Worms Die Macher der Nibelungenfestspiele gewähren erste Einblicke ins neue Stück

Der Countdown für die Nibelungenfestspiele 2025 läuft bereits: Der künstlerische Leiter Thomas Laue (links) im Podiumsgespräch m
Der Countdown für die Nibelungenfestspiele 2025 läuft bereits: Der künstlerische Leiter Thomas Laue (links) im Podiumsgespräch mit Autor Roland Schimmelpfennig, der diesmal die Textvorlage liefert.

Es wird ein Drache als zentrale Gestalt. Zum Beginn des Vorverkaufs lüfteten die Macher der Wormser Nibelungen-Festspiele schon mal einen Zipfel des Vorhangs für die anstehende Uraufführung im kommenden Sommer. Und die Honoratioren und Sponsoren des Großprojektes standen im Rampenlicht.

Um die Besucherzahlen von 20.000 Gästen aus dem vergangenen Sommer zu erreichen, rühren die Organisatoren frühzeitig die Werbetrommel. Gerade können die ersten Tickets erworben werden, weshalb die „Drahtzieher“ schon einmal ihren Scheinwerfer in den Medien erhalten sollen. Diese sind, bevor es überhaupt an die Frage der Besetzung und die Probenarbeit geht: der Autor Roland Schimmelpfennig und Mina Salehpour, die als Regisseurin dessen Werk „See aus Asche – das Lied der Nibelungen“ in Szene setzen wird.

Üblicherweise gibt es erste öffentliche Einblicke in den Text bei der ersten Leseprobe. Wenn die Schauspieler nominiert sind und im späten Frühjahr das Stück vor den Augen und Ohren der Journalisten in verteilten Rollen „anlesen“, wie es im Fachjargon heißt. Beim Preview-Abend am Mittwoch im Mozartsaal des Wormser Theaters durfte jedoch bereits der Autor Schimmelpfennig Auszüge aus seinem Werk rezitieren.

Der Spielmann wird zum Propheten

Der Dramatiker wählte die Eingangsszene, in der er Volker von Alzey eine Stimme gibt. Der Spielmann am Hof der Burgunder in Worms sei eine seiner Lieblingsfiguren, erklärte Schimmelpfennig und verlas die Beschreibung über den Mann mit Geige ohne Saiten, der trotzdem musiziert: „Der Mann spielt, als wäre er der Tod. Und was er spielt, wird wahr.“ In einem surrealen Szenario werden aus den zerrissenen Saiten Waffen, die des Geigers Körper zerschneiden. Die musikalische Prophezeiung des Spielmanns bewahrheitet sich nach dem Prolog in größerem Kontext, nun setzen sich die Spielfiguren des Nibelungenliedes in Bewegung.

Im Interview mit dem künstlerischen Leiter Thomas Laue berichtet der Autor, dass er das komplette Nibelungenlied verarbeitet habe, „ich zeige schon den ganzen großen Kosmos der Sage“. Das ist an sich bemerkenswert, da sich die Autoren vor ihm mit Ausschnitten beschäftigt hatten. So hatte das in diesem Jahr gezeigte Stück des Autorenduos Feridun Zaimoglu und Günter Senkel – „Der Diplomat“ – etwa in der Mitte des Nibelungenliedes angesetzt, als der fast unverwundbare Held Siegfried durch Hagen von Tronjes Speer den Tod findet. „Ich zeige die großen Reisen und langen Wege mit Worten, die beim Zuschauer Bilder im Kopf erschaffen. Mein Text ist die Grundlage dieser Komposition“, so Schimmelpfennig.

Der Drache steht für die intakte Natur

Schimmelpfennig, der zur Spitze der deutschsprachigen Dramatiker der Gegenwart gezählt wird, verkoppelt den historischen Stoff mit der Gegenwart durch eine Figur, die seiner Meinung nach bisher in der Rezeption unterbewertet war: den Drachen. Das Mythen-Tier ist nach seiner Interpretation weder ein böses Monster noch der Vollstrecker des Schicksals. Sondern es symbolisiert die intakte Natur, die der eigentliche Schatz der Nibelungen ist. Diesen Schatz und den Drachen wolle sich der Mensch untertan machen. „Die Heldentaten schlagen auf den Helden zurück, der Auslöser seiner eigenen Katastrophe ist.“

Die Person, die das komplexe Gleichnis auf die Bühne bringen wird, ist Mina Salehpour – eine Quereinsteigerin, die ohne Regiestudium ihren Weg zunächst am Schauspiel Frankfurt als Hospitantin und Assistentin machte. Um nu zwei Jahre darauf dort ihre erste Regiearbeit „Heute bin ich blond“ nach der gleichnamigen Autobiografie der Niederländerin Sophie van der Stap vorzulegen.

Der Text geht „runter wie Öl“

Die Theaterregisseurin mit deutsch-iranischen Wurzeln, die sowohl im skandinavischen als auch im deutschsprachigen Raum inszeniert und sich als Geschichtenerzählerin versteht, sagt zum neuen Stück: „Die Worte tragen auf großer Bühne. Die Sprache Schimmelpfennings ist wie ein Orchester oder eine Rockband, in der alle Personen über sich erzählen.“ Der Text gehe „runter wie Öl“ und sei gut komponiert, man müsse nur die Augen schließen und könne schon die Bilder sehen.

Salehpour kündigte an, dass sie gemeinsam mit ihrem Team nach Worms komme, mit dem sie wie eine Familie bei Inszenierungen reise, wohne und arbeite. Die Mannschaft besteht aus Bühnenbildnerin Andrea Wagner, Kostümbildnerin Maria Anderski, dem Komponisten Sandro Tajouri sowie dem norwegischen Lichtdesigner Elvind Myren, mit dem Salehpour ebenfalls bereits mehrfach zusammengearbeitet hat.

Im Podiumsgespräch mit Laue blickte der Intendant Nico Hofmann auf die vergangene Spielzeit am Wormser Dom zurück und bezeichnete den „Diplomaten“ als Stoff von großer Aktualität, „die Politik spielte uns auf schreckliche Weise in die Hände“. Es sei immer wieder erstaunlich, aus wie vielen Perspektiven man den Stoff der Nibelungen betrachten könne, „es entsteht immer wieder etwas Neues, Flirrendes“.

Vorverkauf

Der Vorverkauf für die Inszenierung vom 11. bis 27. Juli 2025 hat begonnen. Tickets können über die Hotline 01805 – 33 71 71 oder über die Internetseite www.nibelungenfestspiele.de bestellt werden. Dazu gibt es eine Weihnachtsaktion: Wer bis Heiligabend, 24. Dezember, 12 Uhr, Karten kauft, erhält für Sonntags-, Montags-, Dienstags- und Mittwochsvorstellungen 15 Prozent Rabatt auf alle Kategorien. Auch weitere Angebote rund um den Festspielbesuch wie Führungen und Dinner im Park sind buchbar. Karten sind ebenso an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich, auch dort gilt der Weihnachtsrabatt.

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