Donnersbergkreis Supersommer setzt Fledermäusen zu

Bechsteinfledermäuse in ihrem Sommerquartier. Auch die Entwicklung ihrer Population bereitet den Naturschützern im Kreis Sorgen.
Bechsteinfledermäuse in ihrem Sommerquartier. Auch die Entwicklung ihrer Population bereitet den Naturschützern im Kreis Sorgen.

Lange Gesichter machten die vier Fledermaus-Schützer der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg, als sie Ende September die Höhlen für die Fledertiere im Wald kontrollierten. In viereinhalb Stunden fanden sie nur vier verschlafene Nachtflatterer an der Igelborner Höhe bei Winnweiler. Vor einem Jahr waren es bei der gleichen Tour unglaubliche 51 gewesen – ein trauriges Ergebnis für die Naturschützer.

Fledermaus-Experte Hans König aus Kirchheimbolanden nennt vier wahrscheinliche Gründe für den katastrophalen Rückgang: So sei das Wetter im März, als die Fledermäuse aus dem Winterschlaf erwacht waren, nass und kalt gewesen, weshalb es kaum Insekten gegeben habe. Es fehlte also an Nahrung. Im Sommer hingegen sei es so heiß gewesen, dass die Fledermäuse aus den Sommerquartieren auszogen. Hinzu komme der allgemeine Mangel an Insekten und das Fehlen von Bäumen, die bei der heutigen Forstwirtschaft stellenweise stark ausgelichtet würden. Wo sich die Nordpfälzer Fledermäuse über Sommer aufgehalten haben, sei unklar, so König. „Es bleibt nur zu hoffen, dass sie irgendwo überlebt haben und im nächsten Jahr wieder da sind.“ Nur wenig besser sieht die Bilanz aus, wenn man die Zahlen anderer Kolonien dazuzählt. Bei Dielkirchen drängelten sich vier Bechsteinfledermäuse in einer Höhle, beim Messersbacherhof/Gundersweiler fanden die Nabu-Helfer zwei Bechsteinfledermäuse, eine Zwergfledermaus und einen Kleinen Abendsegler in ihren Sommerwohnungen. Insgesamt ergab das zwölf Exemplare – 84 waren es noch im Vorjahr gewesen. Geradezu katastrophal sah es für die Braunen Langohren aus: Von 54 Tieren im Jahr 2017 stürzten sie auf Null ab. Für die Naturschützer eine Katastrophe, die das Schlimmste befürchten lasse. Etwas besser, wenn auch noch besorgniserregend, sah es für die Bechsteinfledermäuse aus, deren Anzahl von 27 auf zehn sank. Während Fledermäuse früher unter abergläubischer Verfolgung leiden mussten, machen ihnen heute Umwelt-Veränderungen zu schaffen. So hatte etwa der Einsatz von Giften in den 1960er und 70er Jahren für sie katastrophale Auswirkungen: Er vernichtete die Insekten, die Nahrung der Nachtschwärmer. Mittlerweile sind alle 17 im Donnersbergkreis lebenden Arten in ihrem Bestand gefährdet, vom Aussterben bedroht und auf menschliche Hilfe angewiesen. Die Nordpfälzer Naturschützer haben in den Wäldern des Landkreises im Lauf der Jahre 105 Höhlen als Sommerquartiere aufgehängt. Zudem wollen sie bei der Bevölkerung Verständnis und Sympathie für ihre Schützlinge wecken. Dass die Entwicklung der Fledermauspopulation derzeit solch dramatische Ausmaße annimmt, stimmt die Fledermaus-Schützerinnen Lisette Augustinus aus Dielkirchen und Kornelia Reuther aus Bolanden traurig: „Mit so einer Katastrophe war nicht zu rechnen. Bleibt nur die Hoffnung, das die Fledermäuse irgendwie diesen Supersommer überlebt haben.“

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