Frankenthal Beratungsstelle für Frauen startet im Dathenushaus

Niederschwelliger Zugang zu professioneller Hilfe: Diese Funktion erhoffen sich Dani Siebert (links) und Frédérique Buisson-Koch
Niederschwelliger Zugang zu professioneller Hilfe: Diese Funktion erhoffen sich Dani Siebert (links) und Frédérique Buisson-Koch von der Beratungsstelle für Frauen im Dathenushaus.

Seit Mitte Juni nutzen Mitarbeiterinnen des Vereins Frauen für Frauen den Raum im Dathenushaus schon für eine wöchentliche Sprechstunde. Ab sofort ist er offiziell Anlaufpunkt für Frauen, die Schutz vor Gewalt und Rat in dieser Situation suchen.

Als Geschichte des mehrfachen Ankommens beschreibt Frédérique Buisson-Koch, was sich seit Gründung des von ihr geführten Vereins Frauen für Frauen in Frankenthal Anfang der 1980er-Jahre entwickelt habe: von der ersten angemieteten Wohnung, in der Frauen noch ehrenamtlich betreut wurden, über den Start als Arbeitgeber für hauptamtliche Kräfte bis zum Kauf einer eigenen Immobilie 2014. Mit der im Dathenushaus angesiedelten Beratungsstelle sei nun wiederum eine neue Plattform geschaffen worden, sagt Buisson-Koch.

Dani Siebert, die mit Lina Niklas seit 15. Juni die Termine im Dathenushaus bestreitet und die Mehrzahl der Gespräche führt, nennt es im RHEINPFALZ-Gespräch ein gutes Gefühl, Adresse, Schild und Briefkasten zu haben. Beratung müsse jetzt nicht mehr in den Räumen des Frauenhauses stattfinden. „Sehr niedrigschwellig“ diese Kontaktmöglichkeit zu bieten, sei das Hauptziel des Projekts. Und der Bedarf ist groß: Während Siebert 2021 rund 230 Beratungen gezählt hat, sind es im laufenden Jahr bereits fast 250 Telefonate, persönliche Gespräche und Hausbesuche.

„Dunkelfeld ausleuchten“

Im ersten halben Jahr des „Testbetriebs“ der Beratungsstelle haben Siebert zufolge 26 Gespräche von gerne mal anderthalb Stunden Dauer im Dathenushaus stattgefunden. Mit dem offiziellen Start jetzt geht die 45-jährige Sozialarbeiterin, die außerdem Ausbildungen als Schreinerin, Arbeitstherapeutin und traumazentrierte Fachberaterin vorweisen kann, davon aus, „dass der Bedarf noch deutlich sichtbarer wird“. Sie selbst ist seit zwei Jahren beim Verein Frauen für Frauen angestellt und nach eigenen Worten begeistert davon, wie groß die Wertschätzung für dessen Arbeit in Frankenthal ist.

Die drückt sich am Mittwoch auch im Besuch von Sarah Rahe aus. Die Leiterin des Referats Gewaltprävention im rheinland-pfälzischen Frauen- und Familienministerium erinnert auch an die inzwischen auf 135.000 Euro gewachsene Unterstützung des Landes für das Frankenthaler Frauenhaus. Das Beratungsangebot helfe dabei, das Dunkelfeld im Zusammenhang mit familiärer Gewalt gegen Frauen besser auszuleuchten.

Neue Formen der Gewalt

Dass Frauen in ihrem engsten sozialen Umfeld häufig Gewalt erlebten, sei „keine gesellschaftliche Randerscheinung“, sondern ziehe sich durch alle Schichten und Bevölkerungsgruppen, betont Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU). Das Problem erfahre zwar mehr und mehr öffentliche Aufmerksamkeit, die Hemmschwelle, sich von einem gewalttätigen Partner zu lösen, sei in vielen Fällen trotzdem weiterhin hoch. Die Beratungsstelle begleite diesen Prozess. Hebich wies auch auf neue Formen der Gewalt hin, die auch das Verbreiten kompromittierender Inhalte im Internet umfasse.

Das gemeinsam mit der Migrationsberatung der Arbeiterwohlfahrt genutzte Büro stellt die Zwölf-Apostel-Gemeinde dem Verein im Rahmen des „Miteinander“-Projekts kostenlos zur Verfügung. Das tue sie gerne, sagt Pfarrerin Simone Gerber, weil sie erlebe, mit wie viel Engagement und Herzblut dort gearbeitet werde. Sie hoffe, dass verzweifelte Frauen den Weg in die zentral in der Innenstadt gelegene Beratungsstelle finden, damit deren Mitarbeiterinnen dann aktiv werden könnten.

Noch Fragen?

Beratungsstelle des Vereins Frauen für Frauen, Dathenushaus, Kanalstraße 4, Sprechstunde: Mittwoch, 14 bis 17 Uhr. Kontakt: E-Mail beratungsstelle@verein.frauen-ft.de, Internet www.frauenhaus-frankenthal.de, Telefon 06233 6070807, Mobil 0176 92184537 (erreichbar Montag bis Donnerstag, 9 bis 17 Uhr, und Freitag, 9 bis 13 Uhr).

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