Frankenthal „Das kann man nicht ablehnen“

Erhält am Samstag den Ritterschlag: Bastian Lutz.
Erhält am Samstag den Ritterschlag: Bastian Lutz.

Der Frankenthaler Carneval Verein (FCV) lädt für Samstag, 19. Januar, 19.33 Uhr, zur Gala-Ballnacht „Ritter von der Hobelbank“ ins Congress-Forum ein. Diesmal werden Weinprinzessin Christina Schött aus Kleinniedesheim, der Staatsminister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Konrad Wolf (SPD), und Bastian Lutz, Präsident der Mörscher Wasserhinkele, zu Rittern geschlagen. Im Interview spricht Lutz über die aktuelle Kampagne, Prunksitzungen und Kreuzfahrten.

Herr Lutz, wie ist es für Sie als Präsident der Mörscher Wasserhinkele, von der närrischen Konkurrenz geehrt zu werden?

Das ist etwas ganz Besonderes und keine Sache, die man als Frankenthaler Fasnachter ablehnen kann. Wobei ich zugeben muss, dass ich sowohl geehrt als auch überrascht war, angesichts der großen Namen, die bereits auf der Liste der Ritter von der Hobelbank stehen. Natürlich ist die Verleihung für mich eine große Anerkennung und Freude. Welche Bedeutung hat der Galaball in der Frankenthaler Fasnacht? Meines Wissens ist der Galaball eine der ältesten Veranstaltungen in dieser Form in der Stadt. Der Ball findet im großen Rahmen im Congress-Forum statt, es spielt eine Bigband – das hat schon eine gewisse Dimension. Von der Größe und Aufmachung her gibt es in der Frankenthaler Fasnacht nichts Vergleichbares. Besucht man als aktiver Fasnachter regelmäßig Veranstaltungen der anderen Vereine und schaut, was die Konkurrenz so aufbietet? So weit das zeitlich möglich ist, macht man das gerne und schaut sich auch die Prunksitzungen der anderen Vereine an. Bei den Ordensfesten ist es ohnehin alter Brauch, sich gegenseitig zu besuchen und die Fasnachtsorden auszutauschen. Wie ist das Verhältnis unter den Karnevalvereinen in der Stadt? Das ist sehr gut. Es gibt einen regelmäßigen Stammtisch, an dem die Veranstaltungen abgesprochen werden. Die Vereine arbeiten kollegial mit- und nicht gegeneinander. Das ist nicht in jeder Stadt so. Beim Umzug gibt es in diesem Jahr einen gemeinsamen Wagen, auf dem alle Vereine mit ihren Vereinsfarben vertreten sind. Auch das ist nicht überall üblich. Das Miteinander zeigt sich auch daran, dass in dieser Kampagne die Gemeinschaft der Frankenthaler Karnevalvereine nach der Absage der Zwiwwelböck den Stadtschlüssel übernommen hat. Die Federführung hat dankenswerterweise die Gockelswoog übernommen, obwohl sie offiziell nicht der Liste der Stadtschlüsselvereine angehört. Bisher machen die „Gäggel“ ihr Amt hervorragend. Hilft man sich auch ganz konkret? Klar, ich nenne ein Beispiel: In der Kampagne 2019/2020 sind wir Mörscher Wasserhinkele als Stadtschlüsselverein dran. Wir feiern dann außerdem unser 22-jähriges Jubiläum. Dazu haben wir im Congress-Forum etwas Ähnliches wie den Galaball vor. Und da bekommen wir unter anderem Beratung und Tipps vom FCV. Wir machen so etwas in dieser Größenordnung ja normalerweise nicht. Mit Miss Strohhut Emily Matejcek und Bernd Knöppel gibt es seit 50 Jahren wieder ein Stadtprinzenpaar. Wie finden Sie das? Das war eine schöne Überraschung beim Neujahrsempfang der Narren auf dem Rathausplatz, als die beiden unter der Regie der Gockelswoog präsentiert wurden. Die Vereine haben das im Vorfeld nicht gewusst. Das ist eine witzige und originelle Idee. Das Prinzenpaar will alle Vereine besuchen und bei allen den Stadtschlüssel präsentieren. Was sind denn die Themen in dieser Kampagne? Ich kann da nur für die Wasserhinkele sprechen. Bei uns ist traditionell eher wenig politisches Geschehen dabei. Uns geht es mehr um das Lokalkolorit und lustige Geschichten, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Ich selbst schlüpfe auf der Bühne wieder in die Rolle des Knotterhannes. Dass Frankenthal nach einem vom Land in Auftrag gegebenen Gutachten zur kommunalen Gebiets- und Verwaltungsreform ein Teil von Ludwigshafen werden soll, war aber schon eine Steilvorlage für alle aktiven Narren in der Stadt ... Nun ja, die Wasserhinkele leben ja bekanntlich im Auenland zwischen Frankenthal und Ludwigshafen, seit 2007 auch offizieller Kurort mit dem Zusatz „Bad Mörsch“. Nach der Renaturierung des Mörschbachs sehen wir durch diese verbesserte natürliche Grenzlinie eine Übernahme seitens Ludwigshafen als ausgeschlossen an. Auch in dieser Hinsicht stehen die Frankenthaler Narren in gleicher Meinung zusammen. Bei den Wasserhinkele geht es in diesem Jahr auf hohe See, ist auf der Homepage Ihres Vereins zu lesen. Wir gehen auf Kreuzfahrt und reisen rund um die Welt. Da gibt es unter anderem singende Kapitäne und tanzende Eskimos. Unser Motto lautet „Hinkelfasnacht, die hat Pfiff, auf Kreuzfahrt mit dem Narrenschiff“. Auch unsere Mörscher Straßenfasnacht am Fasnachtsdienstag wird unter diesem Motto stehen. Dazu wollen wir den Bürgergarten in ein Schiffsdeck verwandeln. Hierzu sind alle Frankenthaler eingeladen. Der Reinerlös geht vollständig als Spende an die Frankenthaler Tafel. Wie ist es denn um den närrischen Nachwuchs bestellt? Auch hier kann ich nur für die Wasserhinkele sprechen. Und da haben wir eigentlich keine Probleme. Auch in dieser Kampagne haben wir wieder zwei Jung-Elferräte dabei, die in ihr Anerkennungsjahr gehen. Bei den Garden sieht es auch gut aus, da gibt es zum Teil sogar einen Aufnahmestopp. Bei den Helfern könnten wir allerdings schon ein paar Hände mehr brauchen, die mit anpacken. Was ist das Rezept für eine gelungene Prunksitzung? Die Mischung macht’s. Büttenreden, Bühnennummern, Musik und Gardetänze – das muss alles ausgewogen sein. Traditionen und Brauchtum sind gut, man kann die Programme aber nicht mehr so wie vor 30 Jahren gestalten. Um die jungen Leute anzusprechen, muss man mit neuen Medien arbeiten und die Tanzmusik dem modernen Geschmack anpassen. Das Publikum soll einen schönen Abend verbringen mit Musik und Tanz, gutem Essen und guten Getränken. Was wünschen Sie sich für die Kampagne? Ich wünsche mir, dass die Veranstaltungen aller Vereine gut besucht werden, dass alle Narren schöne Tage miteinander verbringen, dass wir bei allen närrischen Aktionen im Freien gutes Wetter haben, und natürlich wünsche ich mir einen schönen und friedlichen Fasnachtsumzug. Termin „Ritter von der Hobelbank – Die Gala-Ballnacht“ des FCV am Samstag, 19. Januar, um 19.33 Uhr (Sektempfang ab 18.33 Uhr) im Congress-Forum, Stephan-Cosacchi-Platz. Eintrittskarten gibt es bei Peter Ullmann (Telefon 06233 41512), Walter Arnetzl (06233 26229), in der Columbus-Apotheke am Speyerer Tor, per E-Mail an info@fcv-ft.de oder unter www.fcv-ft.de/Kartenbestellungen. | Interview: Frank Geller

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