Donnersbergkreis „Wir müssen eng zusammenarbeiten“

„Unsere beiden Kirchen stehen vor der gleichen Aufgabe.“ Hier sind sich der protestantische Dekan Matthias Schwarz (links) und s
»Unsere beiden Kirchen stehen vor der gleichen Aufgabe.« Hier sind sich der protestantische Dekan Matthias Schwarz (links) und sein katholischer Kollege Markus Horbach (Mitte) im Gespräch mit RHEINPFALZ-Redakteur Sebastian Stollhof einig.

RHEINPFALZ-Sommerredaktion in Rockenhausen mit den Dekanen Markus Horbach und Matthias Schwarz

«Rockenhausen.» „Eigentlich“, gesteht Matthias Schwarz, „ist das hier unsere erste richtige Begegnung“. Seit 1. Juni 2016 ist Schwarz Dekan des neuen protestantischen Kirchenbezirks „An Alsenz und Lauter“. Just zum 1. Juni 2016 ist Markus Horbach, leitender Pfarrer der Pfarrei Heiliger Franz von Assisi Rockenhausen, katholischer Dekan am Donnersberg geworden. „Bei der Einführung von Pfarrer Gaul in Rockenhausen haben wir uns mal gesehen“, berichtet Horbach. Bei dem Treffen in der Sommerredaktion der RHEINPFALZ auf der Terrasse des Hotels am Schloss in Rockenhausen stellen die beiden schnell fest, dass sie gemeinsame Bekannte haben. „Da merkt man, wie klein die Welt ist“, sagt Schwarz schmunzelnd. Und natürlich haben sie auch einiges zum Thema Ökumene zu sagen. „Ich finde es gut, Grenzen zu überschreiten, sich zu vernetzen, Synergieeffekte zu erzielen“, betont Schwarz. Und auch Horbach begrüßt es, wenn Katholiken und Protestanten aufeinander zugehen. Allerdings gesteht Schwarz auch: „Zu Beginn meiner Amtszeit war es mir in dem großen Kirchenbezirk erst einmal wichtig, alle kennenzulernen. Da war die Kraft, besonders viele Akzente in die Ökumene zu setzen, einfach nicht da.“ Gleichwohl sei dieses Thema nicht völlig an ihm vorbeigegangen. „In Rockenhausen hat die Ökumene eine große Tradition“, sagt Horbach. Er denkt hier unter anderem an die Veranstaltung „Ökumenisch durch die Nacht“, als er auch schon am Reformationstag in der protestantischen Kirche eingeladen war, eine Predigt zu halten. „Entscheidend für die Ökumene ist, was vor Ort passiert“, findet der Dekan aus Otterbach. Und hier gebe es eine Reihe von Begegnungen. Schwarz sagt aber auch: „Ich sehe da schon noch Potenzial.“ Beispielsweise beim Thema Gebäudemanagement. „Viele Gemeinden können ihre Gebäude kaum noch finanzieren. Ich könnte mir gemeinsame Gemeindehäuser vorstellen, die man ökumenisch nutzt. Oder wenn man es nicht mehr schafft, zwei Kirchen in einem Dorf zu finanzieren, die modernere als Simultankirche zu nutzen.“ Horbach denkt unter anderem an ökumenische Kirchenchöre. „So etwas würde ich auch nicht nur aus der Not heraus geboren machen.“ Im Leitfaden Ökumene stehe schließlich, wenn man etwas gemeinsam machen könne, solle man es auch tun. Doch wie ist die Sicht zu diesem Thema vor Ort, in den Pfarreien und Gemeinden? „Der Wunsch nach Gemeinsamkeit und gemeinsamen Aktionen ist da“, antwortet Horbach. Positiv überrascht habe ihn hier die 100-Jahrfeier der katholischen Kirche in Rockenhausen im vergangenen Jahr. Am Weihetag 3. Oktober sei er sehr erfreut gewesen, dass „die Anteilnahme an einer ökumenischen Andacht so groß war“. „Speyer hat es uns vorgemacht“, ergänzt Schwarz zu diesem Thema – und erinnert an einen Versöhnungsgottesdienst in der Abteikirche von Otterberg im März 2017, als der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann anlässlich des Reformationsjubiläums ein klares Bekenntnis zum ökumenischen Miteinander abgelegt hatten. Bedauern werde ihm immer mal wieder entgegengebracht, dass ökumenische Gottesdienste sonntags nicht vor 11 Uhr stattfinden können – hier gibt es in den katholischen Pfarreien nur eine Ausnahme im Jahr. „Das ist dann oft für Vereine schade, die ein Fest um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst starten und dann beispielsweise einen Frühschoppen mit Musik anschließen möchten“, erzählt Schwarz. Gleichwohl sei es für ihn nachvollziehbar, dass die Heilige Messe gefeiert werden soll. „Die Eucharistie hat für uns einen ganz anderen Stellenwert“, schiebt Horbach hier nach. „Für uns ist es schon ein Fortschritt, dass gesagt wird, nach 11 Uhr sollen ökumenische Gottesdienste jederzeit möglich sein. Manchmal vermisse ich in der Diskussion, dass dies nicht gewürdigt wird.“ So gebe es auch die Möglichkeit, einen solchen Gottesdienst gezielt mit einem Fest zu verbinden. „An Pfingsten haben wir in Rockenhausen zum ersten Mal einen ökumenischen Gottesdienst veranstaltet. Beginn war um 11 Uhr, anschließend gab es Mittagessen. Das war von der Zeit her ideal.“ Wünsche gebe es oft bei Ehepaaren mit unterschiedlicher Konfession, wie Schwarz berichtet. Er erzählt von einem solchen Fall in seinem Kirchenbezirk, der Mann Vorsitzender im Pfarrgemeinderat, die Frau Presbyterin. „Beide stehen im Zentrum ihrer Kirchengemeinde, beide sind tiefgläubig. Dass keine gemeinsame Eucharistie möglich ist, schmerzt die beiden sehr.“ Er selbst habe dies auch schon erlebt, dass er bei der Verabschiedung von katholischen Pfarrern nicht am Abendmahl teilnehmen könne. In protestantischen Gottesdiensten werden hier alle Besucher eingeladen. „Ich kann nur sagen, dass da noch ein Schritt aussteht. Das muss aber auf anderer Ebene entschieden werden“, sagt Horbach. Genau da hat sich jüngst was getan. Der neue katholische Würzburger Bischof Franz Jung, zuvor Speyerer Generalvikar, hat zu vier Pontifikalgottesdiensten für Ehejubilare ausdrücklich konfessionsverbindende Paare zur Eucharistie eingeladen. „Diese gelebte Treue in der Hauskirche der Ehe wollen die deutschen Bischöfe gerade auch in konfessionsverbindenden Ehen noch einmal besonders gewürdigt wissen“, erklärte Jung in seiner Predigt. Die Bischofskonferenz hatte jüngst eine mit Dreiviertelmehrheit beschlossene „Handreichung“ unter dem Titel „Orientierungshilfe“ zur Teilnahme nicht-katholischer Ehepartner an der Kommunion veröffentlicht, die aber nach Auskunft ihres Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, keine verbindliche neue Regel aufstellt. Vielmehr soll sie den Diözesanbischöfen dazu dienen, für ihr jeweiliges Bistum Festlegungen zu treffen. Außerdem soll es in Rom weitere Klärungen zum Handlungsspielraum der Bischöfe geben. „Unsere beiden Kirchen stehen vor der gleichen Aufgabe“, sagt Matthias Schwarz. Die Prägekraft des christlichen Glaubens sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Wenn es darum gehe, die Menschen mit der christlichen Botschaft zu erreichen, „müssen wir eng zusammenarbeiten“, sagt der protestantische Dekan. Auch Horbach betont: „Wir müssen uns ergänzen.“ Dazu wollen sich beide künftig öfter austauschen, wie sie am Rande der Sommerredaktion vereinbarten. Das Treffen zum RHEINPFALZ-Gespräch als Initialzündung. Zu diesem wäre auch gerne Dekan Stefan Dominke aus Kirchheimbolanden vom protestantischen Dekanat Donnersberg gekommen, was ihm aber aus zeitlichen Gründen nicht möglich war. Beim nächsten Mal sollen sich alle drei Donnersberger Dekane zur Ökumene austauschen, so der Wunsch.

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