Frankenthal / Landau Bülent Ceylan begeistert im Congressforum

Brachte Comedy und Musik mit: Bülent Ceylan live in Frankenthal.
Brachte Comedy und Musik mit: Bülent Ceylan live in Frankenthal.

Seinen Programmtitel „Yallah Hopp“, zu deutsch: Beeil dich, verstehe jeder, sagt Bülent Ceylan. Egal ob mit Migrations- oder Kurpfalzhintergrund. Und schnell musste man sein, wenn man für den Auftritt des Comedians in Frankenthal ein Ticket haben wollte. Der Freitag zeigte dann: Der Kauf hat sich gelohnt. Am Abend darauf gastierte er in der Landauer Festhalle.

„Ausverkauft“. Wenn man sich auf seiner Webseite so durch die Termine von Bülent Ceylan scrollt, dann erscheint dieser Hinweis häufig. Wer Tickets für den Mannheimer Comedian ergattern will, darf nicht zu lange warten. Auch das Frankenthaler Congress-Forum war an diesem Freitagabend voll. „Wahnsinn. Es ist wirklich überall volles Haus. 10.000 Menschen in der SAP-Arena in Mannheim. Und ja, jetzt 1000 Zuschauer hier in Frankenthal“, zählt Ceylan zur Begrüßung stolz auf, um dann augenzwinkernd hinterherzuschicken: „Nun gut, ihr habt hier gebaut, was ihr könnt.“ Die Pointe taugte wenig später gleich noch mal, als ihm die Bühne etwas wackelig erschien.

Ceylan, immerhin auch schon seit Ende der Neunziger Jahre im Geschäft, ist als Bühnenkünstler immer noch ein Publikumsmagnet. Einer, der den Leuten irgendwie nie auf den Keks geht, obwohl er einem mittlerweile ja überall begegnet. Auch in den Musikcharts oder der „Spiegel“-Bestsellerliste, zwischenzeitlich sogar auch mal im Kino (auch wenn das nicht wirklich funktioniert hat). Trotz der Allgegenwärtigkeit wird man Ceylan nicht überdrüssig.

Respekt statt Boshaftigkeit

Das hat natürlich Gründe. Neben dem Offensichtlichen - dass viele Menschen Bülent Ceylan einfach sehr witzig finden - liegt es auch an einer gewissen Grundsympathie, die sich Ceylan durch seine Art erspielt hat. Wer sich Zeit seines öffentlichen Lebens für Toleranz, Nächstenliebe und Integration einsetzt, dem verzeiht man auch mal eine Pointe, die Stereotype reproduziert. Weil man bei Ceylan irgendwie immer zu wissen glaubt, wie es gemeint ist. Weil sein Humor, seine Grundhaltung, vermuten lassen, dass da einer sein Herz am rechten Fleck hat. Und weil sein Humor etwas Verbindendes hat, nichts Spaltendes. Anders als bei Kollegen wie Oliver Pocher oder Luke Mockridge. Ceylan mag zwar auch hier und da mal eine zwiebelnde Pointe setzen, mag auch mal die Gender-Debatte aufs Korn nehmen, typische Mann/Frau-Gags bringen oder den alten Polen-Witz wieder aufleben lassen, er kommt dabei aber nie boshaft rüber. Vielleicht auch, weil er sich und seine deutsch-türkische Herkunft eben immer auch ausgiebig auf den Arm nimmt.

„Yallah hopp“ heißt Ceylans aktuelles Programm, das ihn am Wochenende nach Frankenthal und Landau führte.
»Yallah hopp« heißt Ceylans aktuelles Programm, das ihn am Wochenende nach Frankenthal und Landau führte.

Beim Comedian Ceylan schwingt immer auch Respekt vor dem Zielobjekt seines Witzes mit. Das zeigt sich etwa in einem Show-Segment, indem er sich mit der Videokamera Menschen aus dem Publikum herauspickt, diese in Großaufnahme auf die Leinwand wirft und lustig kommentiert. Es sind harmlose Scherze, ein bisschen Situationskomik, keine Demütigungen wie bei so vielen anderen Comedy-Kollegen. Ceylan findet da die richtige Witz-Temperatur, vielleicht, weil er als Schüler selbst erlebt hat, wie es ist, einstecken zu müssen. Wer in diesem Show-Teil von Ceylan durch den Kakao gezogen wurde, wird sich wohl ohne Bauchschmerzen wieder in eine Show des stolzen Waldhöfers setzen.

Mompfred und Anneliese

Wie immer schlüpfte Ceylan auch diesmal wieder in verschiedene Rollen, seine Klassiker-Figuren packte er auch in Frankenthal wieder aus. Als Hausmeister „Mompfred“ berichtete er dem johlenden Publikum, dass ihn seine Frau nach 30 Jahren Ehe nun ein zweites Mal heiraten wolle. „Ein zweites Mal! Dabei hatte ich eigentlich nach 30 Jahren auf eine Begnadigung gehofft“, so Mompfred mürrisch und wähnte hinter der Idee der Ehefrau wieder eine fiese Strategie der Hochzeitsindustrie: „Beerdigungen feiert man doch auch nicht zweimal.“

Die schnippische, ewig Pelz tragende Parfümverkäuferin „Anneliese“ („Ich identifiziere mich als Wildkatze“) versucht sich derweil selbst als Marke aufzubauen, um ihre Umsätze zu steigern. Ob sich „Channeliese No.1 Monnem“ dadurch besser verkaufen wird? Auch „Harald“ und „Hasan“, mittlerweile frischgebackener Vater von Zwillingen, ließen sich natürlich wieder blicken. Und in der Rolle des Thor, stilecht mit blonder Perücke und Hammer, weihte Ceylan die Zuschauer in die Alltagsforderungen eines Donnergotts ein.

Von hart bis zart

Auch über Apache 207, der zweite große deutsch-türkische Star aus der Metropolregion, wird an diesem Abend ein bisschen gefrotzelt. „Hasan“ berichtet zunächst, dass seine Frau Mama Apache 207 nicht kennt, wohl aber Winnetou und 007. Hasan wähnt sich dann ob der frappierenden Ähnlichkeit der beiden (die Hoor!) in einer möglichen, bis dato unbekannten Vaterschaft, stellt fest, dass sich Apaches Rap-Stil ein bisschen so anhört, als würde dieser dabei auf eine heiße Herdplatte fassen und fragt dann: „Habt ihr gesehen, wie er in dem einen Musikvideo diesen Bus zieht? Ich sag’s euch. Wenn man hier in der Nähe der BASF wohnt, Ludwigshafen, Chemiestadt, das macht was mit einem.“

Musikalisch wurde es zwischendrin auch ein paar Male. In diesem Jahr hat der bekennende Metal-Fan Ceylan – der ja in der Vergangenheit auch schon Wacken-Auftritte absolviert hat – seine erste Platte veröffentlicht. Ein Metal-Rock-Album, mit ein paar schlageresken Anleihen, kein Klamauk-Album, sondern eines, das sich für Toleranz und gegen Nazis einsetzt. Und so war es nicht verwunderlich, dass ein paar Songs aus „Ich liebe Menschen“ im Programm waren. Das ging von hart („Rüstung aus Hass“) bis zart („Engel landen weich“).

Ein Rat von Peter Maffay

„Peter Maffay, mit dem ich mittlerweile befreundet bin, hat mir gesagt: Junge, du brauchst auch Balladen“, plaudert Ceylan aus dem Nähkästchen. Maffay ist auf dem Album übrigens auch zu hören, singt mit Ceylan das Duett „Anders gleich“, ein Lied gegen Rassismus. Unterhaltung mit Haltung, das Prinzip gilt bei Ceylan sowohl in der Musik als auch in der Comedy.

Am Ende wird es dann auch noch einmal politisch. Man müsse wieder lernen, andere Meinungen auszuhalten, auch wenn sie weh tun. Das sei das Prinzip der Demokratie. Wer die Abschiebung von Straftätern fordere, sei auch nicht gleich ein Nazi. Wer hierherkomme, müsse auch Respekt vor Werten und Gesetzen haben. Und den Osten gibt Ceylan trotz trauriger Wahlergebnisse auch noch nicht ganz verloren: „Ich war neulich in Erfurt, in Thüringen. Da war auch ausverkauft. Und das, obwohl doch da der Höcke ist“, stellt er fest, und überlegt dann: „Vielleicht haben die dort aber auch noch nie einen Türken gesehen.“

x