Frankenthal Allen Skeptikern zum Trotz

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Dass die Frankenthaler Marktkonzerte ein echter Dauerbrenner werden würde, haben 1996 wohl die Wenigsten geglaubt. Doch regelmäßig kommen seit 20 Jahren jeden ersten Dienstag im Monat um 11 Uhr zwischen 40 und 70 Besucher in die Konzerte. Das Jubiläum soll am 7. Juni in der Zwölf-Apostel-Kirche feierlich begangen werden.

„Wer geht denn um diese Zeit in ein Konzert?“. Diese skeptische Frage sei ihm von vielen Seiten begegnet, sagt Hans-Jürgen Thoma. Der Leiter der städtischen Musikschule hat die Reihe ins Leben gerufen, als Auszeit und Kontrapunkt zum trubeligen Markttreiben. Veranstaltungsort war zunächst das Erkenbert-Museum, für Orgelkonzerte wich man in die benachbarte Kirche St. Dreifaltigkeit aus. Seit Ende 2014 sind die Marktkonzerte nun in der Zwölf-Apostel-Kirche, etwas zurückgesetzt vom Rathausplatz. „Für uns bedeutet der Umzug etwas weniger organisatorischen Aufwand, weil wir nicht jedes Mal Stühle stellen müssen“, sagt Thoma. Ein Podium für Lehrer und Schüler der Musikschule sollen die Konzerte sein. Jeden ersten Dienstag im Monat von 11 bis 12 Uhr wird gespielt, nur in den Ferien ist Pause. So kommt man auf etwa acht Termine pro Jahr. Am 7. Juni steht das 169. Konzert an. Inzwischen habe die Reihe zahlreiche treue Hörer. Zu ihnen zählen auch der ehemalige Frankenthaler Zahnarzt Hans Buchloh und seine Frau Doris. Der 84-Jährige schätzt die musikalische Vielfalt und die Qualität der Konzerte. Etwa die Hälfte der Termine nehme er wahr. „In der heutigen Zeit ist die Darstellung guter klassischer Musik, die sich nicht auf Beethoven und Mozart beschränkt, ein großer Gewinn“, sagt Buchloh. Es sei wichtig, dass die jungen Leute eine Möglichkeit bekommen, vor Publikum aufzutreten. Von Jazz bis Blechbläser-Musik, vom Gitarrenduo bis zum Orgelkonzert reicht die stilistische Bandbreite der Marktkonzerte. Besonders in Erinnerung sind Buchloh die Auftritte der ehemaligen Frankenthaler Musikschülerin Susanne Lang, die inzwischen in Basel lebt. Für ihre Gastspiele in der alten Heimat brachte sie immer wieder talentierte Kollegen mit. Als Solistin kommt sie am 5. Juli zum Marktkonzert. Die Idee, am Vormittag für eine Stunde der Hektik zu entfliehen, kommt bei den Besuchern an, weiß Thoma. „Viele genießen die Auszeit.“ Grundsätzlich sei die Veranstaltung offen, man könne auch nur für einige Stücke hereinkommen. Doch die meisten blieben die volle Stunde. Neben der Musik gibt es Informationen zu den Stücken, sodass auch weniger versierte Konzertbesucher mitgenommen werden. Traditionell in der Vorweihnachtszeit gibt es ein Adventskonzert mit heiteren und besinnlichen Texten. Eintritt kosten die Konzerte nicht, doch mit einer Spende am Ausgang werden eine Aufwandsentschädigung, Gema-Gebühren und Stimmkosten für das Klavier beglichen. „Die Marktkonzerte sind wie die Musik zum Feierabend kostendeckend“, sagt Thoma. Bis Jahresende stehen noch fünf Termine an. Zum Jubiläum im Juni spielt der Musikschulleiter selbst mit seinem Trio Sanssouci Musik des 18. Jahrhunderts. Nach Susanne Lang tritt mit Marc Lohse im September ein weiterer begabter Pianist aus der Musikschule auf. Jazzig wird es im Oktober mit dem Mannheimer Saxofonquartett Tree Bees and a Bop, zum Jahresabschluss im Dezember ist ein Organist aus dem luxemburgischen Echternach zu Gast. Wie es mit der Reihe 2017 weitergeht, wenn Hans-Jürgen Thoma als Leiter der städtischen Musikschule in den Ruhestand tritt, ist offen. „Ich habe ihm schon gesagt, ,sieh’ zu, dass Du einen ordentlichen Nachfolger findest’“, sagt Buchloh – und er ist sicher nicht der einzige, der jederzeit gerne weiter morgens um 11 Uhr ein Stündchen Musik hören möchte. Termin 20 Jahre Marktkonzert, Feierstunde mit dem Trio Sanssouci am 7. Juni, 11 Uhr, Zwölf-Apostel-Kirche Frankenthal.

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