Donnersbergkreis Zufall als Methode

„Beide Künstler bringen unser bildliches Denken gehörig ins Wanken – und ich bin sicher, dass das ein Qualitätsmerkmal von guter Kunst ist.“ Das hat Stefan Engel, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk), bei der Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Christine Fischer (Ludwigshafen) und Nikolas Hönig (Essenheim) im Museum Pachen gesagt. Bis 15. März ist die in Zusammenarbeit der Stadt Rockenhausen und der apk entstandene Ausstellung mit dem Titel „Doppeldistel“ zu sehen.

Christine Fischer setzt sich in ihren Arbeiten mit existenziellen Themen wie Leben und Tod, Werden und Vergehen auseinander. Dabei kombiniert sie reale, alltägliche Fundstücke mit textilen Objekten, deren amorphe Gestalt fragil und verletzlich wirkt. Sie schafft so eindrucksvolle Metaphern unserer Zeit. Nikolas Hönig beschäftigt sich mit Stempeln und Zeichnungen sowie grafischen Experimenten, die in Form von Bilderheften erscheinen. In der Ausstellung sind auch eine Reihe von kleineren Gipsköpfen zu sehen. „Heute freuen wir uns, die erst kürzlich gekürte Pfalzpreisträgerin Christine Fischer und den ebenfalls vielfach ausgezeichneten Nikolas Hönig vorstellen zu können“, sagte Engel in seiner Einführung. Bei Hönigs Arbeiten schichteten sich sozusagen unterschiedliche technische Entwicklungen aus unterschiedlichen Epochen der Druckerei übereinander und experimentierten damit, was durch diese Überblendungen ästhetisch und inhaltlich passiere. Als Methode spiele der Zufall eine große Rolle, wie dies auch bei Fischer der Fall sei. Hönig collagiere grafische Fundstücke wie Fotos, Comicfiguren und Werbematerial, spiele aber auf diese Weise auch Motive gegeneinander aus. An einigen ausgestellten Werken zeigte Engel dann exemplarisch auf, was damit gemeint ist. „Dass Nikolas Hönig gar nicht festgeschrieben haben will, wie genau seine Werke zu interpretieren sind, versteht sich bei seiner Arbeitsmethode von selbst. Fragt man ihn aber danach, so lautet seine Antwort: Nicht wissen, was ich zeichnen möchte, macht Spaß und überrascht mich selbst.“ Über Christine Fischer sagte der Laudator, nicht jedem möge es auf Anhieb gelingen, das Absurde und Zufällige in ihrer Kunst aufzuspüren. Dennoch betone sie, dass die Arbeiten in ihrem Atelier oft durch zufälliges Aufeinandertreffen von Materialien und Werkfragmenten entstehen. „Ihre Arbeiten entstünden zwischen Tag und Traum, sie materialisieren Empfindungen, die mit Sprache kaum auszudrücken sind und sind so ambivalent, dass sie zwischen Abgründigem, Absurdem, zwischen Sprachlosigkeit und bitterem Witz stehen“, sagte Engel. Die Arbeit „Pink eye“ von 2014 – auf der Einladungskarte zu dieser Vernissage abgebildet – zeige das symptomatisch. Auf Krücken komme etwas Rosafarbenes daher oder lehne vielmehr an der Wand. Die rote Farbe erinnere an verheilte Wunden oder – drastischer noch – an Amputationen oder frisch verheilte Körperstümpfe und lasse einem den Atem stocken. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald bedankte sich in seiner Begrüßung bei Engel für die gute Zusammenarbeit mit der apk und verwies auf die weiteren noch geplanten Ausstellungen – auch im Kahnweilerhaus – sowie auf den Kahnweilerpreis, der in diesem Jahr wieder ausgeschrieben werden soll. (bus)

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