Donnersbergkreis Wo ist Meister Lampe?

Früher war der Feldhase allgegenwärtig, heute sieht man ihn auch im Donnersbergkreis nur noch selten. Nun gibt es Überlegungen,

Ostern steht vor der Tür. Doch wer wird in Zukunft die Ostereier bringen, wenn es vielleicht schon bald keine Hasen mehr gibt? Auch im Donnersbergkreis haben die Bestände an Feldhasen in den vergangenen 50 Jahren rapide abgenommen. Die meisten Kinder kennen zwar den Osterhasen aus Schokolade, aber einen richtigen Hasen in der Feldflur haben viele noch nie oder nur selten gesehen. Die Älteren hingegen können sich noch an Zeiten erinnern, in denen ihnen „Meister Lampe“, wie der Hase in der Fabel genannt wird, schon an den Ortsrändern und in Gärten begegnete. Der Hase war allgegenwärtig.

In der germanischen Mythologie ist der Hase das Tier der Erdgöttin Holda. Er ist Götterbote und wie das Ei ein Zeichen für Leben und Fruchtbarkeit. Im Frühjahr bekommen die Hasen sehr viel Nachwuchs. Die Menschen haben sich früher an diesem Zeichen der Natur orientiert. Sie wussten, der Winter ist vorüber. Aber offensichtlich ist die Natur etwas aus den Fugen geraten. Es wird zwar immer wieder Frühjahr, aber nur noch wenige Hasen können die Götterbotschaft überbringen. Was ist geschehen? In der sogenannten Streckenmeldung der unteren Jagdbehörde des Donnersbergkreises wurden für das Jagdjahr 2015/16 insgesamt 113 Hasen ausgewiesen, davon 64 als erlegt und 49 als Fallwild. Als Fallwild werden Wildtiere bezeichnet, die infolge ihres Alters, durch landwirtschaftliche Maschinen, im Straßenverkehr, wegen Krankheiten, witterungsbedingt oder aus sonstigen Ursachen eingegangen sind. Kreisjagdmeister Klaus Weber bezeichnet denn auch die vorhandene Hasenpopulation als „recht dünn“. Fünf Jahre zuvor konnten noch 145 Hasen erlegt werden. Es scheint, als würde der Feldhase allmählich aus der Landschaft verschwinden. Nach Weber seien zwar in ein paar Feldrevieren im Zellertal und bei Standenbühl immer wieder Hasen zu sehen, in den Waldrevieren am Donnersberg würde man allerdings fast vergeblich nach ihnen suchen. Der Blick auf die Streckenmeldungen von Rheinland-Pfalz desselben Jahres bietet ein ähnlich uneinheitliches Bild: An der Spitze liegt der Landkreis Mainz-Bingen mit 1195 Hasen, gefolgt von Alzey-Worms mit 775 Stück; das Schlusslicht bildet der Kreis Ahrweiler mit 28 Exemplaren. Der 87-jährige Heiner Fehl aus Lohnsfeld, ein Urgestein unter den Jägern des Donnersbergkreises, kann sich gut daran erinnern, dass noch um 1965 im Raum Winnweiler auf einer Revierfläche von 1000 Hektar bis zu 130 Hasen jährlich erlegt wurden. 15 Kilometer weiter nordöstlich in Dreisen sei sogar die doppelte Anzahl zur Strecke gekommen. Und in Heßheim in der Vorderpfalz habe er erlebt, dass bei einer zweistündigen Treibjagd 400 Hasen erbeutet wurden. Der Feldhase, ursprünglich ein Steppenbewohner, lebte jahrhundertelang in der menschlichen Kulturlandschaft. Obwohl er immer bejagt wurde, war er nie in seinem Bestand gefährdet. Erst seit Ende der 1960er Jahre fielen die Bestände unaufhaltsam. Als Hauptschuldigen hat man die moderne, voll mechanisierte Landwirtschaft – Kreiselmäher und chemische Pflanzenschutzmittel inklusive – ausgemacht. Wildkräuterreiche Ackerrandstreifen, Brachen, Hecken und kleine Feldgehölze, die dem Hasen vielfältige Nahrung und Versteckmöglichkeiten geboten hatten, verschwanden. „Die Landschaft wurde ausgeräumt und das Niederwild damit zu einer leichten Beute für das Raubwild“, verdeutlicht Fehl. Kreisjagdmeister Weber wird da etwas präziser und verweist auf die „Krummschnäbel“, womit er insbesondere die Greifvögel Habicht, Bussard und Falke meint. Aber auch Rabenkrähe und Elster würden gerade bei Junghasen genug Schaden anrichten. Als noch effektivere Beutegreifer nennt Weber Fuchs, Dachs, Waschbär und Marderhund. Der Kreisjagdmeister bedauert, dass für die erwachsenen Tiere dieser Raubwildarten neuerdings Schonzeiten vom 1. März bis 31. Juli gelten würden, beim Dachs seit längerer Zeit schon ab 1. Januar. Auch auf Rabenkrähe und Elster sei die Jagd vom 21. Februar bis zum 31. Juli verboten, Greifvögel wären ohnehin ganzjährig zu schonen. Also gerade dann, wenn die Junghasen besonders schutzbedürftig seien, dürften deren ärgste Feinde nicht bejagt werden. Außerdem habe sich die Fuchspopulation infolge der Impfungen gegen die Tollwut stark erhöht, worin Weber einen deutlichen Zusammenhang mit den schwindenden Hasenbesätzen sieht. Und nicht zu vergessen seien die vielen Wildschweine, die ebenfalls eine Gefahr für die Junghasen seien. Der Kreisjagdmeister nennt aber auch nasse und kalte Frühjahre und verschiedene Wildkrankheiten als mitverantwortlich für das Seltenwerden des Feldhasen. Auf den Rückgang der Hasenbesätze hätten die Jäger reagiert und seit Mitte der 1970er Jahre keine Treibjagden mehr durchgeführt. Allenfalls sei hie und da noch ein „Küchenhase“ erlegt worden. Aber die Population hätte trotz des Bejagungsverzichts nicht wieder zugenommen, erläutert Heiner Fehl. Torsten Windecker, Kreisgruppenvorsitzender der Donnersberger Jäger, schlägt Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes für das Niederwild vor, zum Beispiel auf Stilllegungsflächen, Brachen und an Ackerrändern. Er selbst habe schon vor Jahren ein Areal von einem Hektar mit einer speziellen Saatgutmischung angelegt, die auch von den wenigen noch vorhandenen Hasen gut angenommen werde und den Tieren selbst im Winter Schutz und Äsung bieten würde. Vor allem aber halte er es für notwendig, die Landwirte mit ins Boot zu holen, für welche diese Art von Naturschutz durch verschiedene Förderprogramme auch finanziell interessant sei.

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