Steinbach Wird bei zehnter Pizzaparty die 1000er-Marke geknackt?

Hat sich längst zu einem Fest für die ganze Familie entwickelt: die vom Steinbacher Jugend- und Kerweverein organisierte Pizzapa
Hat sich längst zu einem Fest für die ganze Familie entwickelt: die vom Steinbacher Jugend- und Kerweverein organisierte Pizzaparty, die am Samstag nach zweijähriger Corona-Pause zum zehnten Mal auf dem Steinbacher Bürgerhausplatz stattfindet.

Was mit 100 Pizzen begann, ist nun eine der größten Veranstaltungen im Ort. Zweimal musste der Steinbacher Jugend- und Kerweverein die zehnte Pizzaparty coronabedingt verschieben – am Samstag wird das Jubiläum nachgeholt. Mitorganisator Florian Bauer hat mit Rainer Knoll über Vorurteile, Ziele und die Generation der „alten Jungen“ gesprochen.

Herr Bauer, die zehnte Pizzaparty am Samstag ab 16 Uhr müsste so gut vorbereitet sein wie bislang keine, oder?
Tatsächlich hatten wir uns schon im Herbst 2019 getroffen, um das Jubiläum gut vorbereiten zu können. Wir waren auch sehr weit in der Planung – dann kam die Pandemie und legte alles lahm. 2021 wollten wir dann das Fest nicht in abgespeckter Form und mit zig Hygienevorschriften feiern, was zudem einen hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand bedeutet hätte. Jetzt freuen wir uns, dass ein solches Event fast ohne Einschränkungen wieder möglich ist, und konnten den Plan von 2019 aus der Schublade ziehen. Wobei natürlich kleine Änderungen und Anpassungen notwendig waren.

Florian Bauer, Mitorganisator der Pizzaparty und vier Jahre lang Vorsitzender des Jugend- und Kerwevereins.
Florian Bauer, Mitorganisator der Pizzaparty und vier Jahre lang Vorsitzender des Jugend- und Kerwevereins.

Der Zuspruch ist stetig gewachsen, bei der bis dato letzten Auflage 2019 rollten mehr als 960 Pizzen über den Tresen auf dem Bürgerhausplatz. Soll nun die 1000er-Marke geknackt werden?
Das wäre schön, aber ein Ziel haben wir uns bisher nie gesetzt. Im Gegenteil, wir haben jedes Mal gesagt: „Größer geht’s nicht mehr“ – und dann gab’s im folgenden Jahr doch wieder eine Steigerung. Wenn wir uns für Samstag etwas vornehmen, dann ist das gutes Wetter (schmunzelt). Denn damit steht und fällt nun mal der Erfolg des Festes.

Der Andrang bei der Pizzaparty ist Jahr für Jahr größer geworden.
Der Andrang bei der Pizzaparty ist Jahr für Jahr größer geworden.

2011 fing alles an. Wie kam’s zur ersten Pizzaparty und zur Vereinsgründung?
Da spielten mehrere Dinge hinein. Bei den Kerweborsch und -mäd gab’s gerade einen Aufschwung, nachdem die Generation vor uns nicht den besten Ruf hatte. Wir wollten der Jugend im Allgemeinen, der Kerwe im Speziellen wieder ein besseres Ansehen verleihen. Ferner entstand der Wunsch, mit neuen Veranstaltungen wie „Spaß uff de Gass“ an Rosenmontag oder der Wiederbelebung der „Nohkerb“ (Nachkerwe) für frischen Wind im Ort sorgen, zugleich aber auch Einnahmen für unsere Kerwe-Kasse zu generieren.

Und die Pizzaparty?
Die Idee ist entstanden, weil einer unserer damaligen Kerweborsch, Heiko Blickensdörfer, gerade zusammen mit seinem Vater die Firma „HB Pizzaparty“ gegründet hatte. Die Vereinbarung lautete: Er macht die Pizzen und damit zugleich Werbung für sein Unternehmen, wir verkaufen die Getränke für unsere Kasse. Sowieso muss man sagen: Ohne die beiden wäre die Veranstaltung niemals möglich, sie stellen das Equipment und ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung.

Die Gäste können sich ihre Pizza individuell aus sechs Belägen zusammenstellen.
Die Gäste können sich ihre Pizza individuell aus sechs Belägen zusammenstellen.

Die Pizzaparty ist das eine – wieso aber musste man damals dafür einen eigenen Verein gründen?
Das war wichtig, um in eigener Regie Feste durchführen zu können, etwa mit Blick auf die zu zahlenden Gema-Gebühren. Die damaligen Kerweborsch Christoph Müller, David Litmianski und Dennis Herrbruck hegten außerdem den Wunsch nach einem eigenen Verein schon länger.

Ein Passus in der Satzung des Jugend- und Kerwevereins lautet: „Zweck des Vereins ist die Pflege und Erhaltung des örtlichen Brauchtums, insbesondere der Kirchweih“. Ich übersetze das mal: Bei der Kerwe geht es vor allem ums Feiern und Alkohol trinken. Der Verein will nun Geld verdienen, um noch mehr feiern und noch mehr Alkohol trinken zu können. Stimmen Sie zu?
Zunächst einmal wäre es geheuchelt, wenn ich behaupten würde, dass keiner von uns an der Kerwe Alkohol trinkt (grinst). Das gilt aber für jedes Dorf. Ob Alkohol und Feiern zwangsläufig zusammengehören, muss jeder auch für sich beantworten. Eines kann ich aber versichern: Das Geld, das wir mit unserem Verein an der Pizzaparty oder anderweitig einnehmen, wird nicht in Flüssiges umgesetzt. Damit finanzieren wir ganz andere Dinge.

Zum Beispiel?
Von Anfang an war uns die Aufwertung des Kerweumzugs ein Anliegen. Um schöne Motivwagen gestalten zu können, braucht man Material und damit finanzielle Mittel. Zudem haben wir uns drei, vier eigene Hänger angeschafft, um unabhängiger von den Landwirten zu sein. Vor allem aber haben wir zur Unterbringung der „Rollen“ über drei Jahre eine fünfstellige Summe und 3000 Arbeitsstunden in den Bau einer vereinseigenen Halle investiert. Nicht zuletzt haben wir in der Corona-Zeit eine Verkaufsaktion für die Steinbacher Kita gestartet und die Summe von rund 600 mit unserem Geld auf 1000 Euro aufgerundet. Damit haben wir dann auch etwas für die Nachwuchsgewinnung getan (lacht).

Für Kinder wird kostenloses Pizzabacken mit Mini-Blechen angeboten.
Für Kinder wird kostenloses Pizzabacken mit Mini-Blechen angeboten.

Zurück zur Party: Eine gute Pizza kann ich in Steinbach auch im Sportheim „Bellavista“ essen. Warum soll ich dennoch am Samstag zu euch kommen?
Weil inzwischen daraus ein echtes Familienfest geworden ist. Wir bieten ein kostenloses Pizzabacken für Kinder an, die sich selbst ihr Mini-Blech gestalten dürfen und für die es weitere Attraktionen wie etwa eine Hüpfburg gibt. Erwachsene können es sich in der Wein-Lounge des Zellertaler Winzers Sebastian Hofmann oder an der jährlich wechselnden Motto-Bar gutgehen lassen. Und seine Pizza darf sich jeder aus sechs Belägen individuell zusammenstellen. Angelas Pizza im Sportheim ist trotzdem unerreicht!

Sie haben gerade nach vier Jahren den Vorsitz des Vereins abgegeben, generell hat es im Vorstand einen Umbruch gegeben. Zwangsläufig oder gewollt?
Gewollt. Mit mir (27) und Christopher Opp (28) sind noch zwei Gründungsmitglieder im Vorstand vertreten. Diesem gehören nun sehr viel junge, nach 2000 geborene Mitglieder an. Geführt wird der Verein von meinem Bruder Philipp und Lena Bauer, beide „98er“. Wir wollten einen sanften Übergang ermöglichen, solange wir Älteren an der Kerwe noch dabei sind und unser Wissen weitergeben können. Wobei fast alle der aktuell 60 Mitglieder dem Verein auch nach ihrer aktiven Kerweborsch-Karriere treu bleiben.

Aber an der Pizzaparty werden die „Neuen“ nicht rütteln?
Das wird man sehen. Wir haben schon immer gesagt, wenn es noch größer wird, können wir das irgendwann nicht mehr stemmen. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt freuen wir uns erst mal, dass wir endlich das zehnte Jubiläum feiern können.

Interview: Rainer Knoll

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