Donnersbergkreis „Vergessen Sie den Pflege-Tüv“

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Auf Einladung der Donnersberger Landtagsabgeordneten Simone Huth-Haage (CDU) sprach der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Patienten und Pflege, Karl-Josef Laumann, im Azurit-Seniorenzentrum Zehnthof in Eisenberg über „Herausforderungen und Zukunft in der Pflege“ und über seine Forderungen dazu aus der Praxis heraus.

Nach einem Rundgang der Delegation – darunter auch Bundestagsabgeordneter Xaver Jung – mit Azurit-Leiter Hendrik Meinen durch das Seniorenheim zeigte sich Laumann bestätigt: Die Pflegestärkungsgesetze, die der Bundestag beschlossen hat, „sind die bedeutendste Reform der Pflegeversicherung in ihrer 20-jährigen Geschichte“. Die „Minutenpflege“ gehöre der Vergangenheit an. „Wir schauen stattdessen sehr genau, wie selbstständig der einzelne Mensch in seinem eigenen Umfeld – ob zu Hause oder in einem Pflegeheim – seinen Alltag noch gestalten kann“, so Laumann. Die Bundesregierung nehme dafür viel Geld in die Hand. So stünden ab 2017 jährlich zusätzlich rund fünf Milliarden Euro mehr zur Verfügung. Laumann und Huth-Haage waren sich aber auch einig, dass Geld alleine nicht pflegt, sondern pflegebedürftige Menschen versorgt und betreut werden müssen. Darum sieht Huth-Haage es als notwendig an, dass „wir den Pflegeberuf attraktiver machen, sonst werden wir in Zukunft nicht mehr genügend Menschen dafür finden“. Die heute rund 700.000 Menschen in der Pflege werden aufgrund des demografischen Wandels bald nicht mehr ausreichen. Laumann unterstrich dies und zeigte drei wichtige Schritte zur Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufs auf: Die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation, die Ausbildungsreform im Sinne der Generalistik sowie faire Löhne. Laumann: „Bis das neu beschlossene System steht, kann ich den Bürgern nur empfehlen: Vergessen Sie den heutigen Pflege-Tüv. Um sich ein möglichst realistisches Bild von einem Heim zu machen, sollten Sie sich selbst die Einrichtungen vor Ort anschauen und mit den Menschen dort reden.“ Dabei empfahl er den Pflegeeinrichtungen, auch auf eigene Küchen zu setzen. „Die Menschen schätzen ein gutes Essen, das aus der Region kommt, und Gerichte, die sie kennen.“ Die Gelder aus der Pflegeversicherung müssten bei den Menschen ankommen – egal ob sie im häuslichen Umfeld, in einer Wohngruppe oder im Heim sind. Deutschland werde Zuwanderung in der Pflege brauchen – so Laumann – , und auch das Ehrenamt werde in der Pflege unverzichtbar sein. Abschließend wandte sich der Bevollmächtigte der Bundesregierung der Palliativversorgung und Hospizmedizin zu. Laumann mahnte an, dass man in Deutschland zu einer guten, flächendeckenden palliativmedizinischen Versorgung kommen müsse. „Damit kein Mensch Angst haben muss, dass er mit Schmerzen leben muss“, so Laumann. Landtagsabgeordnete Simone Huth-Haage sieht die Hospizbewegung auf einem guten Weg: „Dennoch müssen wir die Hospizversorgung weiter fördern und ausbauen – sei es zu Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz.“ (ps)

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