Alsenbrück-Langmeil Wie Kugelahornbäume für mehr Effizienz bei der Kirche sorgen sollen

Gerd Haffner (links) und Peter Wasem an einem der beiden Bäume.
Gerd Haffner (links) und Peter Wasem an einem der beiden Bäume.

Die beiden jungen Kugelahorns vor der evangelischen Kirche sind nicht nur da, um Sauerstoff und Schatten zu spenden oder Tieren Lebensraum zu bieten. Welche klaren Aufträge sie haben.

Vor der evangelischen Kirche in Alsenbrück-Langmeil haben Helfer aus dem Presbyterium zwei neue Bäume gepflanzt. Die beiden jungen Kugelahorns sind aber nicht nur da, um Sauerstoff und Schatten zu spenden oder Vögeln und Eichhörnchen Lebensraum zu bieten. Vielmehr sollen sie ein Symbol der Hoffnung sein. Vor der schmucken Kirche aus dem Jahr 1763 haben schon zuvor zwei Kugelahorn-Bäume gestanden, berichtet Presbyter Peter Wasem. Doch seien sie krank gewesen und deshalb gefällt worden.

In den letzten Dezember-Tagen hat Wasem nun mit Gerd Haffner, dem Ehemann einer Presbyter-Kollegin, grünen Nachwuchs gesetzt. Es handelt sich um schon kräftige, junge Bäume – nicht ohne Grund: „Wir haben hier zwei Zukunftsbäume gesetzt“, betont Wasem, der auch die Idee dazu hatte. Beflügelt hat ihn dazu ein Wort Martin Luthers: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll der Reformator einst gesagt haben. „Einen schöneren Ausdruck für Hoffnung als dieses Zitat gibt es wohl kaum“, findet Wasem.

Auftrag: Kirchengebäude effizienter nutzen

Warum Hoffnung in der Kirchengemeinde aktuell so wichtig ist, hat mit dem Projekt „Räume für morgen“ der Pfälzischen Landeskirche zu tun: „Es geht um das Gebäudemanagement und den Priorisierungsprozess“, erklärt Wasem. Die beiden gepflanzten Bäume sollen Symbol und Mahnung dafür sein. Hintergrund des Gebäudemanagement-Prozesses ist die Vorgabe der Landeskirche, bis zum Jahr 2030 30 Prozent der Gebäudekosten und bis 2035 90 Prozent des CO2-Ausstoßes einzusparen. Damit soll das im Mai 2022 beschlossene kirchliche „Gesetz zur effizienteren Nutzung kirchlicher Gebäude“ umgesetzt werden – eine Herausforderung für Pfarrer Matthias Maupai aus Imsbach und sein Presbyterium.

Die Kirchengemeinde, zu der rund 1700 Mitglieder in Imsbach, Alsenbrück-Langmeil, Sippersfeld und Breunigweiler gehören, verfügt über sechs Gebäude: zwei Pfarrhäuser und vier Kirchen. Ein Pfarrhaus steht aktuell leer. Mit Blick auf die Vorgaben aus Speyer werden Sorgen laut, dass die Kirche womöglich einmal zur Disposition stehen könnte, befürchtet Wasem.

Landeskirche fürchtet, handlungsunfähig zu sein

Dabei wurde am Gotteshaus erst kürzlich das Dach saniert, und einen Außenanstrich gab es auch. Aber eine energetische Sanierung dieses historischen Bauwerks sei gar nicht finanzierbar, beschreibt Wasem die Herausforderung. „Ich bin in der Kirche getauft, konfirmiert und auch getraut worden. Hier möchte ich dann auch, dass meine Leichenpredigt abgehalten wird“, sagt er nachdrücklich. Im übrigen handele es sich um eine bedeutende Kirche. Johann Jakob Gienanth ist hier begraben, und sie verfügt über die letzte original erhaltene Dreymann-Orgel und über einen historischen Altar. Und noch etwas mache die Kirche zu einem besonderen Ort, verrät Wasem: Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst habe hier ihr Vikariat absolviert.

Der zweite neugepflanzte Baum steht für den Priorisierungsprozess, der im November von der Landeskirche angestoßen wurde. Darin sollen auf gesellschaftliche Veränderungen wie den Rückgang der Mitgliederzahlen und damit verbunden der Rückgang der finanziellen Mittel Antworten gefunden werden. Denn die Landeskirche befürchtet, ohne eine deutliche Reduzierung der Ausgaben oder Steigerung der Einnahmen nicht mehr handlungsfähig zu sein. So sollen für jeden Bereich der Landeskirche haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter, Synodale und Experten überlegen, wie die Arbeit im Jahr 2035 mit einem deutlich reduziertem Budget aufgebaut sein könnte. Daraus sollen Szenarien abgeleitet werden, aus denen die Landessynode im Mai 2025 ein Gesamtpaket zusammenstellen will.

Gebäude-Analyse: Erhalten oder verkaufen?

„Wir rechnen mit deutlich weniger Steuereinnahmen“, konkretisiert Wasem, der sich auch in einer Arbeitsgruppe engagiert. Darin komme „alles auf den Prüfstand“, erläutert der 61-Jährige. Die Gruppe trifft sich regelmäßig, um Daten, Vorschläge und Handlungsempfehlungen zusammenzustellen. So sei eine „Arbeitsliste Gebäude 2030“ mittlerweile vervollständigt. Darin finden sich Daten wie Größe, baulicher Zustand, letzte und geplante Renovierungen. Auch werden darin Kosten für Strom, Wasser und Gas erfasst. Anhand der Daten werden die Gebäude in die Klassifizierungen „erhaltenswert“, „Erhaltung überdenken“ sowie „abstoßen/verkaufen“ eingeordnet. Es seien alle Gebäude als erhaltenswert eingeordnet worden. Daher sollen nun andere Einnahmequellen gefunden werden. „Wir suchen Geldgeber, um die Unterhaltung zu sichern“, macht Wasem deutlich. Aktuell fresse beispielsweise die Stromrechnung der Kirche die Kosten auf.

Wasem weiß, dass der Kirche ein Umbruch bevorsteht. „Der ist auch notwendig“, sagt er. Aber die Basis dürfe dabei nicht vergessen werden. Kirche müsse sich auf ihre Kernaufgaben rückbesinnen: die Gemeindearbeit und die Verkündigung des Wortes. Kirche und Gesellschaft dürften sich nicht weiter voneinander entfernen. Gemäß des Mottos der 1818 gegründeten Pfälzischen Landeskirche gelte es nun „mutig voranzuschreiten“.

x