Frankenthal Experiment Jung trifft Alt gelingt

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Ein musikalisches Jahr ohne das Rennquintett ausklingen zu lassen, das wäre wie ein Hochamt ohne feierlichen Schlusssegen. Auch bei seinem 13. Auftritt in Frankenthal war das renommierte Blechbläserensemble am Vorabend von Silvester in der voll besetzten Zwölf-Apostel-Kirche der sichere Garant für ein eindrucksvolles Konzerterlebnis.

Als Hausherrin hatte Dekanin Sieglinde Ganz-Walther den rund 750 Besuchern ein nachweihnachtliches „Überraschungspaket“ versprochen, das nicht nur an vertraute klangliche Traditionen anknüpfen, sondern auch dem Nachwuchs eine Chance geben würde – getreu dem Motto „Jung trifft Alt“. Wenn der Trompeter und Rennquintett-Chef Peter Leiner, der das zweistündige Programm mit Humor und Esprit bereicherte, in diesem Zusammenhang von einem Experiment sprach, so kann dieses ohne Abstriche als gelungen bezeichnet werden. Mit welcher Exaktheit und Ausdrucksstärke der erst 19-jährige Sandro Hirsch den eingängigen ersten Satz des Trompetenkonzerts in Es-Dur von Joseph Haydn intonierte und bei Giuseppe Tartini später in Tempo sowie Lautstärke noch einen Zahn zulegte, verdient höchste Anerkennung. 24 Jahre alt ist Constantin Hartwig, der seine Vielseitigkeit und Virtuosität auf einem eher sperrigen Instrument unter Beweis stellte. Er entlockte seiner Tuba spätromantische Themen des Engländers Ralph Vaughan Williams und brachte seine Zuhörer bei „Blackbird“ von George Harrison mit imposanten Tongemälden zum Staunen und Schmunzeln. Wahrlich ein Gewinn für das stimmungsvolle Weihnachtskonzert war Elena Harsanyi. Die 25-Jährige, in Aachen geborene Sopranistin wagte sich an die sehr anspruchsvolle Arie „Let the bright Seraphim“ aus dem Oratorium „Samson“ von Georg Friedrich Händel und überzeugte durch sichere Stimmführung. Voller Inbrunst sang sie die Solokantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ von Johann Sebastian Bach sowie zwei anrührende weihnachtliche Weisen: „Panis Angelicus“ von César Franck und „Minuit Chrétien“ von Adolphe Adam. Weil die zierliche Sängerin derzeit als Maria in Leonard Bernsteins „West Side Story“ am Staatstheater Saarbrücken auf der Bühne steht, wurde auch das einfühlsam interpretierte „Somewhere“ ins Programm aufgenommen. Mit dem bekannten Kirchenlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Martin Luther stimmte Bezirkskantor Eckhart Mayer an der Orgel auf das Reformationsgedenkjahr ein, um dann bei Bachs Präludium in C-Dur alle Register zu ziehen. Nahtlos ließ das Rennquintett die flott arrangierte große Fuge folgen. Es ist schon faszinierend, mit welcher Leichtigkeit und Freude die fünf Herren – Uwe Zaiser und Peter Leiner (Trompete), Uwe Tessmann (Horn), Ralf Rudolph (Tuba) und Jochen Scheerer (Posaune) – seit nunmehr 30 Jahren jenseits erstarrter Konzertrituale erfrischend locker musizieren und sich dabei blind verstehen – sauber im Tonansatz und mit bemerkenswerter rhythmischer Präzision. Von Bach auf Samba umzuschalten und die südamerikanische Weihnacht ein wenig näher zu bringen, war für sie daher fast ein Kinderspiel. Wenn auch Peter Leiners Wunsch, die Zwölf-Apostel-Kirche in ihren Grundfesten erbeben zu lassen, beim gemeinsam gesungenen „O du fröhliche“ nicht ganz in Erfüllung ging, so kann dem Publikum doch ein stimmkräftiges Gemeinschaftserlebnis bescheinigt werden. Belohnt wurde dies mit Leroy Andersons frenetisch beklatschter „Sleigh Ride“ (Schlittenfahrt) als Zugabe. Schade nur, dass danach etliche Zuhörer allzu eilig den Ausgang ansteuerten und die zweite Zugabe gar nicht mehr mitbekamen. Sie versäumten bei dem im Klezmer-Sound mitreißend und voller Leidenschaft musizierten „Jingle Bells“ das Sahnehäubchen eines an Glanzleistungen reichen Konzerts.

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