Frankenthal Licht und Landschaft als Inszenierung

Zwei Künstler teilen sich die Ausstellung „Blickfelder“, die der Frankenthaler Kunstverein Die Treidler vom 27. Mai bis 17. Juni im Kunsthaus ausrichtet: Heike Negenborn und Harun Kloppe. Geplant war eigentlich noch die Teilnahme eines dritten Künstlers (wir berichteten). Doch der Mainzer Radierer Michael Rausch „hat zu unserem Bedauern abgesagt“, teilt die Vereinsvorsitzende Alis Hoppenrath mit.

Ausgewählt habe der Kunstverein die beiden Aussteller wegen ihrer besonderen Techniken: Die Malerin und Grafikerin Negenborn siedelt ihre Arbeiten durch Chine collé zwischen Radierung und Collage an. Ihre von grafischen Linien durchzogenen Landschaften wirkten wie eine „Vermessung der Welt“, so Hoppenrath. Kloppe fertigt ungewöhnliche Plastiken aus farbigem Acrylglas. Heike Negenborn wurde 1964 in Bad Neuenahr-Ahrweiler geboren und erwarb zunächst den Bachelor of Fine Arts für Malerei am Austin College in den USA. Anschließend legte sie in Mainz das erste Staatsexamen für Kunsterziehung und Englisch an Gymnasien ab und erwarb noch das Diplom für Freie Bildende Kunst in den Fachgebieten Malerei und Druckgrafik in Mainz. 2017 wurde Negenborn für ihre Landschaftsmalerei und ihre Grafiken in Soest mit dem renommierten Wilhelm-Morgner-Preis ausgezeichnet. Auch wurde sie beim Wettbewerb um den Frankenthaler Perron-Preis für die Endrunde ausgewählt. 1998 erhielt sie den Mainzer Stadtdruckerpreis, 2013 den Albert-Haueisen-Preis für Malerei, 2017 einen Ehrenpreis für Druckgrafik in Kanada. Viele ihrer Arbeiten befinden sich in öffentlichen Sammlungen in Deutschland, den USA und Kanada. Sie lebt und arbeitet in Deutschland und Frankreich. Über ihre Landschaftsdarstellungen sagt Negenborn selbst: „Sie basieren auf einem genauen Beobachten und Analysieren von Gelände und Bewuchs, von räumlichen Strukturen und Wolkenformationen.“ Über das Gesehene komponiere sie ihre Inszenierungen, „changierend zwischen Wirklichkeit und Idealität“. Harun Kloppe lebt und arbeitet in Mainz. Geboren wurde er 1957 in Schwarme bei Bremen, hat zunächst Maschinenbau gelernt und dann an der Hochschule für Kunst und Musik in Bremen studiert. Seit 1983 arbeitet er als Künstler und Grafik-Designer. Sein zentrales Thema ist das Licht und dessen Verwandlung in Farbe. Dazu bearbeitet Kloppe Acrylglas auf vielfältige Weise: schleift und poliert es, raut die Oberfläche auf und verformt es durch Hitze. Durch Lichtbrechung und eine nuancierte Farbgebung entwickelt er einen eigenen Licht- und Farbraum im Innern der Form. Je nach Standpunkt des Betrachters können sich die Qualität der Transparenz und die Intensität der Farben ändern. So verleiht Kloppe dem Industriematerial Transzendenz. Dabei ist seine leicht erfassbare Formensprache klar und sparsam. Auch im öffentlichen Raum sind Arbeiten von Harun Kloppe zu sehen. So hat er für die Lichtkirche auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bad Schwalbach – errichtet im Auftrag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau – das Altarkreuz, die Taufschale und die vier Kerzenhalter geschaffen. In Frankenthal zeigt er außerdem Buchobjekte. Als Begleitprogramm bieten die Kunsthistorikerin Simone Dietz und der Germanist Wolfgang Wegner zur Kunst- und Einkaufsnacht am Freitag, 22. Juni, um 20.30 Uhr unter dem Titel „Blickfelder mit Aug’ und Ohr“ eine Begegnung zwischen Kunst und Literatur an. Und am Sonntag, 24. Juni, 16 Uhr, spielt zur Finissage das Bandprojekt mit Geflüchteten vom Musikhaus am Strandbad ein Programm mit Pop und Weltmusik. Termine —„Blickfelder“ mit Arbeiten von Heike Negenborn und Harun Kloppe vom 29. Mai bis 24. Juni im Kunsthaus Frankenthal, Mina-Karcher-Platz: geöffnet täglich außer montags von 14 bis 18 Uhr und zur Kunst- und Einkaufsnacht am 22. Juni von 18 bis 23 Uhr. —Eröffnung ist am Sonntag, 27. Mai, 16 Uhr, mit der Treidler-Vorsitzenden Alis Hoppenrath und einer Einführung durch die Kunsthistorikerin Simone Dietz sowie musikalischer Begleitung durch Christian Schatka.

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