Donnersbergkreis Vieles im Ort ist „in de Reih“

Rund 25 Schiersfelder sind beim Dorfspaziergang dabei – die jüngste ist Lea-Sophie (4, hinten links), der älteste Ottmar Kaiser
Rund 25 Schiersfelder sind beim Dorfspaziergang dabei – die jüngste ist Lea-Sophie (4, hinten links), der älteste Ottmar Kaiser (91, vorne rechts).

Vieles in Schiersfeld ist „in de Reih“, wie der Pfälzer zu sagen pflegt. Den ersten Beweis gibt es schon nach wenigen Metern: Vis-à-vis des Treffpunkts am Dorfgemeinschaftshaus standen bis vor kurzem noch unansehnliche Büsche. „Die haben wir ausbaggern lassen“, erzählt Ortsbürgermeister Ingo Lamb im Beisein von rund 25 Bürgern, die am Mittwochabend zum Rundgang mit der RHEINPFALZ gekommen sind. Jetzt herrscht freie Sicht – nicht nur auf „die wunderschöne Sandsteinmauer“ als Begrenzung des Rasenstreifens, sondern auch auf den prachtvollen Privatgarten dahinter. Drei Rentner kümmern sich laut Ratsmitglied Rolf Nehrbaß auf 450-Euro-Basis um die Grünanlagen, „wir haben viele grüne Ecken in den Seitenbereichen“, ergänzt Lamb. Ein Stück weiter am Spielplatz hat die Gemeinde vor ein paar Monaten die Lindenbäume um einige Meter stutzen lassen, „da haben wir jetzt wieder ein paar Jahre Ruhe“, so der Ortschef. Stichwort Spielplatz: Dort ist ebenfalls in diesem Jahr ein maroder Holzturm durch ein vollverzinktes Klettergerüst ersetzt worden. „Zudem haben wir als Fallschutz auf dem Gelände 40 Zentimeter hoch Rindenmulch aufgebracht – insgesamt 80 Kubikmeter“, berichtet Lamb von dem rund einwöchigen Einsatz, an dem etwa zehn Helfer beteiligt waren. Und zwei Frauen ergänzen, „dass der Spielplatz richtig intensiv genutzt wird“. Wie zur Bestätigung stürmen sofort mehrere Kinder die neue Attraktion. Nachdem bereits vor sechs, sieben Jahren Geräte ausgetauscht worden waren, ist nun auch dieses Areal – vielleicht mit Ausnahme der Holzwippe – „in de Reih“. Weiter geht’s zum Ortsausgang Richtung Mannweiler-Cölln. Hier liegt der Wohnmobilstellplatz „Sulzbachtal“, wie weitere Maßnahmen vor einigen Jahren im Zuge der Dorfmoderation entstanden. Positiver Nebeneffekt: Der Schotterplatz kann auch von Friedhofsbesuchern zum Parken genutzt werden. Für maximal acht Camper stehen hier Wasser, Strom und bald auch ein WLAN-Hotspot zur Verfügung – unisono betonen die Teilnehmer, dass der Platz das ganze Jahr über gut angenommen wird. „Ganz viele kommen aus der Stadt hierher. Und wenn man mit ihnen spricht, betonen sie alle, wie schön die Natur bei uns ist“, sagt Ratsmitglied Reiner Lieser. Einen materiellen Gewinn hat die Gemeinde zwar nicht, da es im Ort weder Lebensmittelgeschäfte noch Gastronomie gibt. Doch sind sich alle einig, dass unsere Region insgesamt von solchen Angeboten profitiert. Dazu passt, dass die Pension im Dorf inzwischen mehr als 150 Übernachtungen im Jahr verzeichnet. Und dass die Homepage schon 35.000 Zugriffe registriert hat, wertet Lamb als Indiz, „dass sich die Menschen, die hierher kommen, vorher informieren“. Der Stellplatz ist zugleich Start und Ziel mehrerer Rundwanderwege; an einem von ihnen – der „Römerschleife“ – sind zwei Stationen mit jeweils drei Trimm-Dich-Geräten platziert. Zwei weitere plus ein Bolzplatz befinden sich am Ausgangspunkt, der nicht nur deshalb auch ein beliebter Treff für Jugendliche ist. Hier wird, ist der Hotspot erst einmal vorhanden, „die Jugend wohl noch mehr Zeit verbringen“, schätzt Stefan Glaß schmunzelnd. Ein weiterer Anziehungspunkt liegt nur wenige Meter entfernt: die Grillhütte samt Küche und WC, die zudem einen überdachten Bereich für rund 200 Personen bietet. Vor drei, vier Jahren wurde noch ein Grillpavillon angebaut. „Nicht mehr ganz so oft wie früher, aber über Sommer bestimmt noch an 15 Wochenenden“ sei die Grillhütte belegt, teilt Nehrbaß mit, der sozusagen Nachbar ist und selbst hier seit 30 Jahren an Pfingsten Familientreffen feiert. Fast zwei Jahrzehnte ist hier auch die Kerwe über die Bühne gegangen, dazu wurde jedes Mal ein Großzelt aufgestellt. „Sehr aufwändig“ sei das gewesen, so Lamb – einer der Gründe, warum das Fest dieses Jahr erstmals zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Kirche stattgefunden hat. Dort gegenüber befindet sich ein weiteres Projekt, das mit viel Eigenleistung gestemmt worden ist: der Abenteuerspielplatz an der Moschel mit Rutsche und Seilbahn – Letztere sei „ein Traum der Kinder“ gewesen, so Lamb. Wobei die Redakteure Kathrin Thomas-Buchen und Rainer Knoll erfahren, dass auch ältere Bürger wiederholt in der Luft das Gelände überquert haben ... Dieses sei ein „Schandfleck“ mit einem baufälligen Gebäude gewesen, so Lamb. Per Grundstückstausch habe die Gemeinde das Areal in ihren Besitz gebracht – in monatelanger Eigenleistung ist eine schmucke Anlage entstanden, in die zahlreiche Sandsteine des alten Anwesens integriert worden sind. Eine Feuerstelle sowie ein Unterstand mit Sitzgelegenheiten komplettieren den Platz, der zudem für die Maifeier oder den Weihnachtsmarkt genutzt wird. Bitter: Bei der Flut 2014 wurde eine Begrenzungsmauer komplett eingedrückt – um sie wieder „in die Reih“ zu bringen, war ein erneuter Arbeitseinsatz erforderlich. Ohnehin ist das verheerende Unwetter auch vier Jahre später immer wieder Gesprächsthema. Etwa die Geschichte der damals erst wenige Wochen alten Lea-Sophie. Mit Hilfe eines Frontladers musste das Baby damals gemeinsam mit seiner Mutter aus dem von Wassermassen umgebenen Haus befreit werden. Die Schiersfelder erinnern sich noch gut an die dramatischen Stunden. Nicht nur bei der Beseitigung der Hochwasserfolgen haben sie kräftig Hand angelegt: Generell lobt Lamb die Moral der freiwilligen Helfer, die da sind, wenn sie gebraucht werden. Recht gut sieht es bei der Feuerwehr aus, die laut Tomas Freund dank zweier neuer Mitglieder nun beachtliche elf Aktive hat. Vieles im Dorf wird getragen vom Förderverein für Brauchtum und Kultur sowie dem Gemeinderat: Kerwe, Martinsumzug, Hexennacht und Weihnachtsmarkt. Wobei die handelnden Personen meist die gleichen sind, wie Stefan Glaß sagt: „Viele sind in mehreren Vereinen aktiv.“ Vielleicht gibt es aber in ein paar Jahren weitere Unterstützung: Vier Häuser im Dorf haben erst kürzlich die Besitzer gewechselt, mehrere junge Familien mit Kindern haben hier ein neues Zuhause gefunden. Die Ruhe und die Tatsache, die Kinder unbesorgt draußen spielen lassen zu können, sei für Eltern ein großes Plus, so Glaß. Zum Abschluss geht’s in die „alt Schul“ – bis 1972 wurden hier die Klassen eins bis vier unterrichtet –, als Dorfgemeinschaftshaus heute Dreh- und Angelpunkt des Gemeindelebens. Jeden Freitag wird es in eigener Regie als Gaststätte geöffnet, auch Ratssitzungen oder das von Klaus Lamb – der sich über weitere und jüngere Besucher freuen würde – an jedem zweiten Donnerstag im Monat organisierte Nachmittagscafé finden hier statt. Im Obergeschoss gibt es einen Jugendraum, der momentan wegen eines Generationenwechsels zwar nicht so rege genutzt wird, aber wiederbelebt werden soll. Dass auch hier vor vier Jahren im Erdgeschoss das Wasser stand, sieht man dem altehrwürdigen Gebäude aus dem Jahr 1828 nicht an – einer Renovierung sei dank. Neue Sanitäranlagen, neue Fliesen, sogar eine Infrarot-Deckenheizung gibt es hier. Dagegen wurde der alte Holzfußboden nach mehrmaligem Abschleifen ebenso erhalten wie die hölzerne Eingangstür. „Die gehört hier hin“, kommentiert Lamb die gelungene Mischung aus Alt und Neu. Auch das Bürgerhaus ist nun also „in de Reih“. Wie so vieles in Schiersfeld.

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