Frankenthal Ein Geschenk an die Stadt

Werner Schäfer (hier am Mahnmal in der Glockengasse) und seine Kollegen vom Förderverein für jüdisches Gedenken präsentieren auf
Werner Schäfer (hier am Mahnmal in der Glockengasse) und seine Kollegen vom Förderverein für jüdisches Gedenken präsentieren auf 25 Bannern im Rathaus-Foyer Frankenthals jüdische Historie.

Es ist ein Rückblick auf 25 Jahre Vereinsgeschichte und gleichzeitig auf die vermutlich einschneidendste Zeit im Leben der Frankenthaler Juden: Mit einer Ausstellung zum jüdischen Leben in der Stadt begeht der Förderverein für jüdisches Gedenken am Freitag, 2. November, sein Jubiläum. Statt einer Gedenkfeier sind Vorträge geplant.

„Wir stecken unser Geld lieber in die Arbeit als in eine große Feier“, antwortet Werner Schäfer aus dem Vorstand des Vereins ganz pragmatisch auf die Frage, warum man sich zum Jubiläum gezielt für eine Ausstellung entschieden habe. „Das ist auch ein wenig unser Geschenk an die Stadt Frankenthal, so wie die Legendenschilder unter den Synagogengasse-Schildern, die wir der Stadt stiften, nachdem diese 1960 beschlossen aber nie realisiert wurden“, sagt er. 25 Jahre habe der Verein Informationen zum jüdischen Leben in Frankenthal gesammelt – aus Aufzeichnungen im Stadtarchiv, Gesprächen mit jüdischen Familien und eigenen Recherchen. Alles ehrenamtlich, „weil es uns immer interessiert hat“, so der 69-Jährige. Für die Jubiläumsschau, die ab Freitag im Rathaus zu sehen ist, hat der Verein für 25 fast raumhohe Banner Fotos und Textmaterial zusammengetragen, die Informationen rund um das jüdische Leben in Frankenthal präsentieren. „Auf einigen Bannern steht zum Beispiel etwas zur Vorgeschichte der Juden in der Stadt ab 1771“, erklärt Schäfer das Konzept der Ausstellung. Andere wiederum beschäftigten sich mit dem Bau der Synagoge, der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 und der Deportation der Pfälzer Juden in das französische Camp Gurs nördlich der Pyrenäen. Aber auch bekannten jüdischen Familien aus Frankenthal habe der Verein einige Banner gewidmet, sagt Schäfer: „Es geht auch um die Familie, die das einstmals größte Kaufhaus der Pfalz Schweitzer & Wertheimer betrieben hat, die Nachmanns, ebenfalls Inhaber eines Kaufhaus in der Bahnhofstraße, oder die Familie des Landgerichtsrat Emil Dosenheimer, der Vorsitzender der Freireligiösen Gemeinde in Frankenthal war.“ Eröffnet wird die Schau, die bis zum 16. November während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen ist, mit einer Einführung von Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) und einer Rede zur Gedenkarbeit in Frankenthal von Schäfer. Knapp eine Woche später, am 7. November ab 19 Uhr, widmet sich Schäfer, der selbst vier Jahre lang Vorsitzender des Fördervereins war, dann in einem Bildervortrag in der Volkshochschule der „Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Frankenthal nach 1945“. Vor etwa zwei Jahren habe er angefangen, dafür Material zu sammeln, berichtet er. „Ich will im Vortrag vor allem auf die Gedenkarbeit von Stadt, Kirche, Schulen und den Frankenthaler Parteien eingehen“, sagt er und nennt als Beispiele verschiedene Gedenkveranstaltungen auf dem Friedhof, Straßenumbenennungen und Benennungen nach jüdischen Persönlichkeiten im Stadtgebiet. Das sei nämlich „ganz typisch für Frankenthal – ein Mahnmal für die Weltkriegsopfer mit den Worten ,Die Toten mahnen’ und lediglich den Ziffern der Kriegsjahre, aber keine großen Heldendenkmäler aufzustellen“, findet Schäfer. Eine Veranstaltung wie die am Gedenkstein in der Glockengasse am 9. November (siehe Termine), die bereits seit 1980 jährlich stattfindet, passe da gut zur Stadt und den Frankenthalern. Die wiederum ließen sich aber leider nur noch schwer motivieren, ein Amt im Förderverein zu übernehmen, sagt Schäfer. Von den aktuell 23 Mitgliedern sei der jüngste Anfang 40. „Wir haben totale Nachwuchsprobleme“, sagt Schäfer. „Und aktuell ist keine Besserung in Sicht.“ Die Anforderungen an die jungen Leute seien im Job und im Privatleben heute einfach höher, glaubt er. Da hätten viele weniger Zeit für zusätzliche Verpflichtungen und Aufgaben in Vereinen. Gerade arbeite man beispielsweise wieder an der Auswahl eines passenden Films für die Frankenthaler Schulen zum 27. Januar, den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. „Was ist, wenn wir Alten einmal aufhören müssen?“, fragt Schäfer und hofft, dass die Ausstellung zumindest einige Besucher für eine aktive Mitarbeit im Verein begeistern kann. Termine —Ausstellung „Juden in Frankenthal“ ab Freitag, 2. November, 18 Uhr (Eröffnung), Rathaus. Zu sehen ist sie bis zum 16. November während der Öffnungszeiten des Rathauses. —Mittwoch, 7. November, ab 19 Uhr, Vortrag von Werner Schäfer im Bildungszentrum der VHS, Schlossergasse 8-10, über die „Gedenk- und Erinnerungsarbeit in Frankenthal nach 1945“. Der Eintritt ist frei. —Freitag, 9. November, 18 Uhr, ökumenischer Gottesdienst in der Zwölf-Apostel-Kirche in Erinnerung an die Reichskristallnacht. Anschließend richtet der Förderverein eine Veranstaltung am Gedenkstein in der Glockengasse aus.

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