Frankenthal „Beides produziert heiße Luft ...“

Konnte zwei Kindheitsträume verwirklichen: Ralf Rudolph.
Konnte zwei Kindheitsträume verwirklichen: Ralf Rudolph.

«Neustadt.» Das Eisenbahnmuseum Neustadt verwahrt in seinem alten Lokschuppen Schätze aus der Frühzeit der Eisenbahngeschichte. Und es betreibt das legendäre Kuckucksbähnel. Vorsitzender Ralf Rudolph, von Beruf Musiker und Lokführer, über seine Traumberufe und die legendäre Pfalz-Lok.

Herr Rudolph, was ist der Unterschied zwischen einer Tuba und einer Lok?

Mit einer Tuba kann man nicht rumfahren. Beide erzeugen Töne, beides muss gelernt werden, beides ist aus Metall, beides produziert heiße Luft. Beim Kuckucksbähnel heißt es, dass es gemächlich durch die Landschaft rollt. Welchem Musiktempo würde das entsprechen? Andante sostenuto. Was heißt? Ein gemächliches, getragenes Gehen. Sie wollten als Kind Lokführer und Musiker werden. Fühlt es sich gut an, dass sich beide Träume erfüllt haben? Ich bin privilegiert, wenn man so will. Zuerst musste ich mich ja entscheiden. Ich hab’ dann gesagt, okay, ich mache erst mal Musiker, und wenn das nicht klappt, kann ich immer noch zur Bahn. Dann habe ich eine Familie gegründet, und dann habe ich mich dem Ziel Eisenbahn gewidmet. Aber Sie waren ab 1975 im Verein. Das schon, aber es gab eben eine Pause von 1980 bis 1988. Danach bin ich wieder eingestiegen und kam ganz schnell in den Fahrdienst. Im Fahrdienst lernt man Heizer, macht seine Prüfung und hat dann einen guten Lehrmeister als Lokführer. 1995 war ich vier Monate auf der Lokfahrschule der Bahn in Güstrow, um den Dampflokführerschein zu machen. Haben Sie noch Herzklopfen bei Auftritten oder beim Lokfahren? Da gibt’s eine Faustregel: Kein Konzert ist gleich, und das gilt auch für eine Zugfahrt, auch wenn wir meist nur nach Elmstein und zurück fahren. Auch da gibt es immer wieder Neues oder Unwägbarkeiten, da funktioniert mal dies, mal das nicht, dann hat die DB ein Problem und wir müssen uns drauf einstellen. Also bleibt es bei aller Routine immer spannend, egal, ob im Konzertsaal oder auf dem Gleis. Ein Schmuckstück ist die Pfalz-Lok, die dem Verkehrsmuseum Nürnberg gehört. Im Fünf-Jahreswechsel sollte sie hier und im Technikmuseum Berlin stehen. Das hatte der Verein abgebogen, wie geht es mit ihr weiter? Wir waren immer gegen den Wechsel, dieses Exemplar sollte in der Pfalz bleiben, der Transport tut ihm nicht gut, und die Berliner haben gar keinen Platz. Zudem hatte uns in den 80er-Jahren er damalige Oberbürgermeister Ohnesorge unterstützt, indem er den Lokschuppen unter Denkmalschutz stellte. Immerhin ist es der älteste erhaltene Lokschuppen, der noch als solcher genutzt wird. Bundesweit? Ich denke weltweit. Allerhöchstens in England könnte es noch einen geben. 1847 ist unserer gebaut worden, die Pfalz-Lok stammt von 1853, ein Wagen von 1872: Wer kann mehr Geschichte auf einem Haufen bieten? Deshalb sollte das Ensemble nicht auseinandergerissen werden. All das ist aber nicht geklärt. Noch nicht. Wie stehen die Chancen? Das Technikmuseum Berlin hat einen neuen Chef. Wir können gut miteinander, zumindest nach dem bisherigen Eindruck. Wir treffen uns demnächst, und dann wird man sehen. Zur Person Ralf Rudolph, 1962 in Neustadt geboren, ist erster Tubist der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und tritt auch in anderen Ensembles auf, etwa im Rennquintett. Zudem lehrt er als Professor an der Musikhochschule Saarbrücken. Seit 1975 ist er Mitglied beim Eisenbahnmuseum Neustadt, seit 2011 dessen Vorsitzender. Weitere Informationen im Internet: www.eisenbahnmuseum-neustadt.de | Interview: Anke HerbertDOPPELTERZEILENUMBRUCH

x