Frankenthal Internationale Klänge und Tänze: Ein Fest der Vielfalt in Frankenthal

Integration für ukrainische Frauen und Kinder war ebenfalls ein Thema beim internationalen Fest.
Integration für ukrainische Frauen und Kinder war ebenfalls ein Thema beim internationalen Fest.

Das 31. Internationale Fest des städtischen Beirats für Migration und Integration hat am Sonntagnachmittag einen bunten Schlusspunkt unter das fünftägige Herbstspektakel in der Innenstadt gesetzt. Dabei gab es reichlich Showeinlagen zu bewundern.

Bereits am frühen Nachmittag waren die Biergartentische auf dem Rathausplatz gut besucht. Mit Schorle, Bier oder Neuem Wein und deftigem Essen ließ es sich in der Herbstsonne trefflich aushalten. Ein vierstündiges Bühnenprogramm sorgte für Unterhaltung.

Eröffnet wurde das Fest von Aygül Askin-Gezici, Vorsitzende des städtischen Beirats für Migration und Integration (BMI): „Es geht um Kultur, Geschichte, Politik, Kennenlernen und Zusammenleben“, betonte sie in ihrer Eröffnungsrede. Die BMI-Vorsitzende hob die bereichernde Vielfalt einer multikulturellen Gesellschaft hervor und mahnte angesichts der Weltlage in eindringlichen Worten die Verantwortung und Veränderungsmacht des Einzelnen an: „Wenn wir nur einen Fisch zurück ins Wasser werfen, retten wir zumindest das Leben eines Fisches“. Sie betonte außerdem die gemeinsame Verantwortung aller: „Wir sitzen alle in einem Boot, und wenn das Boot leckt, sind wir alle betroffen.“

Vierstündiges Bühnenprogramm

Für den Beigeordneten Bernd Leidig ist das internationale Fest eine gute Tradition, welches die kulturelle Vielfalt der „Küchen, Klänge, Farben und Geräusche“ in der Stadt spiegle. Laut Leidig gelte es, Gemeinsamkeiten zu zelebrieren, die verbinden. Leidig dankte der scheidenden BMI-Vorsitzenden für ihren langjährigen Einsatz und verwies auf die Neuwahl des städtischen Gremiums im November.

Das vierstündige Bühnenprogramm bot für Auge und Ohren viel Verschiedenes: Eingeleitet wurde es vom Orientaltanz vierer gestandener Frauen der Gruppe „Negum al Sharq“ (TSV Eppstein), die sich zu klassisch ägyptischer Musik bewegten. Alperen Özderya aus Eisenberg spielte traditionelle und moderne türkische Unterhaltungsmusik auf dem E-Piano. Eine eritreische Gruppe intonierte Liebes- und Hochzeitslieder, die mit dem Zupfinstrument Krar begleitet wurden.

Auch Gedichtvorträge

Viel beklatscht wurde der Auftritt von fünf Kinder- und Jugendgruppen des Tanzvereins „AkzepTANZ“ Großniedesheim. Der Nachwuchs bot eine kurzweilige Show zu Popsongs und Disney-Klassikern. Danach wurde es lyrisch mit einem Gedichtvortrag der elfjährigen Zainab Rahman aus Afghanistan. Als „mixed-abled“-Ensemble eroberte die zehnköpfige Kindertanzgruppe „Inklusion“ des deutsch-türkischen Kulturvereins die Bühne und stellte traditionelle Kreistänze aus Anatolien und der Schwarzmeerküste vor. Die Verwandtschaft musikalischer und choreographischer Ausdrucksweisen zwischen der Türkei und Griechenland wurde im darauffolgenden Beitrag der Sporttanzgruppe Athene deutlich: Fröhliche Weisen in steigerndem Tempo und Hüpfschritte der Tänzer heizten die Stimmung an.

Einen zarten Kontrast dazu bot die Koreanerin Kyung-Hee Lee-Dchumacher aus Dossenheim mit fließenden, meditativen Bewegungen ihres Fächertanzes. Beim Schamanentanz ganz in Weiß reinigte sie mit den Schwüngen ihres Seidenschals die Energien und vertrieb böse Geister. Türkische Folkloretänze zu traditioneller Musik steuerte der Bildungsverein „Quantum“ bei.

Ein farbenreiches Finale präsentierte die ukrainische Gruppe um Sängerin Tetiana Telniuk. In prächtigen Gewändern sangen und tanzten die Frauen und feierten ihr kriegsgebeuteltes Land als das Herz Europas. Lieder und Texte über Gastfreundschaft, Liebe und die Seele ihres Volkes trugen sie zweisprachig vor. Ihren Vortrag moderierten sie blumig und charmant, er war szenisch wirkungsvoll, detailverliebt und verströmte ansteckenden Optimismus.

Viel Zuspruch zu Schlemmermeile

Gut besucht war auch die Info- und Schlemmermeile in der Wormser Straße. An fünfzehn Ständen gab es internationale Begegnungen, interessante Gespräche und kulinarische Inspirationen. Die Freiwillige Flüchtlingshilfe informierte über ihre Arbeit, der BMI warb für die anstehende Neuwahl des Beirats am 10. November und stellte die im August das Projekt „Pass(t) Genau“ vor, in dem seit August Einbürgerungswillige von muttersprachlichen Einbürgerungslotsen niederschwellig beraten werden.

Von Flucht, dem Ankommen in Frankenthal und ihrer erfolgreichen Integration in die Stadtgesellschaft erzählten sechzehn Geflüchtete mit ihren handgeschriebenen Geschichten, die auf einer Info-Tafel zu lesen waren. Einzelschicksale wie das der 42-jährigen Mutter, die jetzt als Erzieherin arbeitet, des 19-jährigen Fahrzeuglackierer-Lehrlings oder der 36-jährigen Zahnärztin aus der Ukraine, die in Deutschland erst ihre Approbation erhielt und vor kurzem eingebürgert wurde. Die türkische Frauengruppe „Pearl Dream Design“ zeigte Computerstickerei und warb für ihr neues Geschäft in der Ernst-Rahlson-Straße.

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