Frankenthal Kurpfälzer Feinkost

„Gott zum Gruß, hier lebt der Blues.“ Mit dem programmatischen Hinweis hatte der Kurpfälzer Mundartpoet Arnim Töpel seinen 60 Zuhörern am Samstagabend im Wormser Lincoln-Theater nicht zuviel versprochen. Unterstützt von zwei Instrumentalisten servierte er musikalisch-literarische Feinkost mit gesellschaftskritischem Anspruch.

Vor zehn Jahren haben sich die Töpelkings gefunden und zum genialen Trio entwickelt: Der Walldorfer Kabarettist und Songschreiber Arnim Töpel und die bestens harmonierenden Vollblutmusiker Michael Herzer (Kontrabass) aus Mannheim und der gebürtige Wormser Erwin Ditzner (Schlagzeug). Mit Spielfreude, einer gehörigen Portion Lässigkeit und einem unverwechselbaren, stilistisch breit aufgestellten Sound kommen bei Ditzner und Herzer neben dem unverwüstlichen Blues auch Jazz, Soul und Pop zu ihrem Recht. Die feinsinnigen, mitunter albernen Texte verantwortet Arnim Töpel. Daneben bearbeitet er mit vollem Körpereinsatz sein E-Piano, hackt bisweilen ruckartig in die Tasten und klimpert als schmückendes Beiwerk seiner Worteskapaden kleine Melodien. Genüsslich zelebriert Töpel seinen für ihn so charakteristischen Sprechgesang, überzeichnet mitunter bei der Artikulation, lässt immer wieder die Zunge aus dem Mund gleiten und setzt Wortwiederholungen ganz gezielt als Stilmittel ein. „Wenn Sie etwas nicht verstehen, verbuchen Sie es unter Folklore“, ruft er seinen Zuhörern zu. Doch die haben mit der Mundart absolut keine Probleme und wissen ganz genau, was „Liegebeitel“, „Pappedeckel“ oder „babbisch Gutsel“ bedeutet. Und kennen auch den allerschönsten Begriff in der Kurpfalz: „Fer umme“. Es sind alltägliche Nebensächlichkeiten, die Töpel aufgreift und in einen gewichtigen Kontext stellt. Mal regt er mit Navi-Befehlen wie „nauszuus“ und „niwwerzuus“ zum Schmunzeln an oder lässt das Publikum einheimisch klingende Ortsnamen erraten, mal bedient er sich des abgewandelten Eric-Clapton-Hits „Nobody Knows You“, um über wenig taugliche Hobbys in Kontaktanzeigen zu witzeln. Einer seiner Merksprüche: „Des Glick liegt knapp newer de Kapp.“ Arnim Töpel hat erkannt, dass das Kurpfälzische ausstirbt und möchte mit fast missionarischem Eifer gegensteuern. Und die Mundart am liebsten im Unterricht einführen.

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