ihre Kinder weitergeben und somit für Reiternachwuchs gesorgt. Was kann aber ein pferdenärrischer junger Mensch tun, wenn er Freude an den Pferdesportarten hat, aber das eigene Pferd noch nicht realisiert werden kann? Wie sieht es aus mit dem Nachwuchs in unserer Region? „Wir haben schon recht gute Schulbetriebe hier, man braucht einen guten Ausbilder und vor allem muss das Elternhaus mitziehen. Die Erfolge auf Turnieren sind fast immer von einer ganzen Familie erkämpft, denn wenn der helfende Trupp nicht da ist, hat es der Reiter schwer.“ Auch er hat immer noch einen Ausbilder an seiner Seite, Thomas Wittemer aus Worms-Pfeddersheim ist Freund und Coach zugleich. „Junge Reiterinnen gibt es viele, doch kommt die Pubertät, springen viele Mädchen wieder ab, da steigen dann eher die Jungs ein und reiten“, erklärt Bischoff. „Im Springreiten fehlen bei uns in der Region auch ein bisschen die großen Vorbilder. In der Dressur sind mit Uta Gräf und Dorothee Schneider zwei Top-Reiterinnen aus der Gegend, bei den Springreitern ist das leider im Moment nicht der Fall“, bedauert er. „Schön wäre es, wenn über das Pferdezentrum und das Landgestüt renommierte Ausbilder eingeladen würden, die ihr Wissen in Kursen weitergeben könnten. Man braucht schon richtig gute Leute, um auch mal über den eigenen Tellerrand hinausschauen zu können. Das würde gerade junge Menschen motivieren.“ Gute Pferde gibt es genug, es liegt erfahrungsgemäß eher am Reiter, wenn es auf den Turnieren nicht klappt. „Das Pferdematerial ist heute viel besser als früher, da hat die Zucht schon Tolles geleistet.“ Doch gut reiten, was ist das eigentlich? „Immer pferdegemäß arbeiten und auf das Wohl des Pferdes achten. Ein Pferd ist kein Turnschuh, den ich zum Laufen aus dem Schrank hole und dann losrenne. Reiten heißt, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen“. Was wünscht er sich für die Zukunft? „Vor allem, dass mein Pferd gesundbleibt“, lacht Sven Bischoff und klopft schnell auf Holz an der Box seines Reitpartners und der schnaubt. Hals- und Beinbruch also für dieses Nordpfälzer Paar.

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