Frankenthal Anklagend, provokant, lebenslustig

Im Raum der Treidler: Fahnen mit Holzdrucken von Susanne Rosa Geiger vor Arbeiten von Georg Schwarzbach („Schwarze Katze“, links
Im Raum der Treidler: Fahnen mit Holzdrucken von Susanne Rosa Geiger vor Arbeiten von Georg Schwarzbach (»Schwarze Katze«, links), Gaby Sann (Mitte), AdamTumele (»Identität verkauft man nicht«, rechts).

Ein Spiegelbild zeitgenössischer Kunst in ihren vielfältigen Ausdrucksformen und Techniken ist die zum zehnjährigen Bestehen des Frankenthaler Kunsthauses konzipierte Ausstellung. In den drei Räumen und im Foyer zeigen 19 Künstler noch bis zum morgigen Sonntag insgesamt 39 Arbeiten, die allerdings zum Teil bereits in Frankenthal zu sehen waren.

Am stärksten vertreten ist der Frankenthaler Kunstverein Die Treidler, der nach Angaben seiner Vorsitzenden Alis Hoppenrath in den zurückliegenden zehn Jahren allein 41 Ausstellungen im Kunsthaus organisiert hat. Als Blickfang der Jubiläumsschau gilt die Installation „Cool Box – under pressure“ von Joachim Hanisch, der sich mit der Insel-Situation Großbritanniens und seiner „geschichtlich gewachsenen Arroganz“ auseinandersetzt. Hanischs Abreißblock im Foyer ruft – mit einem Zitat von Hermann Hesse („Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“) garniert – Erinnerungen an das Feierabendhaus wach. „Verlorener Sinn“ nennt Ursula Faber ihre Blindenschriftfolien, während Georg Schwarzbach in seinem gegenständlichen Acrylbild eine schwarze Katze um einen mit Früchten gedeckten Tisch schleichen lässt. In den Grundfarben Schwarz und Braun erscheinen die fahnenartigen Holzdrucke von Susanne Rosa Geiger. Draht und Papier hingegen sind die bevorzugten Gestaltungsmittel von Gaby Sann. Eher unscheinbar wirkt die von Verena Schubert-Andres geschaffene Schwalbe aus rotem Sandstein. Deutlich augenfälliger ist die Assemblage „Identität verkauft man nicht“ von Adam Tumele, der vor marineblauem Hintergrund die unendlichen Weiten des Meeres thematisiert. „Feuersturm 1689“ nennt Adelheid Heinrich ihr auf die Zerstörungen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs anspielendes Bild in Acryl-Mischtechnik. Keinen Titel hat der Dirmsteiner Maler Helmut Ried seiner auf Leinwand gebannten Komposition in Grau- und Brauntönen gegeben. In fünf Teile untergliedert ist das Ölbild von Dietlinde Spieß von Glencairn, die sich dezenter Farben bedient. Mit zwei in den Raum hängenden Schnitten auf braunem Papier mit Frankenthaler Motiven machen Dimana und Sabine Wolf auf sich aufmerksam. Hanfpapier verwendet Isolde Hesse für ihren Acryldruck „Ballett vertikal“. Mit Hanspeter Münch aus Ettlingen und dem österreichischen Aktionskünstler Hermann Nitsch beteiligen sich auch zwei prominente Kunstschaffende am Treidler-Beitrag zur Ausstellung. Drei renommierte Frankenthaler Künstler teilen sich für ihre zehn Arbeiten einen Raum. Er wird von den lebendigen und ausdrucksstarken Fotografien Hardy Müllers beherrsch. Darauf rückt er den Schwarzwälder Milchbauern Rolf Brenninger mit seiner Melkmaschine ebenso in den Fokus wie den melancholisch dreinblickenden Häuptling Mathe Tiala. Durch technisch perfekte und detailgenaue Darstellung besticht wieder Harald-Alexander Klimek in seinem Ölbild „UK Chanel Crossing“, das sich in mehrere kleine Einheiten untergliedert. Ebenso bei seiner Arbeit „Mutter und Kind“, der erdfarbene Töne einen mysteriösen Charakter verleihen. Eine von zunehmender Gewalt beherrschte gesellschaftliche Entwicklung, bei der man regelrecht aus der Haut fahren könnte, bringt Christa-Louise Riedel in ihren mit „Wut und Blut“ betitelten Gravuren auf Tierhaut recht provokant zum Ausdruck. Die Arbeiten sind erstmals in Frankenthal zu sehen. Beteiligt an der Jubiläumsausstellung ist auch Uschi Freymeyer, die im Kunsthaus ihr Atelier betreibt. Sie stellt zehn überaus farbenfrohe Bilder aus – vornehmlich in Acryl-Mischtechnik. Pure Lebensfreude spiegelt sich in zwei Werken mit dem Titel „I’ve Got the Power“. Augenzwinkernd nimmt sich die Künstlerin der sieben „Rotsünden“ an, bringt „Red Lips“ auf Grautönen zum Leuchten und offenbart ihre Leidenschaft für „Batman“. Ohne ein warmes Rot kommt auch ihr optisches Bekenntnis „Ich liebe schwarze Schafe“ nicht aus. ÖFFNUNGSZEITEN Die Jubiläumsausstellung „Zehn Jahre Kunsthaus“ ist heute von 11 bis 18 Uhr und morgen von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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