Frankenthal Alter Rot-Weiß-Platz als Alternative

Die Public-Viewing-Arena des Frankenthaler Unternehmers Jürgen Maring wird im EM-Jahr nicht auf dem Festplatz stehen. Der Grund: Die Stadt sieht keine Chance, die als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzten Messehallen rechtzeitig abzubauen. Sie muss an der Benderstraße sogar zwei weitere der provisorischen Gebäude aufstellen, um Neuankömmlinge zu beherbergen.

Martin Hebichs zentrale Botschaft gestern Nachmittag lautet: „Die Stadt kann den mit der Firma Eventfritze abgeschlossenen Vertrag für den Festplatz nicht erfüllen.“ Er bedauere die unter dem Eindruck anhaltend hoher Flüchtlingszahlen getroffene Entscheidung sehr, sagte der Oberbürgermeister bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit Jürgen Maring, Veranstalter und Organisator der für Juni auf dem Festplatz geplanten Public-Viewing-Arena. Der CDU-Politiker sprach von einem „Schlag ins Kontor“ für Maring und lobte ausdrücklich dessen „unternehmerischen Geist“. Der „faire Umgang der Vertragspartner miteinander“ erleichtert Hebich zufolge nun die Suche nach „sachgerechten Lösungen“. Damit gemeint ist: Es wird auch im Jahr der Fußball-Europameisterschaft in Frankenthal eine Public-Viewing-Arena geben, allerdings an anderem Ort und in anderer Form. „Sie können nicht die Pläne vom Festplatz nehmen und einfach woanders hinstellen“, unterstrich Jürgen Maring. Die nun in relativ kurzer Zeit zu entwickelnde Form werde „konzeptionell anders, aber nicht weniger attraktiv sein“, so der als „Eventfritze“ firmierende Unternehmer. Als Standort für das Fußballerlebnis auf Großleinwand, das zur WM 2014 erstmals im großen Stil auf dem Festplatz stattgefunden hatte, favorisieren sowohl Maring als auch die Stadtverwaltung derzeit das ehemalige Rot-Weiß-Sportgelände an der Schraderstraße. „Das wäre am naheliegendsten“, sagte Hebich. Der benachbarte S-Bahn-Haltepunkt Süd biete die optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und auch der Lärmschutz für die Anwohner sollte sich mit technischen Mitteln realisieren lassen, erklärte der OB. Es gibt allerdings bei dem inzwischen grün überwucherten ehemaligen Fußballplatz noch ein Problem: In einigen Bereichen des Grundstücks liege „eine erhöhte Belastung mit Kupfer“ vor, die offenbar von früher dort eingebrachter Industrieschlacke herrührt. Es müssten Proben genommen und die Nutzung mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt geklärt werden, so Hebich. Offene Fragen gibt es auch im Verhältnis zwischen Verwaltung und Veranstalter zu klären: Über den Ausgleich für den aus der Absage der Stadt für den Festplatz resultierenden wirtschaftlichen Schaden für Maring gebe es konstruktive Gespräche, sagte der Oberbürgermeister. „Das müssen unabhängige Juristen klären“, ergänzte Maring. Seine Schwierigkeit: In der Kürze der Zeit sei eine neue Veranstaltung natürlich nicht mehr in der Weise zu vermarkten wie zuvor schon die Arena an der Benderstraße. Der von Alt-OB Theo Wieder (CDU) anvisierte Abbau der Messehallen auf dem Festplatz bis zum 30. April ist für die neue Stadtspitze unterdessen kein Thema mehr. Wieder-Nachfolger Hebich rechnet mit anhaltend hohen Zuweisungen von Flüchtlingen nach Frankenthal. Es bleibe nur ein recht kleines zeitliches Fenster von acht Wochen, um neuen Wohnraum für Asylbewerber zu schaffen. Der OB kündigte gestern an, die zwei bereits auf dem Festplatz aufgebauten Hallen um zwei weitere gleicher Größe ergänzen zu wollen. Um Sicherheitsbedenken Rechnung zu tragen, würden die Leichtgebäude mit Platz für weitere 240 Menschen separat eingezäunt, erhielten einen Zugang vom Meergartenweg aus und würden von einem eigenen Securitydienst betreut. Dass die Stadt damit vorerst von ihrem Konzept abrücken muss, die Flüchtlinge dezentral über Frankenthal und seine Vororte zu verteilen, ist Martin Hebich zufolge unvermeidlich. Weil schnell reagiert werden müsse, biete der Festplatz die beste Infrastruktur. Parallel werde aber daran gearbeitet, auf einem Gelände der Pfalzwerke im Norden der Stadt weitere Kapazitäten beispielsweise in Form von Containern aufzubauen. Der Umbau der Gewerbeimmobilie in der Hammstraße werde im März, spätestens aber im April abgeschlossen sein.

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