Donnersbergkreis „Wie eine Großmeditation“

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KIRCHHEIMBOLANDEN. „Das haben wir schon immer mal machen wollen“, blickt Stefan Wasser im Gespräch mit der RHEINPFALZ auf das aktuelle Projekt des Nordpfälzer Oratorienchors. Dass er sich nun erst mit dem Chor an das Werk heranwagt, liegt an seiner Komplexität: „Es ist äußerst schwer“, merkt Wasser an zu Antonín Dvoráks „Requiem“ op. 89, das er am 7. Mai in der Paulskirche mit dem Chor aufführen wird.

Das Requiem sei Dvoráks (1841-1904) letztes und zugleich tiefschürfendstes Chorwerk, musikantisch, melancholisch, dann wieder erschütternd, mit folkloristischen Elementen versetzt. Manches erinnere an Bruckner oder an die Leitmotivtechnik Richard Wagners. „Es ist wie eine Großmeditation von anderthalb Stunden Dauer“, sagt Wasser zum Charakter des Werks, in dem er über den kirchenmusikalischen Ansatz hinausgreifende opernhafte Züge erkennt, die auch in der Absicht des böhmischen Komponisten lagen. Besonderheiten liegen zudem in der Orchesterbesetzung, in der mit Bassklarinette, Kontrafagott oder Englischhorn das Instrumentarium der Spätromantik erklingt – nicht zu vergessen Gong und Röhrenglocken für besonders dramatische Effekte. Auf die ebenfalls vorgesehene Orgel wolle er indes verzichten, was auch unproblematisch sei, so Wasser.ř Dvoráks „Requiem“ op. 89 wurde als Auftragsarbeit geschrieben, also ohne biografischen Bezug auf einen Trauerfall in Dvoráks Umfeld, und im Jahr 1891 in Birmingham mit fulminantem Erfolg uraufgeführt. Sie ist trotz des kirchenmusikalischen Bezugs eher für den Konzertsaal als für die Aufführung in einer Kirche gedacht. Wasser selbst schätzt sie als herausragende Vertonung des kanonisierten Textes der Totenmesse, den der Komponist auf 13 Sätze verteilt hat. Das schon in den ersten Takten erklingende Requiemmotiv kehrt in unterschiedlichsten Variationen immer wieder und gibt der Komposition ihre thematische Geschlossenheit. Für die Aufführung setzt Wasser auf dem Kirchheimbolander Publikum bekannte Solisten, allen voran die Sopranistin Gunda Baumgärtner. Cornelia Lanz (Alt) ist noch von Mendelssohns „Lobgesang“ und „Elias“ unter Wassers Leitung in bester Erinnerung. Bassist Chao Deng beeindruckte letzten November in der konzertanten „Freischütz“-Aufführung in der Stadthalle. Komplettiert wird das Solistenquartett durch Tenor Thomas Jakobs, der auch bereits in Wassers letzter „Elias“-Einstudierung zu hören war. Den Orchesterpart hat Wasser wieder der Kammerphilharmonie Europa aus Köln anvertraut. Der Chor, der die Arbeit am Requiem unmittelbar nach der „Freischütz“-Aufführung aufgenommen hat, wird mit der Verstärkung durch die Konzertgesellschaft Bad Kreuznach auf gut 80 Stimmen kommen, „und die brauchen wir auch“, merkt Wasser an. Gerade der Chor habe anspruchsvolle Aufgaben durch die komplexe Harmonik mit ihren chromatischen Abschnitten, durch Partien für vierstimmigen Männerchor, aber auch dadurch, dass er nahezu ständig gefordert ist, nur in einem der 13 Teile des Werkes liegt der Gesangspart allein bei den Solisten. Nach dem Requiem, das Wasser erstmals einstudiert, steht beim Oratorienchor das „Magnificat“ von Bach fürs Spätjahr auf dem Probenplan, danach nimmt sich Wasser nochmals den „Paulus“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy vor. Gleichzeitig will er aber auch seine konzertanten Opern-Projekte nicht aus den Augen verlieren, für die er auf ein Sponsoren-Engagement hofft. Besonders reizen würde ihn Richard Strauß „Salomé“, konkreter aber denkt er an die Opern der Frühromantik wie Lortzings „Undine“, Nicolais „Lustige Weiber von Windsor“ oder Webers „Oberon“, Werke, die er in den Theatern oft lieblos heruntergespielt erlebt. Konkret in der Planung ist allerdings noch nichts. Kurz-Info —Antonín Dvorák: Requiem b-Moll, op. 89; Samstag, 7. Mai, 19 Uhr, Paulskirche Kirchheimbolanden; Nordpfälzer Oratorienchor, Kammerphilharmonie Europa; Gunda Baumgärtner (Sopran), Cornelia Lanz (Alt), Thomas Jakobs (Tenor), Chao Deng (Bass); musikalische Leitung: Stefan Wasser. –Karten gibt es im Vorverkauf bei den Buchhandlungen Sattler und Manar in Kirchheimbolanden.

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