Frankenthal „Über die eigenen Grenzen gehen“

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Beim Theaterabend „Heldinnen“ der Laienspielgemeinschaft (LSG) Beindersheim gastiert die Stuttgarter Schauspielerin Valentina Sadiku am Samstag im Bürgerhaus Heßheim. Sie schlüpft in zehn unterschiedliche Rollen berühmter Frauenfiguren wie Elisabeth I. und Salome. Zur LSG hat Sadiku eine besondere Beziehung: Das Beindersheimer Amateurtheater ermöglichte der gebürtigen Kosovo-Albanerin die Integration und brachte sie zur professionellen Schauspielerei.

Frau Sadiku, wie kamen Sie zum Theaterspielen bei der LSG?

Als Achtjährige kam ich mit meinen Eltern nach Deutschland. Wir wohnten erst in Klein- und Großniedesheim, dann in Beindersheim. Im Jahr 2000, ich war 15 Jahre alt, hatte ich meinen ersten Kellnerjob als Schülerin in der Beindersheimer Dorfschenke. Roland, der Wirt, machte damals das Catering für den Blumenball der LSG. Im Programmheft las ich in einer Werbung des Laienspielvereins, dass Akteure gesucht wurden. Das war für mich wie ein Lichtblick. Wie ging es dann weiter? Zunächst habe ich nur zugeguckt bei den Proben zur Wiederaufnahme des „Jedermann“ im Jahr 2002. Aber ich habe gleich Feuer gefangen. Das merkte der LSG-Vorsitzende und Regisseur Herbert Hügenell. Er gab mir eine Statistenrolle. Von 2002 bis 2005 habe ich dann aktiv mitgespielt. Wie kam es zum Entschluss, professionelle Schauspielerin zu werden? Ich habe schon früh gespürt, dass die Schauspielerei mein Ding ist. Herbert hat mich dann unter seine Fittiche genommen, er war ein toller Schauspielcoach. Er hat mich gefördert und intensiv auf das Vorsprechen an einer Schauspielschule vorbereitet. Schauspielaspiranten bewerben sich oft bei zehn und mehr Schulen, ehe sie irgendwo angenommen werden … Ich hatte zwei Vorsprechtermine, wurde aber schon beim ersten an der staatlich anerkannten Internationalen Schauspielakademie CreArte in Stuttgart angenommen. Das ist sehr ungewöhnlich. Durch den Unterricht bei Herbert war ich bestens vorbereitet. Zum Vorsprechen muss man mehrere Monologe einstudieren aus den Bereichen Drama, Klassik und Komödie. Außerdem muss man eine Improvisationsszene spielen und wird auf körperliche Fitness getestet. Wie war das Schauspielstudium? Schön, aufregend, aber auch sehr anstrengend. Wir hatten außer täglichem Schauspieltraining auch Unterricht an der Hochschule. Ich bekam Bafög, aber das reichte nicht. Also arbeitete ich nebenbei im Einzelhandel und als Kellnerin. Noch härter war die Schauspielausbildung: Es wurde bewusst psychischer Druck aufgebaut, man wurde ständig mit seinen Schwächen konfrontiert, um über die eigenen Grenzen zu gehen. Am Anfang waren wir 16 Studenten, am Ende der dreijährigen Ausbildung haben drei die Abschlussprüfung zur Bühnenreife abgelegt. Wie lebt es sich als Schauspielerin? Wenn man kein festes Engagement an einem Theater hat, lebt man von Rolle zu Rolle, hat ständig mehrere Projekte und bereitet sich auf Vorsprechtermine vor. Zurzeit laufen bei mir Bewerbungen für die Spielzeit 2016/17. Unter anderem bei der Stuttgarter Krimifabrik, wo ich schon öfter mitgespielt habe. Mit dem Theater Treibsatz habe ich meine eigene Truppe gegründet, mit der ich auch schon in der Pfalz gastiert habe. Es ist wichtig, ein zweites Standbein zu haben. Ich bin auch Geschäftsführerin einer Karaokebar in Stuttgart. Bei „Heldinnen“ schlüpfen Sie gleich in zehn unterschiedliche Rollen … Ich spiele große Frauenfiguren in klassischen Monologen. Die Zeitspanne reicht vom 17. bis ins späte 20. Jahrhundert. Das Heldinnen-Projekt ist für mich eine große Herausforderung, es waren zwei Monate harte Arbeit. Ich spiele unter anderem die Petra von Kant aus Rainer Werner Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, die Blanche aus „Endstation Sehnsucht“ und die Gräfin Orsina aus Lessings „Emilia Galotti“. Das sind alles typische Vorsprechrollen, die Frauen in ihrer inneren Entwicklung in extremen Situationen zeigen. Info Theaterabend „Heldinnen“ am Samstag, 3. Oktober, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Heßheim. Karten kosten im Vorverkauf zwölf Euro (Abendkasse: 15 Euro) und sind bei der Sparkasse, Metzgerei Schwind, Blumenecke Buhmann und bei Getränke Rupp in Beindersheim, bei Schreibwaren Renner in Heßheim und im Friseursalon Gering in Frankenthal erhältlich.

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