Donnersbergkreis „Wer hier arbeitet, bekommt was zurück“

Bei der Karrieremesse an der BBS Donnersbergkreis in Rockenhausen haben die Besucher nicht nur theoretische, sondern auch prakti
Bei der Karrieremesse an der BBS Donnersbergkreis in Rockenhausen haben die Besucher nicht nur theoretische, sondern auch praktische Informationen über Pflegeberufe erhalten. Unser Bild zeigt Maximilian Hahnenberger von der Realschule plus in Rockenhausen und Inessa Schafigulin von der BBS in Eisenberg.

Sie fehlen auf Intensivstationen, in Altenheimen, in ambulanten Diensten: Pflegerinnen und Pfleger. Während die Zahl der Patienten steigt, sinkt die der Fachkräfte. Seine Wurzeln hat der Notstand in einem Imageproblem – dabei ist Fachpersonal gerade in diesem Bereich für eine intakte Gesellschaft unverzichtbar. Dazu ist allerdings eine Aufwertung des Berufsfeldes notwendig. In der Berufsbildenden Schule Donnersbergkreis in Rockenhausen hat gestern zum fünften Mal die Karrieremesse „Pflege und Gesundheit“ stattgefunden. Die RHEINPFALZ hat sich bei Besuchern und Ausstellern umgehört.

Bernhard Suthoff mangelte es an nichts. Er hatte einen guten Job, Geld, kam viel rum. Suthoff vertrieb Immobilien. In Frankfurt, Mainz, Wiesbaden. Tagein, tagaus. Nur: „Irgendwann wurde alles zu viel“, sagt er. Das war, bevor der Kaiserslauterer begann, seinen Vater zu pflegen. Fast zehn Jahre tat er das. Und dabei wurde Suthoff klar, in welcher Krise der Pflegesektor steckt. Und dass diese sich negativ auf das Wohl der Patienten auswirkt. „Der Kräftemangel führt zu einem engen Zeitplan“, weiß er. „Die Unzufriedenheit der Pfleger überträgt sich auf die Bedürftigen.“ Mittlerweile ist Suthoff 57. Und er will in den Pflegedienst umsatteln. Erfahrung habe er ja, betont er. Das Bewusstsein für einen Wandel auch. „Es muss einiges getan werden – wenn man ältere Leute nicht ins Ausland auslagern will“, formuliert Suthoff etwas salopp. Deswegen sei er heute hier, auf der Karrieremesse der BBS. 23 Stände, darunter zahlreiche Einrichtungen aus dem Kreis. An den Wänden hängen Plakate, überall liegen Flyer und Imagemappen aus. Der Dienst am Menschen ist eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft, Solidarität verankert im Grundgesetz. Wer krank ist, hat Anspruch auf Hilfe. Das ist selbstverständlich. „Junge Leute brauchen einen Sinn in dem, was sie tun. Unsere Arbeit hat einen hohen Wert“, betont Sabine Schmitt, Leiterin der Personalentwicklung des Diakoniewerks Zoar. Das Problem: Auf die Anzahl an Patienten kommen im Bundesdurchschnitt zu wenige Stellen. Viel zu wenige. Der Mangel ist immens. In der Altenpflege müssen in manchen Städten Betten stillgelegt werden, laut einer Studie der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fehlt es hier an 40.000 Fachkräften. In Krankenhäusern kommt im Tagdienst auf 13 Patienten gerade mal ein Pfleger. Einrichtungen stoßen an ihre Grenzen, die menschlichen Ressourcen sind beinahe ausgeschöpft. „Wir benötigen bei dieser demografischen Entwicklung dringend Pfleger“, verweist Gerda Gauer, „Job-Aktiv“-Managerin und Organisatorin der Messe, auf die Zunahme älterer Menschen. Im Fokus: das Warum des Mangels. Darüber rätselt auch Anette Schmidt, Pflegedienstleitung der Ökumenischen Sozialstation. „Eine Antwort bleibe ich schuldig“, sagt sie schulterzuckend. „Wer hier arbeitet, bekommt etwas zurück. Wir sind draußen, das ist vielfältig.“ Dennoch sieht sie oft: Azubis starten die Lehre – und brechen ab. Noch könne die Sozialstation ihre Arbeit stemmen. Keiner weiß aber, was die Zukunft bringt ... Was man gestern Morgen an allen Ständen hört: Die solide Bezahlung, die Weiterbildungschancen, die beruflichen Angebote sind nicht die hauptsächlichen Gründe für die verzwickte Situation. Doch leider unterschätzen Auszubildende häufig die Anforderungen – physische wie psychische. Schichtdienste, körperliche Belastung, Gebrechen, von denen man lieber den Blick abwende, tägliche Konfrontation mit dem Tod. „Die Schwelle zu diesem Beruf muss man übergehen“, mahnt Martina Glaß, Qualitätsbeauftragte von Zoar. Und: „Auch die Gesellschaft verändert sich. Wenn ich nicht mehr mit den Großeltern aufwachse, geht das Gefühl verloren, wie wichtig die Arbeit ist.“ Kollegin Manuela Betz räumt ein, dass man „Probleme oft mit nach Hause“ nehme. „Die Verantwortung ist groß. Dafür bekommt man viel zurück.“ Aktuell – das bestätigen Sozialstation, Zoar und Westpfalz-Klinikum, sei der Kräfteschwund in unserer Region noch kein Desaster. Andere Regionen, primär Städte, klagten derweil seit Jahren über das Missverhältnis Pfleger-Patienten. Patricia Trinkaus (18) ist einer der jungen Menschen, die den Schritt wagen. Sie will in den Pflegedienst, genauer gesagt in die Heilerziehung von Kindern. Als Sozialassistentin. Fünf Jahre müsse sie in der Ausbildung rackern – unbezahlt. Sie wisse jedoch, warum sie es mache. „Es kostet viel Kraft“, erzählt die Göllheimerin. „Die ersten Jahre der Kindheit sind aber prägend. Man muss individuell auf die Kinder eingehen.“ Für eine 18-Jährige eine reife Perspektive. Wenn mehr so dächten, ließe sich der Pflegemangel eindämmen. Wenn ...

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