Donnersbergkreis Von Gott als der „festen Burg“

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BISCHHEIM. Der Reformationstag war in Bischheim Anlass eines Gottesdienstes und einer geistlichen Abendmusik. Bezirkskantor Martin Reitzig, der die musikalische Leitung des Abends inne hatte, eröffnete mit einem Allegretto des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel den Gottesdienst in der heimeligen Bischheimer Kirche.

Das Lied, das die evangelischen und lutherischen Reformationsgedanken bis heute symbolisiert, folgte als Gemeindelied: „Ein feste Burg ist unser Gott“. Dekan Stefan Dominke bezog sich sogleich im Votum auf das Ereignis vor nunmehr nahezu 500 Jahren, als die 95 Thesen des kleinen Mönches Martin Luther als Aufforderung zur Überprüfung des Gewissens des Einzelnen jene Bewegung anstießen, die Europa grundlegend verändern sollte. Wie international die Reformation werden sollte, zeigte auch die Liedauswahl der Abendmusik. Der Chor New Way begleitete mit englischsprachigen Liedern. „Was waren das für Zeiten!“, sagte der Dekan. Die Luther-Darstellung im Schwarz-Weiß-Film der sechziger Jahre, grimmig und zornig, eben als ob die Welt voll Teufeln wär. Der damals oft misstrauische Blick auf die Katholiken im Nachbardorf. Oder Heinrich Heine, der das Luther-Lied als protestantische Marseillaise bezeichnete – Ansätze, die kirchliches Anderssein widerspiegelten. „Von Weltumsturz und Siegesgewissheit kann heute keine Rede sein, sieht man allein im reformatorischen Ursprungsgebiet Sachsen-Anhalt und Thüringen auf die 13 Prozent Protestanten, bezogen auf die Gesamtbevölkerung.“ Da heiße es eher mit einem anderen Lied: „Verzage nicht, du Häuflein klein“, so der Dekan beim Rückblick anhand der bewegten Geschichte des Luther-Liedes von der „festen Burg“, das zunächst als Bußlied gedacht war und erst später als Triumphgesang mit Pauken und Trompeten für den Reformationstag vertont wurde. Gott sei Zuversicht und Stärke, das sei Grundlage des Liedes. „Wir lassen Gott einen guten Mann sein, doch es ist nicht die Ruhe der Ahnungslosen, sondern die Erkenntnis, dass unsere Existenz ins ewige Nichts fällt, wenn diese Zuversicht nicht da ist.“ „Die feste Burg und das Häuflein klein gehören zusammen, nicht das sich Überlegen-Fühlen gegenüber anderen, nicht die Amtskirche ist die feste Burg, sondern Gott“, so Dominke. Daraus resultiere auch das geringe Vertrauen der Protestanten hier in die landeskirchlichen Perspektivpläne, doch „aus der Anfechtung heraus finden wir zu Gott und damit zur Reformation, wir sind Bettler, dankbare Bettler“, schloss der Prediger. Sein Schlussgebet bat um Mut zum Einmischen, um die tragende Gemeinschaft und darum, Wege zu finden, anderen zu helfen. „Bewahre uns vor konfessioneller Überheblichkeit, wir wissen, dass wir nicht gleiche Wege zu gehen haben, hilf uns durch dein Wort“, betete der Dekan mit der Gemeinde zum Auftakt des Reformationsjahres der evangelischen Kirche. Begleitet wurde der Gottesdienst auch vom protestantischen Flötenkreis Kirchheimbolanden, der mit Bachs „Marcia“ die Besucher verabschiedete. |gth

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