Donnersbergkreis Viele Flaschen und sogar ein Fernseher

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Ausgerüstet mit Warnwesten, Greifzangen und Müllsäcken, schwirrten sie am Samstag auf Straßen, Plätze und ins Gelände aus, um sie von dem zu befreien, was Mitmenschen dort achtlos entsorgt hatten: Müll. Männer, Frauen und auch Kinder packten fleißig an beim zweiten Kirchheimbolander Dreck-weg-Tag. Unterstützt wurden sie diesmal von Flüchtlingen, die zur Zeit in der Region leben. Ein Rundgang zu einigen Stationen.

Samstag, 10 Uhr, Borg-Warner-Parkplatz an der Kaiserstraße. Um den städtischen Ehrenamtsbeauftragten Wolfgang Hupp scharen sich etwa 40 Personen und nehmen „Ausrüstung“ entgegen: Warnwesten – leihweise vom Rotary Club zur Verfügung gestellt, der auch die Idee hatte, Flüchtlinge an dieser Aktion zu beteiligen –, Handschuhe, lange Greifzangen sowie Müllsäcke. Der größte Teil der Anwesenden sind Flüchtlinge, die teilweise von den Rotariern auch aus umliegenden Orten herbei gefahren wurden, eine kleinere Gruppe gehört der Freien Evangelischen Gemeinde (FEG) an. Nachdem Hupp Kleingruppen eingeteilt und auf die problematischsten Bereiche hingewiesen hat, geht es mit Säcken ans Mülleinsammeln. Ein Iraner, der etwas verspätet eintrifft, reiht sich motiviert in eine Gruppe ein; er kommt aus Ilbesheim und hat auch gleich Frau und Kind mitgebracht. Seine Frau bedauert, wegen einer Knieverletzung nicht mithelfen zu können. Ein Flüchtling aus Syrien legt Wert darauf, dass er und seine Mithelfer freiwillig hier sind; er hat auch mit dem Einsammeln des Abfalls keine Probleme und sagt mit sarkastischem Unterton: „Zu Hause in Syrien ist zur Zeit auch fast alles Müll!“ Pfarrer i. R. Elmar Funk, der bei der Flüchtlingshilfe aktiv ist, hat sich ebenfalls dieser Gruppe angeschlossen. Seiner Meinung nach ist der Einsatz der Flüchtlinge auch als Ausdruck des Dankes für die freundliche Aufnahme in unserer Region zu sehen. Neben einer Unmenge von Zigarettenkippen auf dem gesamten Platz findet sich der meiste „Dreck“ am Randbereich im nicht immer leicht zugänglichen Buschwerk: Plastikbecher, Papier, Kronkorken und sehr viele Glasflaschen. An einer Stelle ist fast eine kleine Deponie zu finden. Warum eine Flasche, die gefüllt mitgebracht wurde, nicht leer „abtransportiert“ wird, darüber kann man nur verständnislos den Kopf schütteln. Im Schlossgarten ist der Förderkreis mit Gudrun Bauer im Einsatz. Hier gibt es zwei Hauptprobleme: Zum einen ebenfalls die vielen leeren Flaschen, die von nächtlichen Trinkgelagen zeugen und den kurzen Weg zu einem der zahlreichen nächsten Mülleimer nicht schaffen. An einer Stelle finden die Helfer eine volle Plastiktüte, die „kunstvoll“ am Ast eines Baumes drapiert ist. Viele Fundstücke sind sogar Pfandflaschen; sie werden nun zurückgegeben, das Geld bekommen die fleißig mit sammelnden Kinder, wie eine Mutter berichtet. Das zweite Hauptproblem, das an diesem Tag leider nicht beseitigt werden kann, stellen die zahlreichen Hinterlassenschaften von Hunden dar, denen man vor allem auf den Grasflächen begegnet. Am Eingangsbereich befindet sich zwar ein Kasten mit Tüten zum Beseitigen der Exkremente, außerdem wird eine Strafe von 25 Euro angedroht, dies zeigt aber keine Wirkung. Wie Bauer ausführt, seien viele Hundebesitzer einfach ignorant und weigerten sich – selbst wenn sie angesprochen werden – diese Tüten einzusetzen; außerdem werden sie oft aus dem Kasten herausgerissen und in der Gegend verteilt. Selbst ein Markieren der „Stellen“ mit Fähnchen, das vom Förderkreis vor etwa einem Jahr initiiert worden war, hat keine Besserung gebracht. Auch im Bereich des Jakob-Enders-Stadions auf dem Schillerhain sind eifrige Sammler am Werk. Mitglieder des SVK und von Bündnis 90/Die Grünen sind hier im Einsatz. Sie geben eine eher positive Rückmeldung, denn sowohl auf dem Parkplatz als auch im Stadion selbst findet sich weniger Dreck als erwartet. Was vermutlich damit zusammenhängt, dass der Platzwart öfter mal nach dem Rechten sieht. Im Ortsteil Haide sind der Verschönerungsverein Haide und die Kibo- Karnevalgesellschaft am Sammeln. Tina Hofmann, Schriftführerin des Vereins, ist mit Kindern unterwegs und berichtet, dass sie außer dem üblichen Müll auch Autoreifen und einen Fernsehapparat gefunden haben, also Sondermüll, dessen illegale Beseitigung sogar unter Strafe steht. Sehr viel „Dreck“ war auch am Rand sowie auf dem Zufahrtsweg des Naturschutzgebietes(!) Steinbühl vorhanden. Die Kinder sind hoch motiviert; sie erzählen, dass ihnen das gemeinsame Finden und Sammeln des Abfalls zwar Spaß macht – auch weil sie dabei etwas für die Umwelt tun – , aber das Wegwerfen selbst finden sie natürlich nicht so gut. Am stillgelegten Bahndamm ist der Einsatzbereich der Jugendfeuerwehr Kirchheimbolanden, deren Mitglieder stolz berichten, dass sie den Damm auf beiden Seiten von vielem achtlos weggeworfenen Unrat befreit haben. Gegen 12 Uhr treffen sich die Helfer zum Abschluss in der Jahn-Turnhalle, um als Dankeschön ein kleines Mittagessen einzunehmen. Die Landfrauen haben Leckeres vorbereitet – Gulasch- und Kartoffelsuppe mit Brot – , Getränke gibt es aus der Jahnstube. In seinem Fazit weist Hupp darauf hin, dass an beiden Tagen – am Freitag waren bereits Schulklassen und Kita-Gruppen unterwegs – mindestens jeweils 200 Helferinnen und Helfer im Einsatz waren. Insgesamt wurden rund 20 Kubikmeter „Dreck“ gesammelt, die zunächst im Bauhof in Containern gelagert und später endgültig entsorgt werden. Das Volumen übersteigt das Ergebnis vom letzten Jahr – allerdings waren diesmal auch rund 40 Sammler mehr dabei. Hupp verband seinen Dank an alle Beteiligten mit dem leisen Wunsch, im nächsten Jahr so eine Großaktion gegen massenweise herumliegenden Unrat nicht mehr organisieren zu müssen. Aber das, sieht er realistisch, werde wohl leider ein frommer Wunsch bleiben. Info Folgende Gruppen waren beteiligt: Freie Evangelische Gemeinde (FEG), Flüchtlingshilfe Kirchheimbolanden und Umgebung, Fitnessstudio Injoy, Förderkreis Schlossgarten, Heilpädagogium Schillerhain, Jugendfeuerwehr, Kibo-Karnevalgesellschaft, Pfälzerwaldverein, politische Parteien (CDU, Grüne, SPD), Rotary Club Kirchheimbolanden, Sportverein Kirchheimbolanden (SVK), Stammtischrunde, Verschönerungsverein Haide sowie viele Privatpersonen.

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