Frankenthal Delta-Helden
Neue Formate, mehr Veranstaltungen, deutlicher Besucheranstieg: Das Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus hat sich in den zwei Jahren unter Fabian Bursteins Leitung prächtig entwickelt. Was in diesem Jahr alles geplant ist, darüber ist diese Woche in einer Pressekonferenz informiert worden.
Es sei die richtige Entscheidung gewesen, das Haus als Kulturzentrum zu erhalten, stellte Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) mit Nachdruck fest. Was aus dem ehemaligen Jugendzentrum werden sollte, war ja lange unklar, von Verkauf und Abriss war die Rede, dann wurde ein Teil des Gebäudekomplexes für das Haus des Jugendrechts abgezweigt. Als der Wiener Fabian Burstein vor zwei Jahren die Leitung übernahm, wurde ziemlich schnell aus sporadischen Veranstaltungen ein Konturen annehmendes Programm, das clever zwischen regionaler Verankerung und internationaler Neugier agiert. Die Besucherzahl ist in dieser Zeit von 22.000 auf 36.000 gestiegen, mehr als 200 Veranstaltungen waren es 2017. Burstein sieht hier noch mehr Potenzial. „Wir sind in einem Prozess“, beschrieb er die aktuelle Situation, in der weiterhin viel ausprobiert werde. Die von ihm eingeführte Reihe „Delta Helden“ beispielsweise soll künftig nicht nur die bekannteren Musiker und Bands aus der Region vorstellen, sondern auch Protagonisten aus dem migrantischen Umfeld ein Podium bieten. „Wir wollen die Reihe breiter aufstellen“, sagt Burstein, da nicht alle Konzerte bislang den erhofften Zuspruch gefunden haben. Gut funktioniert das bei den meisten anderen Programmformaten. Die Lesungen sind bestens besucht, die Konzerte beim herbstlichen Festival Enjoy Jazz ebenfalls, und die gemeinsam mit der Staatsphilharmonie veranstalteten Krabbelkonzerte für Eltern mit Kleinkindern sind auch eine Erfolgsgeschichte. Neu kommt das „Rudelsingen“ hinzu, ein Mitmach-Chor für jedermann, bei dem unter fachkundiger Anleitung von Rock bis Schlager alles gesungen wird, was Spaß macht. Auftakt ist heute Abend. Das Haus hat bei all dem viele Partner, neben Staatsphilharmonie, Enjoy Jazz und diversen Kulturvereinen ist dies auch die BASF, die die „Delta Helden“ unterstützt und eigene Popkonzerte veranstaltet. Eigene Projekte initiiert das Haus ebenfalls, unter anderem beim Kultursommer und beim Straßentheaterfestival. Auch das Festival Theater International hat wieder im Haus seinen Hauptspielort. Was vom Jahresprogramm schon bekannt gegeben wurde, hört sich vielversprechend an. Bei den Lesungen ist „Zeit“-Literaturchef Ijoma Mangold zu Gast, der in seinem Buch „Das deutsche Krokodil“ seine Lebensgeschichte als Sohn einer deutschen Mutter und eines afrikanischen Vaters erzählt. „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts stellt Grass’ Jahrhundertroman „Die Blechtrommel“ in einer Konzertlesung vor. Außerdem kommen die deutsch-türkische Autorin Fatma Aydemir und der Reiseschriftsteller Helge Timmerberg. Zum Konzertangebot im Haus gehören das gefeierte Jazztrio GoGo Pinguin aus Manchester, der Rapper und YouTube-Star Kayef, die Techno-Marching-Band Meute, das Dresdner A-cappella-Quartett Medlz, der deutsche Soulsänger Mic Donet und Jan Plewka, der nicht mit seiner Band Selig, sondern im Duo mit Marco Schmedtje gastiert. Mit Meret Becker ist eine weitere „Tatort“-Kommissarin zu Gast, die liest kein Buch vor, sondern ist Frontfrau ihrer Band Meret & The Tiny Teeth. Jede Menge Local Heroes sind auch im Programm, darunter die Rockband Guru Guru und Gitarrenaltmeister Sigi Schwab. Die ständigen Reihen „Jazzlights“ und „Bluessession“ werden ergänzt durch „Yo! MTV Raps“ mit Nachwuchsrappern aus der Region und „Außer Dienst“, einer Gesprächsreihe mit Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft, die nach Ende ihrer beruflichen Laufbahn zurückblicken. Ex-Oberbürgermeisterin Eva Lohse macht hier den Anfang. Programm Programm, Termine und Karten im Netz unter: www.dashaus-lu.de.
