Donnersbergkreis Roter und Schwarzer sind sich grün

Auch die Münsterappeler Regenbogen-Grundschule war mit einer stattlichen Gruppe beim Kerweumzug dabei.
Auch die Münsterappeler Regenbogen-Grundschule war mit einer stattlichen Gruppe beim Kerweumzug dabei.

Rekordverdächtig wie die Länge und Vielfalt des Münsterappeler Kerweumzugs waren tags zuvor Zuspruch und Stimmung bei der Eröffnung. Und obwohl die Musik bis 3 Uhr spielte und ausgiebig gefeiert wurde, war das 16-köpfige Team der Kerwejugend anschließend noch in der Lage, die Halle wieder auf Vordermann zu bringen. So konnten nur wenige Stunden später Rudi Schäfer und seine Helfer das traditionelle Mittagsbuffet gewohnt souverän über die Bühne bringen.

Nachdem sich Mitwirkende und Zuschauer gestärkt hatten, formierte sich am oberen Ende der Hohlstraße bei strahlendem Sonnenschein ein farbenprächtiger Lindwurm, der von den Kleinsten des örtlichen Kindergartens über die Grundschüler, Tanzgruppen, Jugendfeuerwehr bis hin zu der in Ehren ergrauten Großeltern-Generation alles auf die Beine brachte, was im Appeltal – insbesondere in deren „heimlichen Hauptstadt“ – und darüber hinaus Beine zum Laufen oder Traktoren zum Fahren hat. Mit einem Hauch Selbstironie karikierten Ortsbürgermeister Gernot Pietzsch (CDU) und der pensionierte Pfarrer Lothar Schulz auf der mobilen Jagdkanzel den nicht immer herrschenden Dorffrieden mit der Aufschrift: „Don Camillo und Peppone – ein Schwarzer und ein Roter sind sich grün; und das in Münsterappel.“ Die Kerweborsch widmeten sich dem Computerspiel „Super Mario“ lautstark auf ihrem Motivwagen. Mindestens ebenso feierfreudig präsentierten sich die Kerwemäd aus Oberwiesen, die als Meerjungfrauen bekannten: „Vun de Kieme bis zur Flosse wolle mer die Sau rauslosse.“ Auch die Straußjugend aus Dörnbach erwies sich als feierfreudig und trinkfest, während die Kalkofer Kolleginnen und Kollegen ihren Dachlatten-Dinosaurier zur Schau stellten und die dortige Dorfjugend den Umzug um das Thema Wilder Westen bereicherte – mit Indianern, Cowboys, Tipis und sogar einem Marterpfahl. Aus Gaugrehweiler war die ganz in Schwarz gehüllte Showtanzgruppe „Amalia“ angereist, um ihre flotten Tanzschritte zu zeigen, während „Anjas Treff“ die Dartfreunde zu sich einlud und Mickel Tomschick für seinen Reifenhandel warb. Auch die ortsansässige, mobile Frisörin war mit von der Partie, allerdings als Führerin eines Pferdes, das Brennholz transportiert; gefolgt von einem rüstigen Rentner, der das Holzrücken per Pferd als Hobby für sich entdeckt hat. Die Chorgemeinschaft Mörsfeld-Kriegsfeld lud zur bevorstehenden Kerwe ins Nachbardorf ein, derweil die Theatergruppe Lampenfieber für die Aufführungen ihres neuesten Schwanks „Buenos Dias, Mallorca“ warb. Die örtliche Jugendfeuerwehr war auf Fahrrädern als schnelle Eingreifgruppe mit teils historischem Equipment dabei und „Anton“ begab sich mit Opa auf Tour. Im Schlepptau hatten sie einen Anhänger, auf dem Schäfchen unterm Sonnenschirm im Stroh dösten. Im Anschluss gaben Anne Grünewald und Nadja Iwers die „Stickelscher“ zum Besten, die seit der vorigen Kerwe für Gesprächsstoff im Dorf gesorgt hatten. Wie die Geschichte der jungen Frau, die zwar den Führerschein bestanden hat, aber wohl in Heimatkunde keine große Leuchte gewesen sein muss, weil sie sich permanent verfährt. Andere Folgen übermäßigen Alkoholkonsums – wie ein unfreiwilliges Bad im Bach oder die des Spezialisten, der sich bei einer Kneipentour in Düsseldorf, ohne es zu merken, einer anderen Gruppe angeschlossen hat – wurden ebenso beklatscht wie die legendären Ausrutscher der Appeltaler Fußballfans. Bei Kaffee und Kuchen wurde danach das Gehörte noch einmal Revue passieren lassen, und gestern verwöhnte Stefan Leisenheimer im Dorfgemeinschaftshaus die Gäste beim gemeinsamen Mittagessen. Um 14 Uhr begann ein Schafskopfturnier, dem ein musikalischer Ausklang mit Tombola folgte. Heute stehen zunächst traditionell die Kleinsten im Mittelpunkt, für die es Karussell-Freikarten gibt, ehe gegen Abend die Kerwe verbrannt wird.

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