Frankenthal Junge Stimmgewalt

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Jesper Munk ist gerade mal 24 Jahre alt und würde optisch viel eher in den Chor der Regensburger Domspatzen passen als in eine Südstaaten-Bar. Aber der junge Münchner hat den Blues im Blut. Mit seiner rauen und unerbittlichen Stimme begeisterte er am Samstagabend beim Wormser Festival Jazz and Joy eineinhalb Stunden lang die Zuhörer auf dem Marktplatz.

Munks Stimmgewalt schneidet durch Mark und Bein. Und sie ist nah dran an modernen Bluesrock-Größen wie Jack White oder Dan Auerbach. Wenn der Deutsch-Däne dann noch mit der Gitarre einen Blues anschlägt, hören selbst ungeschulte Ohren: Hier ist Herzblut dahinter, hier hat einer was zu sagen, und auch das Handwerkszeug, das laut kundzutun. In der Schule sei er ein Faulpelz gewesen, hat Munk in einem Interview des Bayerischen Rundfunks einmal gesagt. Dafür ist er als Musiker umso fleißiger. Nach der reinen Bluesscheibe „For In My Ways It Lies“ (2012) ist im vergangenen Jahr sein zweites Studioalbum „Claim“ beim Majorlabel Warner erschienen. Und dafür hat er sich erstklassige Produzenten ins Boot geholt. Mocky aus Los Angeles, der schon mit der kanadischen Popsängerin Leslie Feist gearbeitet hat, Jon Spencer (Blues Explosion) aus New York und Sepalot von Blumentopf. So vielseitig wie die Männer hinter den Reglern, sind nun auch die Stile von Blues über Rock, Postpunk und Folk bis zu Soul. Live braucht der Blondschopf, der erst mit 15 Jahren Gitarre spielen lernte und seine ersten Bühnenerfahrungen als Bassist und Backgroundsänger in Münchner Teeniebands sammelte, keinen Schnickschnack. Ihm zur Seite stehen nur Schlagzeuger Clemens Finck von Finckenstein, den er noch aus einer früheren Band kennt, und Sasseh Söllner, der inzwischen Munks Vater Rainer Germann am Bass ersetzt. Letztgenannter ist zumindest Beleg dafür, dass Munk die Musik gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde. Auf dem Wormser Marktplatz spielt das Trio zunächst einige Songs der aktuellen CD wie „Courage For Love“ oder das als Download im Internet überaus erfolgreiche „Morning Coffee“, bevor Munk am Piano Platz nimmt, um mit Tom Waits „Christmas Card From A Hooker in Minneapolis“ solo eine Coverballade anzustimmen und einen neuen Titel auszuprobieren. Einzig der bisweilen etwas breiige Sound trübt den Hörgenuss. Zurück an der Gitarre, kommt auch der Stimmverzerrer am zweiten Mikro wieder verstärkt zum Einsatz. In „Clean“ singt Munk ergreifend von der Reinheit wahrer Liebe. Man fragt sich, woher die Lebenserfahrung kommt, die so ehrlich erscheint. Der Schlaks auf der Bühne ist erst 24, gibt sich zwischen den Stücken ganz bescheiden und wirkt fast schüchtern. Geredet wird ohnehin nicht viel. Wenn doch, bedankt sich Munk artig, dass so viele Zuhörer gekommen und auch geblieben sind – zwei Stunden, bevor Topact Joris das Geschehen auf der Bühne übernimmt. In „Blue Shadow“, dem letzten und längsten Stück des Gigs kehrt der Münchner noch einmal sein Innerstes nach außen. Der Text beschreibt die Emotionen, nachdem er von seiner Freundin verlassen worden ist. Genauso wie seine damaligen Gefühlsschwankungen gewesen sein müssen, ist das explosive Gitarrenspiel in dem von Tempowechseln geprägten Song angelegt. |gnk

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