Frankenthal Das will man sich leisten

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In einer gemeinsamen Resolution appellieren die öffentlichen Musikschulen in Rheinland-Pfalz an die künftige Landesregierung, sich stärker als bislang für Qualitäts- und Bestandssicherung der Einrichtungen einzusetzen. Ein Anliegen, dass auch der Leiter der Frankenthaler Musikschule unterstützt.

Natürlich weiß Hans-Jürgen Thoma, dass es Musikschulen im Land gibt, die wesentlich schlechter gestellt sind. Mit 91.000 Euro ist der Landeszuschuss in Frankenthal vergleichsweise üppig. Auch über einen Zuschussbedarf von rund 790.000 Euro pro Jahr gibt es – zumindest öffentlich – kaum Diskussion. Die Arbeit seiner Musikschule ist anerkannt, ihr Beitrag zu öffentlichen Veranstaltungen ebenso wie ihr Engagement in Sachen Städtepartnerschaften unbestritten. Völlig außer Frage steht also, dass man sich auch weiterhin diese als „freiwillige Leistung“ deklarierte Subventionierung leisten will. „Die Musikschule tut viel für die Außendarstellung Frankenthals und bereichert das kulturelle Leben“, betont dementsprechend auch Monica Umstadt, Leiterin des zuständigen Servicebereichs der Stadt. Maßgeblich für die hohen Kosten der Musikschule ist eine politische Entscheidung: Seit Januar 2014 unterrichten dort nur noch fest angestellte Lehrer. Man könne Musikschul-Mitarbeiter nicht schlechter stellen als andere städtische Bedienstete, so die Argumentation des damaligen Oberbürgermeisters Theo Wieder (CDU). Eine Entscheidung, die Thoma nach wie vor begrüßt – und die der Frankenthaler Musikschule nahezu Alleinstellung verleiht. „Wir können uns die guten Leute aussuchen und haben deutlich weniger Fluktuation“, sagt er. 47 Lehrer unterrichten zurzeit rund 1570 Schüler. Die meisten von ihnen sind unter 18 Jahre alt, nur knapp 140 Erwachsene zählen zur Klientel der Musikschule. Ein Drittel der Schüler kommt gar nicht in das Gebäude am Stephan-Cosacchi-Platz. Es sind Schüler der Streicher- und Bläserklassen an drei Frankenthaler Schulen, ebenso wie Ganztagsschüler, Kindergartenkinder und Senioren in verschiedenen Einrichtungen der Stadt. Diese Vernetzung hat Thoma früh als überlebenswichtig erkannt und vorangetrieben. Gerade angesichts der Zunahme von Ganztagsunterricht müsse eine Musikschule über Alternativen nachdenken. Eine davon könnte langfristig ein festes Unterrichtsangebot am Wochenende und in den Abendstunden sein. Schon jetzt sei erst gegen 16 Uhr Hochbetrieb in den Übungssälen. Manch einer der Lehrer biete freiwillig Ausweichtermine am Samstag oder werktags nach 20 Uhr an. Als Juror bei verschiedenen Wettbewerben weiß Thoma, dass es inzwischen ab der Altersgruppe fünfte, sechste Klasse sehr dünn wird. Umso mehr dürfte ihn freuen, dass aus seinem Haus regelmäßig Erfolge bei „Jugend musiziert“ zu vermelden sind – auch in höheren Altersklassen. Aktuell sind vier Musikschüler qualifiziert für den Bundeswettbewerb, der Mitte Mai in Kassel ausgetragen wird. Zum letzten Mal wird kommenden Februar der Metzner-Wettbewerb in Frankenthal sein. Die Stiftung, die den Nachwuchspreis auslobt, stellt ihre Zahlungen mangels Ertrag ein. Auch die Fritz-Carl-Wilhelm-Stiftung, von der die Musikschule in der Vergangenheit jährlich bis zu 20.000 Euro erhielt, stellt ihr Wirken ein. Was bleibt, sind der Förderverein Bund der Freunde, der unter anderem aktuell den Unterricht von sieben Asylbewerbern ermöglicht, und private Förderer. Die Mitgliedschaft in der Pfälzischen Musikgesellschaft ermöglicht seit 25 Jahren hochkarätige Konzerte wie beispielsweise einen Duo-Abend mit Oh-Hi Lee und Rudolf Meister im Oktober. „Das könnten wir uns sonst nicht leisten“, sagt Thoma. Dass es mit privaten Musikschulen wie der Music Academy starke Mitbewerber gibt, beunruhigt Thoma nicht. Deren Schwerpunkt auf Rock, Pop und Jazz sei „eine gute Ergänzung zu unserem Musikschulangebot“. Das von Music-Academy-Chef Tiemo Feldmann mit betriebene Kulturzentrum Gleis 4 sieht er als Bereicherung für die Stadt. Klavier, Violine und Gitarre sind neben der musikalischen Früherziehung starke Fächer seines Hauses. Neu wolle man nun auch Ukulele für Kinder und Erwachsene anbieten. Ein ideales Einsteigerinstrument sei das. Aber Thoma betont auch: „Wir können nicht auf jede Mode aufspringen.“

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