Frankenthal Derb und liebenswert

Vom Publikum gab’s viel Zustimmung für den Überraschungsfilm am Donnerstag.
Vom Publikum gab’s viel Zustimmung für den Überraschungsfilm am Donnerstag.

Eine milde Sommernacht, eine vollbesetzte Erkenbert-Ruine, ein glänzender und ein wenig mutiger Start in die Open-Air-Kinoreihe. Die Befürchtung von Kinobetreiber Christian Kaltenegger, dass der am Donnerstagabend zum Auftakt gezeigte Überraschungsfilm „Das schönste Mädchen der Welt“ einen „Tick zu jugendlich“ sein könnte, bestätigte sich nicht. Als er am Ende viele seiner Besucher persönlich verabschiedete, bekam er viel Zustimmung und Glückwünsche für die Auswahl.

Die teils derben Dialoge und Rap-Einlagen konnten viele der älteren Kinobesucher nicht verschrecken. Einige Befragte meinten, dass sie ja Kinder oder Enkel hätten, da seien sie einiges gewohnt. Kaltenegger hatte in seiner Begrüßungsansprache das Publikum schon mal vorbereitet: Er habe beim ersten Ansehen des Films anfangs „ups“ gedacht, dann sei er begeistert gewesen. „Durch die ersten fünf Minuten müssen Sie durch, dann wird es ein liebenswerter Film“, meinte Kaltenegger. Es sei eine Mischung aus „Fack ju Göthe“ und „Cyrano de Bergerac“. In der Tat bedient sich der Film einer anderen Tonart als die Gruppe Oldtimes, die vor Filmstart musikalisch ins vergangene Jahrtausend entführte. Da wurde vereinzelt nach alter Schule getanzt, eine Weinschorle oder ein Aperol beim Plausch geschlürft. Viele waren früh gekommen, hatten sich Sitzkissen mitgebracht, um Plätze zu reservieren. Der größte Teil der weißen Plastikstühle war eine Stunde vor Filmstart schon mit Personen besetzt. Die Spekulationen gingen Richtung Komödie, leicht, lustig, deutsch oder französisch. Rap, Teenager, eine Klassenfahrt nach Berlin – das hatte keiner auf dem Plan. Als erstes Kino in Deutschland dürfe er den Film zeigen, sagte Kaltenegger. Rapper fügen sich im Duell zu Beginn des Films verbale Schläge zu. Einer der Protagonisten ist Cyril (Aaron Hilmer), auf der Bühne mit einer goldenen Maske unterwegs, in der Klasse der Außenseiter, wortgewandt, belesen, aber eben mit einer sehr unförmigen Nase ausgestattet. Die Neue in der Klasse, Roxy (Luna Wedler), ignoriert diese von den Mitschülern geächteten Äußerlichkeiten. Am Ende ist es ein Liebesfilm, vorhersehbar, aber mit spritzigen Dialogen und gelungenen Kontrapunkten zu den Teenagern, verkörpert durch Anke Engelke (Mutter von Cyril) und Heike Makatsch als Klassenlehrerin. Schulalltag sei das, sagte Luisa Hoffmann (15) von der Otto-Hahn-Schule aus Westhofen nach der Veranstaltung kess – etwas überzeichnet. Sie habe „herzlich gelacht“, sagte Carolin Ettl (36) aus Ludwigshafen, die erstmals beim Open-Air-Kino in Frankenthal war, ebenso wie Anita (56) und Wolfgang (64) Becker aus Obersülzen, die wegen der Vorgruppe gekommen waren, den Film aber amüsant fanden. Alkoholfreie Cocktails fehlten, meinte eine Besucherin. 4800 Eintrittskarten sind bis Donnerstagabend für die 13 Vorstellungen verkauft worden – Rekord, wie Kaltenegger freudig verkündete. Bereits ausverkauft ist der Abschlussabend mit „Mamma Mia“ (31. Juli). Gut im Rennen liegen laut Kaltenegger die Filme „Die Verlegerin“ (23. Juli), „Oceans’s 8“ (27. Juli) und „Verpiss dich Schneewittchen“ (28. Juli). Mit einer Drohne wurden Luftbilder für einen Clip gemacht. „Es werden keine Großaufnahmen von Personen zu sehen sein“, versprach der Kinobetreiber. Im September startet „Das schönste Mädchen der Welt“ in den Kinos. Zur Premiere am 1. September, 17 Uhr, im Lux-Kinocenter kommen laut Christian Kaltenegger alle Hauptdarsteller des Streifens nach Frankenthal.

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