Frankenthal Auch ein Konzertmeister kann rocken

Den 25. Jahrestag seines Bestehens feierte das Congress-Forum Frankenthal mit einem Gratiskonzert der Neuen Philharmonie Frankfurt. Die Hessen eignen sich dafür wie kein anderes Ensemble, denn sie spielen von Pop bis Klassik einfach alles – und das spiegelt das Angebot des Veranstaltungshauses trefflich wieder.

Es kommt nicht oft vor, dass in einem Konzertprogramm Felix Mendelssohn Bartholdy neben den Beatles, Ennio Morricone und Udo Jürgens auftaucht. Für die Neue Philharmonie Frankfurt unter der Leitung von Steven Lloyd Gonzalez gibt es keine Genre-Grenzen. Dass Musik aus allen Epochen fetzen kann, haben die Musiker mit ihrer Eigenproduktion „400 Jahre Rock’n’Roll“ bewiesen. In Frankenthal begann das Konzert mit dem feierlichen „Te Deum“ von Marc Charpentier, besser bekannt als Eurovisionsmelodie, die früher die Samstagabend-Familienshows im Fernsehen ankündigte. Ebenfalls aus dem Fernsehen bekannt ist „The Liberty Bell“, ein Marsch von John Philip Sousa. Der Erfinder des Sousafons schrieb das fröhlich-zackige Stück 1893. Seither wird es sowohl zur Inauguration amerikanischer Präsidenten gespielt, wie auch als Erkennungsmelodie der britischen Komikertruppe Monty Python. Noch mal zurück zur „reinen“ Klassik ging es mit Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre „Die Hebriden“. Das Orchester zeigte viel Gefühl für Klang und eine bemerkenswerte Dynamik. Die Klangmalerei, die der Komponist nach einem Besuch der Fingalshöhle auf der Insel Staffe schrieb, wirkte dramatisch und packend. Ab hier stand die leichte Muse im Mittelpunkt. Die Neue Philharmonie hat dafür eine Band aus den eigenen Reihen: Konzertmeister Ralph Hübner legte seine Violine zur Seite und nahm die E-Gitarre zur Hand, weitere Kollegen spielten E-Bass, Keyboards und Schlagzeug. Das Thema der „Miss Marple“-Krimireihe schrieb Ron Goodwin 1961, und er verband darin Beat-Band und Orchester. Hohen Wiedererkennungswert besitzen die Cembalo-Triller des Themas. Da zeigte sich schon, dass die Musiker auch grooven und rocken können. Das haben sich schon Künstler wie Ian Anderson, Deep Purple und David Garrett zunutze gemacht, mit denen das Orchester unterwegs war. Bei so viel Crossover-Kompetenz bietet sich natürlich auch Filmmusik an. Das James-Bond-Titelthema, gefolgt von „License to Kill“, gesungen von Jessica Born, wurde besonders kräftig bejubelt. Die Stimmung fachte dann Sänger Achim Dürr weiter an, als er den Beatles-Klassiker „Hey Jude“ anstimmte. Und da setzte Dürr ganz auf pop-typische Motivationsschübe fürs Publikum: Mitklatschen! Aufstehen! Mitsingen! Das unvermeidliche „Na-nana-nanana-na“ kam denn auch aus dem ganzen Publikum. Nicht ganz so glücklich war die Idee, das komplette Programm der nächsten CFF-Saison vorzustellen. Die Moderatoren Ralph Philip Ziegler und Hans-Jürgen Thoma mühten sich zwar redlich um eine unterhaltsame Gestaltung – und Thomas trockener Humor kam gut an. Doch in den Textblöcken knickte die Stimmung ein. Es hätte gereicht, ein paar Beispiele herauszupicken, statt knapp 30 Veranstaltungen aufzuzählen, zumal die Liste auf jedem Platz auslag. Höhepunkte in der zweiten Hälfte war Ennio Morricones Filmmusik „Gabriels Oboe“ mit einem sehr gefühlvollen Oboensolo von Astrid Ziegler. Dann wurde immer mehr gefetzt. Nach einem kräftigen „We All Live in a Yellow Submarine“ sollte Sänger Achim Dürr noch einen draufsetzen und „With a Little Help From My Friends“ anstimmen. Unglücklicherweise versuchte er aber, Joe Cocker nachzumachen. Wer Cocker und seine Interpretation kennt, litt dabei heftige Schmerzen. Dürrs Gegurgel würde nicht mal als Parodie durchgehen. Dafür konnten aber Orchester und Band noch mal richtig aufdrehen. Der voll besetzte Saal tobte und natürlich gab es Zugaben: „Let’s Dance“, erst in der 1962er-Twist-Version von Chris Montez, die von Beatles bis Ramones x-mal nachgespielt wurde, dann ging es in David Bowies gleichnamiges Stück von 1983. Umsetzen konnten die Besucher das Motto dann in der Party im Spiegelsaal des CFF.

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