Frankenthal Alle Register zeigen beste Spielfreude

Das Benefizkonzert zugunsten der Frankenthaler Bürgerhilfe bestritten die Musiker der Stadtkapelle und der Musikschule, die in dieser Formation aufgegangen sind, am Freitagabend in der Zwölf-Apostel-Kirche alleine. Mitstreiter konnten nicht gewonnen werden, bedauerte der Vorsitzende der Stadtkapelle Volker Schäfer. Das sollte dem Konzerterlebnis der gut 50 Besucher keinen Abbruch tun. Dirigent Egbert Lewark legte eine beeindruckende Programmfolge auf.

Sie verdeutlichte die positive Entwicklung und Qualität des gut besetzten Klangkörpers. Nach anfänglichen intonatorischen Irritationen lief das Orchester zu großer Form auf. Ein Paukenwirbel machte den Auftakt zur Filmmusik „Exodus“, jenem Nachkriegs-Flüchtlingsdrama, das Ernest Gold in bewegende Töne gegossen hat. Okzidentales wie orientalisches Kolorit korrespondieren und vereinigten sich zu einem harmonischen Ganzen. Nicht so im Film: Jüdische Holocaust-Überlebende, die in Palästina Zuflucht suchten, waren nicht willkommen. Bis in die Gegenwart bestimmen Kampf und Terrorismus das Miteinander. Mit der populären, aus der Feder der deutschen Komponisten Michael Korb und Uli Roever stammenden Schottland-Hymne „Highland Cathedral“ brachten die Musiker eine weitere gekonnte Bearbeitung zu Gehör, um sich dann, nach einer Bearbeitung Astor Piazzollas „Oblivion“ Originalkompositionen für sinfonische Blasmusik zu widmen. Dem Genre haben sich einige Komponisten angenommen. Wie Markus Götz aus dem südbadischen Schopfheim, der mit „Montanas del Fuego“ ein Urlaubserlebnis auf der Kanareninsel Lanzarote musikalisch verarbeitete. Das Orchester zeichnete ausdrucksstark in kontrastreichem und dynamischem Spiel das farbenprächtige Szenario. Bizarre Bilder der vulkanischen Landschaft und iberische Leidenschaft wie Melancholie verschmolzen zum grandiosen Klangerlebnis. Das Orchester profitierte von jungen Talenten wie bewährten Solisten. Als erfolgsversprechende Nachwuchskünstler präsentierten sich die Oboistin Gina Bader mit abgeklärtem klangschönem Spiel wie Fabian Gödert auf der Tuba. Stefan Iselhard auf der Bassklarinette und Klarinettist Dirk Hahn repräsentierten die gestandene Musikergeneration. Nicht zu vergessen die zuverlässigen Mannschaftsspieler, wie sie Moderator Volker Schäfer nannte. Alle Register zeigten sich in bester Spielfreude. Eindrucksvoll der Flötensatz, gekrönt von einer jubilierenden Piccoloflöte, die Klarinetten und Saxofone in warmem Ton, ebenso die Blechbläser mit tiefgründig dramatischen bis prächtig triumphierenden Klangfarben. Den zeitgenössischen belgischen Komponisten Bert Appermont inspirierten literarische Vorlagen. „Gullivers Travels“ nach Johnathan Swift und „Robison Crusoe“ nach Daniel Defoe zeichnete er in zwei Werken nach. Das Blasorchesters ließ die Akteure lebendig werden. Ein unternehmungslustiges Heer von Liliputanern marschierte da auf. Die Piccoloflöte und Trompeten beseelten die Tatendurstigen. Im Lande der Riesen verlieh die Bassklarinette den monströsen Giganten eine Stimme. Beschwingt kam der Walzer im dritten und raumgreifend der Galopp der stolzen Rösser im vierten Satz daher. Das alles setzte das Orchester unter Egbert Lewark mit Bravour in Szene.

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