Frankenthal Jugendarbeit als Lebensinhalt

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An sein erstes Pfadfinderlager kann sich Konrad Erb noch ganz genau erinnern. Nach Dennweiler-Frohnbach im Landkreis Kusel ging es an Pfingsten 1966, da war Erb noch gar nicht offizielles Mitglied der Jugendorganisation. Mittlerweile ist der 66-Jährige seit 50 Jahren dabei. Pfadfinder zu sein, das ist für ihn eine Leitschnur des Lebens, sagt er.

Der Pfarrer in Erbs Heimatstadtteil Mörsch hat ihn zu den Pfadfindern gebracht. Er hat damals den Kontakt zum Stamm Geusen in Frankenthal hergestellt, mit dem er dann an Pfingsten 1966 ins Pfadfinderlager fuhr. Weil es bei dem Stamm keine Gruppe in seinem Alter gab – 16 Jahre alt war Erb damals – ging er in die Gruppenstunde der Siedlung Martin Butzer, die später zum Stamm Martin Luther King wurde. Am 1. Oktober trat Erb den Pfadfindern offiziell bei und machte kurz darauf schon einen Gruppenleiterlehrgang. Sein 50-jähriges Pfadfinderjubiläum hat er am vergangenen Sonntag mit seinen Kameraden im Dathenushaus gefeiert. „Die Jugendorganisation ist mein Lebensinhalt“, sagt Erb. Die Grundsätze der Pfadfinder seien für ihn sehr wichtig: der kameradschaftliche Umgang, die Natur zu erhalten, das Christentum zu leben. „Aber es ist auch wichtig, dafür zu sorgen, dass jeder Pfadfinder sein kann, auch wenn er nicht Christ ist“, betont er. Bis zu seinem Ruhestand hat Erb als Bankkaufmann bei der Deutschen Bank gearbeitet, 21 Jahre in Frankenthal, danach in Worms und Mannheim. Oft hat er Kinder von Kunden in die Jugendorganisation gebracht. Erb ist einer der Mitbegründer des Frankenthaler Pfadfinderstamms John F. Kennedy, der 2014 sein 40-jähriges Bestehen feierte. Als er 1972 nach zwei Jahren von der Bundeswehr zurückkam, „war das eine sehr bewegte Zeit innerhalb der Pfadfinder“, erzählt er. Vom Stamm Martin Luther King haben sich damals zwei Gruppen „wegen verschiedener Ansichten über die Pfadfinderarbeit“ abgespalten, berichtet Erb. Gleichzeitig habe der Stamm Geusen vor der Auflösung gestanden. „Ich habe sie alle eingesammelt. Uns ist dann der Gedanke gekommen, einen eigenen Stamm zu gründen“, sagt Erb. Und so entstand zum 1. Januar 1974 der Stamm John F. Kennedy. Die Ausrüstung wie Zelte und Wassersäcke haben die Mitglieder von den Geusen übernommen, ebenso die Kasse mit 500 Mark. „Das war viel Geld damals“, sagt Erb und betont: „Es gab keine Streitigkeiten zwischen den Stämmen.“ Auch heute noch gebe es gute Kontakte und eine gesunde Konkurrenz zum Stamm Martin Luther King. Die Ziele und Inhalte der Pfadfinderarbeit hätten sich in den 50 Jahren, die er dabei sei, nicht sehr verändert. „Aber die Formen sind heute andere“, sagt Erb. Während früher auf einem Holzfeuer gekocht worden sei, werde heute Gas benutzt; früher habe die Gruppe das Zelt einfach irgendwo im Pfälzerwald aufschlagen können, heute sei das fast nur auf organisierten Zeltplätzen möglich; der Abfall sei vor 50 Jahren noch im Wald vergraben worden, auch das gehe natürlich heute nicht mehr. „Als Pfadfinder muss man mit der Zeit gehen“, ist Erb überzeugt. Rund 140 Mitglieder hat der Stamm John F. Kennedy derzeit. Was Erb besonders von 50 Jahren Pfadfinderei in Erinnerung geblieben ist: die Partnerschaft mit dem schwedischen Stamm aus Hudiksvall in der Provinz Hälsingland, zu dem seit 1979 Kontakt besteht. Die Stämme lernten sich kennen, als die Frankenthaler auf der Suche nach einem Lagerplatz in Schweden waren. Es folgten viele gemeinsame Unternehmungen. Auch wenn die Partnerschaft inzwischen nicht mehr bestehe: „Es sind Freundschaften entstanden. Ich fahre noch immer alle drei, vier Jahre hoch zu Besuch“, erzählt der 66-Jährige. Christliches Engagement sei für einen Pfadfinder sehr wichtig, sagt Erb. Ein Grund, warum er sich unter anderem in der Stiftung der Zwölf-Apostel-Kirche, beim Diakonischen Werk und im Jugendhilfeausschuss der Stadt einbringe. Aus seinen Ämtern bei den Frankenthaler Pfadfindern hat er sich dagegen 2007 zurückgezogen. Zuvor war er Gruppenleiter und Geschäftsführer des Stamms. „Die Jugendarbeit soll von jungen Leuten gemacht werden, Erwachsene sollen im Hintergrund bleiben“, findet Erb, der sich noch um das Archiv des Stamms kümmert und den Pfadfindern natürlich mit Rat und Tat zur Seite steht. Komplett aufzuhören, daran denkt er nicht. Ganz nach dem Motto: „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder“.

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