Göllheim Renate Hallstein in der Kleinen Galerie in Göllheim

Renate Hallstein mit einigen ihrer Objekte, die sie meist aus Fundstücken herstellt.
Renate Hallstein mit einigen ihrer Objekte, die sie meist aus Fundstücken herstellt.

Die Kleine Galerie in Göllheim im Kerzenheimer Tor ist immer wieder für große Überraschungen gut. Mit der Freinsheimer Künstlerin Renate Hallstein ist das dem organisierenden Kulturverein um Doris Bugiel wieder gelungen, die zum ersten Mal ihre Exponate der Öffentlichkeit zeigt.

Claudia Schäfer, die stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins, stellte die Künstlerin und ihr Werk vor. „Was denken Sie, wenn Sie ,Dilettantismus’ hören?“ fragte sie die Besucher der Vernissage und erläuterte die Wandlung des Begriffs, mit dem Renate Hallstein ihre Kunst bezeichnet.

„Früher bezeichnete er den ungeschulten Künstler, Kunstliebhaber oder wissenschaftlichen Amateur, der sich liebhaberisch, ohne das Metier zu beherrschen, einer Sache widmete, um sich daran zu erfreuen. Dilettantismus kommt von lateinisch delectare, das heißt erfreuen. Heute ist der Begriff in sein Gegenteil verkehrt, der Dilettant ist der Nichtfachmann oder sogar der Unheil anrichtende Stümper.“

Künstlerische Impulse aus dem Dilettantismus

Die Kunst verdanke dem Dilettantismus jedoch wesentliche Impulse und Erkenntnisse, man denke nur an Konkrete Poesie und Musik, Dada, Punk oder die Kunstrichtung Fluxus der 60er Jahre. „Die Sache um ihrer selbst willen und ohne anerkannte Prüfungen zu gestalten, das trifft auch auf Renate Hallstein zu, die von sich selbst sagt: Ausprobieren, arrangieren, alles assoziations- und absichtsfrei, rumbasteln, bekritzeln und bekleckern, das mach’ ich“. Was dabei entsteht, ist eine neue Welt aus altbekannten Gegenständen, Farben und Formen, die in ihrer neuen Eigenwirkung bezaubern können.

Gleich im Treppenaufgang scheint ein luftig-leichter Wandbehang aus Papier dem Besucher entgegen zu wehen, eine Collage aus Kabelbinder und Strohhalm ergibt ein kleines Wandbild, Eierkartons an Schnüren werden zur wirkungsvollen Plastik. „Meine Skulpturen und Bilder stehen für sich selbst. Ich will nichts darin verstecken, keine Botschaften übermitteln, sie sind einfach nur da“, sagt Hallstein im Gespräch. Gerade ihre Skulpturen sind von besonderem Reiz, die Materialien? Alle aus dem Alltag, Hallstein wird überall fündig. „Wo entstehen keine Abfälle? Was reizt sie an ihren Fundstücken?“, fragt Claudia Schäfer. Es sind die Geschichten, die hinter den Gegenständen stehen, die Neukombination ergibt neue Geschichten. Beim genauen Hinschauen entdeckt der Betrachter wahrhaft Alltägliches, vom Schaschlick-Spieß über Obstnetze und Blechdosen.

Bildhafte Collagen

Ihre kleinen bildhaften Collagen sind oft sehr zart, ein Taucher in einem grünen See, kleine Papierzähne bilden Muster und Formvielfalt. Immer wieder ist Neues und doch Gewohntes zu entdecken. Laudatorin Claudia Schäfer fordert auf: „Fühlen Sie sich wie Alice im Wunderland und staunen Sie!“ Bürgermeister Dieter Hartmüller dankte den beiden Vorsitzenden des Göllheimer Kulturvereins Bugiel und Schäfer für ihr Engagement. „Es gehört seit vielen Jahren zum guten Ton in Göllheim, unsere Feste mit einer Kunstausstellung zu eröffnen, die immer wieder viele Künstler auch als Besucher zu uns bringen.“ Auch musikalisch gab es schöne, sommerliche Kunst, Iris Hees unterhielt mit Gesang und Gitarre und rundete mit ihrer Liedauswahl die bildende Kunst in der Kleinen Galerie nicht nur ab, sondern ergänzte sie beeindruckend.

Info

Die Ausstellung in der Kleinen Galerie im Kerzenheimer Tor ist an den Sonntagen 5., 12. und 19. Mai., jeweils von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

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