Frankenthal Keine Kabinenpredigt

Beindersheim. Rund 1000 Zuschauer haben am Samstag das Spiel zur Einweihung der neuen Sportanlage des MTSV Beindersheim zwischen den Traditionsteams des MTSV und des 1. FC Kaiserslautern verfolgt. Das gewannen die ehemaligen Kicker vom Betzenberg zwar mit 9:2 (5:0). Doch das Ergebnis war an diesem Tag Nebensache.

Fast Nebensache. „Wir waren besser als der VfR Frankenthal vor einigen Wochen beim Spiel gegen die FCK-Traditionself“, meinte MTSV-Spieler Jörg Best. Na ja, Ansichtssache: Auch diese Partie endete 9:2 für den FCK. Und dieses Spiel dauerte auch noch eine halbe Stunde länger als das am Samstag. Doch die kleinen Freuden sind eben entscheidend. Bests kleiner Sohn hatte während der Partie hinter dem Fangzaun stehend gejubelt: „Da spielt der Papa.“ Ob der Papa am Sonntag noch spielte, dann mit dem Sohn? „Mir tut grad alles weh!“ Gerd Oßwald, Trainer der MTSV-Traditionself, bezeichnete das Spiel seiner Mannschaft als gut. Er ließ jedoch nicht unerwähnt, dass mindestens drei der fünf Tore, die der MTSV in der ersten Halbzeit kassierte, unnötig waren. Eine Kabinenpredigt gab es aber nicht. Etwas abseits der Masse sitzend, den Blick weiter auf das Spielfeld gerichtet, genoss Oßwald sein Bierchen, um dann doch das Positive herauszustellen: „Das MTSV-Tor zum 2:8, das Manuel Fruth erzielte, war das schönste Tor. Das ist sicher.“ Die Temperaturen setzten den „alten Herren“ mit zunehmender Spieldauer zu. Sieger-Gene hatten alle. In der Anfangsformation der MTSV-Elf standen die Aufsteiger der Saison 1992/93. Damals gelang den Beindersheimern der Sprung in die B-Klasse. Eine Glanztat, die der MTSV im Jahr eins des Kunstrasens wiederholen kann. Der Zulauf zu dem aktuellen C-Ligisten lässt diese Ambitionen wachsen. Die Zuschauerzahl des Samstags dürfte allerdings erst einmal nicht zu toppen sein. Als die ehemaligen FCK-Kicker den Kunstrasen betraten, reckten sich die Hälse: „Bisher kenne ich noch keinen“, sagte ein Zuschauer. Nun, auch die Roten Teufel von einst unterliegen einem gewissen Alterungsprozess. Im Mittelfeld wies der FCK mit einem Gesamtalter von mehr als 120 Jahren eine große Portion Erfahrung auf: Werner Melzer (61), nach wie vor FCK-Rekordspieler, war am Samstag einer der bekanntesten, und Heinz Wilhelmi, ebenfalls bereits jenseits der 60, mit 112 Einsätzen in der Ersten Bundesliga. Für den Traditionself-Teammanager Hardy Höfli ist es nicht immer leicht, eine schlagkräftige Traditionself zusammenzustellen. In 20 Spielen im Jahr setzt er durchschnittlich 60 Kicker ein. Aber: Seit drei Jahren wurden die Roten Traditions-Teufel nicht mehr geschlagen. Nachdem sich die MTSV-Elf in den ersten zehn Minuten noch erfolgreich zur Wehr setzte, war es Werner Melzer, der mit einem überlegten Schuss den FCK in Front brachte. Vorne waren es insbesondere Thomas Richter und Uwe Frowein, die beim FCK für Wirbel sorgten. „Uwe, net spiele wie in Bingen, sondern wie in Lautern“, versuchte Höfli Stürmer Uwe Frowein, Teammanager bei Hassia Bingen, zu motivieren. Mit Erfolg. Die drei „unnötigen Tore“ erzielte Frowein. Davor hatte Richter mit einem schönen Heber auf 2:0 erhöht. Nach dem 6:0 durch Daniel Graf in der zweiten Halbzeit vergab Melzer eine 100-prozentige Chance, riss die Arme hoch und bat laut aber keinesfalls ernsthaft um seine Auswechslung. Denn er trabte nicht zur Bank, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem Graf und Rainer Hauck das Ergebnis auf 8:0 geschraubt hatten, schlug endlich die Stunde des MTSV. Kurz hintereinander sorgten die Treffer von Alexander Ehscheid und Manuel Fruth für richtig Stimmung bei den Zuschauern. Den Schlusspunkt setzte mit Graf wieder ein ehemaliger Betze-Bub. Eine Gruppe von Jugendlichen aus Heuchelheim und Beindersheim sammelte nach dem Abpfiff eifrig Autogramme: „Der Rainer Hauck war bei meiner Tante in der Klasse“, sagte Nele stolz. Das Talent Jonas konnte der MTSV zwar nicht binden, er fährt jetzt lieber Motocross, aber zum Fest kam er gerne. Fußball fand er, als er beim MTSV hineinschnupperte, „nicht so prickelnd“. Und Lars sagte, dass er schon ein Autogramm von Tobias Sippel hat. Der ist jetzt wohl auch spielberechtigt in der Traditionself.

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