Frankenthal Budget bescheiden, Niveau hoch

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Trotz bescheidenem Budget hat Tilman Gersch, Intendant des Theaters im Pfalzbau, für die kommende Saison ein hochkarätiges Programm zusammengestellt. Der Schwerpunkt liegt auf internationalen Tanz- und deutschsprachigen Schauspielproduktionen.

Gersch, der vor anderthalb Jahren vom Staatstheater Wiesbaden nach Ludwigshafen gekommen ist, zeigt auch eigene Inszenierungen. Bei der Programmvorstellung Anfang des Monats lobte er das begeisterungsfähige Ludwigshafener Theaterpublikum. In seiner Reaktion auf die Aufführungen habe er in den allermeisten Fällen mit den Zuschauern übereingestimmt: „Ich konnte oft mit dem Publikum zusammen feiern“, sagte er. Dieses Publikum scheint dem Theater die Treue zu halten. Die Besucherzahl sei mit rund 70.000 je Saison recht stabil und äußerst zufriedenstellend, sagte Gersch. Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) meinte, es zeuge von „großer Kreativität“, wenn der Intendant bei „einem überschaubaren Budget“ keine Abstriche an der Qualität mache. Der städtische Zuschuss für das Gastspieltheater ist mit vier Millionen Euro seit vielen Jahren gleichgeblieben, während die Personal- und sonstigen Kosten gestiegen sind. Die Aufsichtsbehörde ADD deckele die „Freiwillige Leistung“ der Stadt für die Kultur, bedauerte Reifenberg. 2012 hat Rheinland-Pfalz bei den Kulturausgaben den letzten Platz aller Bundesländern belegt, 2014 den vorletzten Platz eingenommen. Der Schwerpunkt des Spielplans 2016/17 liegt auf Tanz und Schauspiel. Die Zahl der Tanztheater-Produktionen habe er sogar erhöhen können, sagte Gersch. Unter den Schauspiel-Produktionen ist zuerst das Hamburger Thalia-Theater zu nennen, dem die aus sechs Inszenierungen bestehende Werkschau während der Festspiele im Herbst gelten wird. Allein vier in der deutschen Theaterlandschaft herausragende Produktionen, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen waren, werden in Ludwigshafen zu sehen sein. Das Festival „Offene Welt“ wird nicht mehr im März stattfinden, sondern in Zukunft an einem Wochenende die Spielzeit eröffnen. Vom 14. bis 16. Oktober werden auch Bürger mit Projekten zur Migration und zum Zusammenleben verschiedener Nationen in das Festival einbezogen. So stellt die Gruppe Mahala international ihr Stück „Friedensstraße“ vor. Die Theaterpädagogin Barbara Kantel fragt mit Ludwigshafener Schülern, was der Begriff „Willkommenskultur“ bedeutet. Der kanadische Performancekünstler Darren O’Donnell zeigt sein „Hemsbach Protocol“, das er im Auftrag des Matchbox-Projektes der Metropolregion Rhein-Neckar kreiert hat. Und der Musiker Volker Staub eröffnet am ersten Tag ein Fest im Foyer mit einem Konzert, das klassische Instrumentalisten mit Amateurmusikern zusammenbringt. Für das Kinder- und Jugendtheater kündigte Gersch an, dass die Themen Inklusion und Integration weiterverfolgt werden, unter anderem mit einer Bühnenbearbeitung von Janne Tellers Buch „Krieg – stell’ dir vor, er wäre hier“. Gersch selbst wird wieder mit jugendlichen, aber auch mit erwachsenen Laiendarstellern in dem Projekt „Woyzeck/Wut“ nach Georg Büchner und Elfriede Jelinek zusammenarbeiten. An seine Inszenierung von Sophokles’ Tragödie „Aias“ mit Jugendlichen hat er nur gute Erinnerungen. Die Arbeit sei für ihn „eine Entdeckung“ gewesen, sagte er. Einer der mitwirkenden ausländischen Jugendlichen habe ihm gesagt: „Mit Sophokles habe ich Deutsch gelernt.“ Die Reihe „Wort und Wein“ wird ebenfalls fortgesetzt. Am 10. Dezember kredenzt ein Winzer aus der Region wieder edle Tropfen, während Gersch mit Theaterleuten plaudert. Wie schreibt er im Vorwort zum neuen Programm? Er möge an Ludwigshafen auch „die Pfälzer Weine und die Bäcker und den Geruch, der manchmal in der Luft liegt und angeblich aus Mannheim herüberzieht“.

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