Donnersbergkreis Seelenbilder zu Krieg und Frieden

Von einer hohen künstlerischen Substanz sprach Detlof von Borries für den Kunstverein bei der Eröffnung der Ausstellung des Kais
Von einer hohen künstlerischen Substanz sprach Detlof von Borries für den Kunstverein bei der Eröffnung der Ausstellung des Kaiserslauterer Fotografen Thomas Brenner.

«Kirchheimbolanden.» Wir sind daran gewöhnt, in einer Zeit der Bilderflut zu leben. Dennoch oder gerade deshalb ist man beeindruckt zu sehen, wie der Kaiserslauterer Fotograf Thomas Brenner mit berührenden und verstörenden Bildern auf seine Anliegen aufmerksam macht. Eine Ausstellung mit sechzehn großformatigen Fotografien zu den Themen „Couvent“ und „Krieg und Frieden“ wurde im Ostflügel der Orangerie eröffnet.

„Ich möchte als Künstler nicht nur Ästhet sein, sondern auch in der Zeit stehen. Diese Fotografien mache ich für meine Seele, ich möchte meine soziale und politische Verantwortung wahr nehmen und ein Statement abgeben“ erklärt Brenner. Er sei froh, dass er in seiner Arbeit einen Sinn sehen und Spaß haben könne, auch in den Bereichen, mit denen er sein Geld verdiene: Industrie- und Architekturfotografie sowie Imagekampagnen (derzeit: Inklusion in Baden-Württemberg). In der Ausstellung sieht man auf den ersten Blick Bekanntes aus der Wirklichkeit: Menschen, Gießkannen, Aktenordner, Bücher, Sammelbilder, Mönchskutten, Helme, Gasmasken, Holzschwerter. Den Rahmen bildet ein verlassenes Kloster oder die aufgegebene Stadtgärtnerei in Kaiserslautern. Lichtführung, Kontext und Kombination der Motive stören aber sogleich die Seh- und Deutungsgewohnheiten. Die Fotografien zeigen Inszenierungen, in denen nichts Zufall ist. Sie verblüffen und regen zu näherem Betrachten an. Dann erschließt sich ein Motiv und der Betrachter findet Gedanken und Worte für diese Bildsprache. So blickt man in den langen Gang eines Gewächshauses. Auf dem Boden wachsen Grassoden in Form von Lebkuchenmännern. Das Grau der schäbigen halbhohen Seitenwände, das Licht der Glühbirnen und das Grün der Pflanzen spiegeln sich im Glasdach. Drei Kinder gießen die Figuren mit hell strahlenden Gießkannen, aus denen nicht Wasser, sondern Gras fließt. Eine „Menschenzuchtanstalt“ assoziiert eine Besucherin. Als sei es ein Kinderspiel, Soldaten zu „züchten“. Auf einem anderen Foto blicken drei Männer mit Gasmasken auf Grassoden, die die Form von Kinderpaaren haben. Das Grün erfreut, aber die Gasmasken lassen nur die Gedankenverbindung zu Kindersoldaten zu, die hier heranwachsen. Gasmasken verwendet Brenner häufig in seinen Inszenierungen zum Thema Krieg und Frieden, die im Kontrast zu einer vertrauten, friedlichen Umgebung stehen, aber uns an aktuelle Ereignisse erinnern. Einmal hat er viele an einem kreuzförmigen Stahlgerüst aufgehängt, sie muten zunächst wie Fledermäuse an. Am Boden breiten Menschen in schwarzen Umhängen und Gasmasken ihre Arme aus und schwingen Holzschwerter. Was mit ihnen geschehen wird, erkennt man an den in Reihen angeordneten Stahlhelmen, die auf dem Gras liegen, als seien sie Kreuze eines Soldatenfriedhofs. Mit seiner zweiten Ausstellung in der Orangerie präsentiere der Kunstverein Donnersbergkreis nun einen Einzelkünstler von überregionaler Bedeutung, erläutert Uli Lamb. „Sind Fotografen Künstler?“, fragt er, ihre Kunst könne schließlich von jedem betrieben werden. Die Fotografie sei längst in der Kunst angekommen, auch kommerziell, schließlich würden heute mehrfache Millionenbeträge für Fotografien erzielt, fährt er fort. Es ist ihm ein Anliegen, Brenners Kunst zu würdigen. Motive, Kontext, Licht – die Verfremdung der Realität gebe dem Gezeigten eine andere und surreale Bedeutung. „Es steckt eine hohe künstlerische Substanz hinter jedem Motiv“, ergänzt Detlof von Borries. In ein verlassenes Kloster habe ein Freund ihn eingeladen, um darin zu arbeiten, erläutert Brenner den Anlass für die zweite Serie (Couvent) der Ausstellung. „Das Surreale kommt durch das Licht und das Blitzlicht aus verschiedenen Richtungen“. Gerne erzählt er von Hintergründen und Entstehungsgeschichte seiner Werke und weist auf seinen Diavortrag am kommenden Dienstag hin, da gebe es mehr davon. Im ersten Stock des Klosterkreuzgangs sieht man vier Mönchspaare in braunen Kutten und Kapuzen. Sie übergeben einander leere Aktenordner. Im Vordergrund ein Mönch ohne Kapuze, seine Frisur und ein auffälliger silberner Ring legen die Idee nahe, er sei ein Punk. Er schreibt mit einer Feder in ein Buch mit Ledereinband. Brenner lässt den Gedanken freien Lauf, die ihn bei der Konzeption des Bildes leiteten: der „Punk“ kopiert das Wissen, das über Jahrhunderte in Klöstern tradiert wurde, den Kindern würde aber Leere vermittelt. Info Die Ausstellung im Ostflügel der Orangerie ist täglich von 16 – 19 Uhr geöffnet. Zu Geschichten hinter den Bildern bietet Brenner am Dienstag, 16. Mai, einen Diavortrag über seine Arbeit mit der Kamera an. „Es wird sehr kurzweilig“ kündigt er an.

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