Frankenthal Letzte Töne

„Liebe und Abschied“ ist ein Liederabend am Sonntag in der Dürkheimer Naturhornakademie überschrieben. Damit sind nicht nur die Inhalte der Stücke von Gustav Mahler und Franz Schubert gemeint, mit dem Konzert in der Ungsteiner Flakhalle geht auch das Herzensprojekt des Hornisten Wilhelm Bruns zu Ende, der die Akademie hier 2003 eröffnet hatte. Bruns will nun auch die letzten Teile des Anwesens verkaufen, die noch ihm gehören.

„Dürkheim gewinnt hier einen wertvollen Musiksaal hinzu“, war Bruns 2003 im RHEINPFALZ-Gespräch überzeugt. Der damals 39-Jährige hatte sich gerade neben seinem Engagement als Solo-Hornist am Mannheimer Nationaltheater ein zweites Standbein aufgebaut. Seminare für Natur- und Jagdhornbläser wollte er in der Halle veranstalten, dazu Konzerte. Ein Plan, der sich über 15 Jahre bewährte, auch zahlreiche CDs wurden in dem Saal mit der guten Akustik aufgenommen. Noch heute seien alle seine Kurse ausgebucht, sagt Bruns, dennoch werde er verkaufen. Zunächst hat Bruns mit seiner Frau Kerstin auch im Anwesen gewohnt. Nach der Trennung der Eheleute aber verkaufte Bruns Stück für Stück Gebäudeteile an die Familie Peuntner, die nun seit rund acht Jahren dort wohnt. Nicola Peuntner hat bereits seit einigen Jahren das Gästehaus, das zum Anwesen gehört und in dem überwiegend Kursteilnehmer untergebracht waren, für Bruns geführt. Nun wollen Nicola und Thomas Peuntner (beide 48) in der Halle einen Cafébetrieb einrichten, die Zimmer weiter vermieten. Eine Planung, die noch ganz am Anfang stehe, sagt Nicola Peuntner. Bei seinem Arbeitgeber, dem Mannheimer Nationaltheater, sei es derzeit nicht so einfach, sagt Bruns zu seinen Beweggründen. So stünden plötzliche Dienstplanänderungen auf dem Programm, die ihm Planungen erschwerten. In dieser Woche werde er zudem 55 Jahre alt. Gerne erinnert er sich an die 15 Jahre. An die „paradiesischen Zustände“ in Ungstein, die Nähe zur guten Gastronomie. Zahlreiche Konzerte mit renommierten Künstlern konnten veranstaltet werden. So war das von Violinist Reinhard Goebel gegründete Barockorchester Musica Antiqua Köln zu Gast. Mehrfach spielten hier die Heidelberger Sinfoniker und brachten den Pianisten Martin Stadtfeld mit. Neben den Konzerten nutzten die Sinfoniker den Saal auch für Plattenaufnahmen. Nicht zuletzt spielte Bruns hier seine eigenen Platten ein. Die Kurse werde er weiterführen. Der Begriff „Naturhornakademie“ bleibt somit erhalten, werde aber nun nicht mehr ausschließlich für das Anwesen in Ungstein gebraucht. Er bedauert, dass es nun in Bad Dürkheim kein Angebot mehr für alte Musik gebe. Der Konzertbetrieb in Ungstein muss allerdings nicht für alle Zeit vorbei sein. Der Flügel in Besitz des von Bruns gegründeten Vereins Naturhorn bleibt im Gebäude. Nicola Peuntner kann sich in der Halle Kaffeehausmusik und kleinere Konzerte vorstellen. So könnte auch Bruns hier wieder auftreten. Das vorerst letzte Konzert findet aber nun am Sonntag statt. Naturhorn wird dort allerdings nicht gespielt. Kerstin Bruns gibt einen Liederabend. Das erste Stück ist laut Programm ein Kunstlied von Mahler aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ mit dem Titel „Aus, Aus“. Termin „Liebe und Abschied“: Lieder von Gustav Mahler und Vertonungen von Alma Mahler, Franz Schubert, Hugo Wolf, Alban Berg und anderen, Konzert der Sopranistin Kerstin Bruns mit Pianistin Barbara Braun, Sonntag, 26. August, 19 Uhr. Karten zu 15 Euro (ermäßigt zehn Euro) sind erhältlich unter Telefon 06326 9999164 oder 06322 68222.

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