Donnersbergkreis Sechs Bewerber um einen Altar

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Bereits seit zwei Jahren wird über den Verbleib des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Boßweiler Altars diskutiert. Als im März 2014 die Entscheidung zum Verkauf des Bistumshauses St. Ludwig in Speyer getroffen wurde, haben die ersten Pfarreien ihr Interesse gegenüber dem Bistum bekundet, wie der Sprecher des Bistums, Markus Herr, auf RHEINPFALZ-Anfrage mitteilte.

Die fünf Pfarreien sind Neuleiningen, Boßweiler, Deidesheim, Burrweiler und Landau (Heiliger Augustinus). Sie alle sehen in ihren Kirchen einen optimalen Standort. Herr betont: „Es handelt sich bei der Suche nach einem neuen Standort für den Altar nicht um einen Wettbewerb mit Bewerbungen.“ Das Bischöfliche Denkmalamt stattet die Kirchen im Bistum mit sakralen Einrichtungsgegenständen aus und sucht auch für die Gegenstände einen geeigneten Ort. Das Bischöfliche Denkmalamt begrüße das Interesse der Pfarreien. „Zusätzlich zu den Interessensbekundungen der Pfarreien wird vom Bischöflichen Denkmalamt auf Vorschlag des Domkapitels die Katharinenkapelle des Doms als Standort in Betracht gezogen“, berichtet Herr. Begründung: Der Altar sei nach seiner Wiederentdeckung 1860 bis zur Domrestaurierung in den 1960er Jahren dort aufgestellt gewesen. Für Boßweiler spricht beispielsweise, dass in dem Quirnheimer Ortsteil – wie der Namen vermuten lässt – der Altar entdeckt wurde. Wie mehrfach berichtet, besuchte Bischof Nikolaus von Weis 1860 die dortige Kirche. Domkapitular Wilhelm Molitor begleitete ihn damals und entdeckte die unbeachtet herumstehenden, stark verschmutzten Einzelgemälde. Er nahm sie mit nach Speyer und ließ sie auf eigene Kosten aufbereiten. Anschließend wurden sie im Dom aufgestellt. Weil der Altar in der Katharinenkapelle unter der Feuchtigkeit litt, wurde der Boßweiler Altar 1961 in die Kirche St. Ludwig in der Korngasse gebracht. Auf diese Fakten weißt auch Hildegund Rixner aus Neuleiningen hin, die der festen Überzeugung ist, dass der Altar einst in Neuleiningen stand. „Boßweiler gehörte früher zum Dekanat Neuleiningen. Als 1712 in Neuleiningen drei neue barocke Altare aufgebaut wurden, könnte es sein, dass der vorherige gotische nach Boßweiler geschafft wurde, wo er 1860 gefunden wurde“, so Rixner. In Neuleiningen existieren zudem drei Schreinfiguren, die einst den Mittelteil des Altar gebildet haben könnten, ist Rixner überzeugt. Es gebe vergleichbar aufgebaute Altare aus dem 15. Jahrhundert, was ihre Theorien weiter untermauere. Eine ganz andere Überzeugung vertritt Klaus Linska aus Ebertsheim, der für die Boßweilerer Kirchengemeinde begründet, warum der Altar dorthin zurückkehren sollte. Auch wenn die Entstehung des Altars in Boßweiler nicht dokumentiert sei, liege die Vermutung nahe, dass er ursprünglich aus dem Kloster Rosenthal stammen könnte, schreibt Linska. Das Kloster habe in Boßweiler einen Hof unterhalten. In einem Göllheimer Heimatbuch sei erwähnt, dass der Altar während Kriegswirren nach Boßweiler gebracht worden sei. Linska führt auch an, dass die Kirchengemeinde stets eine intensive Verbindung zum Altar hatte, sogar Kommunionkinder nach Speyer gereist sind, um ihn zu besichtigen. Für Boßweiler spreche auch, dass die Kirche eine Raumüberwachung habe. Als Aufstellort schlägt Linska die Westseite der Kirche in Boßweiler vor. Burrweiler und Landau verweisen laut Herr bei ihrem Werben auf den gotischen Baustil ihrer Kirchen, die eine kunsthistorische Nähe zum Altar schaffen würden. „In Landau fehlt im Chorraum eine angemessene liturgische Ausstattung. Burrweiler würde mit dem Altar gerne die Kirche als Ausgangspunkt zur Wallfahrt zur Annaberg-Kapelle betonen“, so Herr. Die Entscheidung wird noch gut ein Jahr auf sich warten lassen. Das Denkmalamt prüft erst einmal alle Orte und beurteilt sie dann anhand der klimatischen Rahmenbedingungen, Sicherheitsaspekte, Besucherfrequenz, Öffnungszeiten der Kirche, des kunst- und kulturhistorischen Kontextes und der architektonischen Einbindung in den Kirchenraum, wie Herr berichtet. „Zur Sicherheit gehören vor allem der Schutz vor Diebstahl und Vandalismus. Eine hohe Besucherzahl ist im Blick auf die soziale Kontrolle von Vorteil. Wenn sich niemand in der Kirche aufhält, sollen Bewegungssensoren und eine Alarmsicherung den Schutz des Altars ermöglichen“, erläutert Herr.

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