Frankenthal Lobgesang auf die Kokosnuss

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Dass die Lords of the chords für professionellen und zu Herzen gehenden A-capella-Gesang auf höchstem Niveau stehen, scheint sich noch nicht bis nach Frankenthal herumgesprochen zu haben. Zum facettenreichen Konzert der neun noblen Tonkünstler kamen am Freitagabend nur gut 50 Zuhörer in die Zwölf-Apostel-Kirche.

Das Männerensemble, das an gleicher Stelle schon einmal vor vier Jahren mit dem Rennquintett auftrat, unternahm unter dem Motto „Heimat und Fremde“ einen musikalischen Streifzug durch fünf Jahrhunderte. Dabei machte es das Publikum mit überwiegend volkstümlichem Liedgut aus vieler Herren Länder vertraut, das nicht nur von „Jungfrauen, Jägern und schwedischen Blaubeeren“ handelte, wie der Untertitel des 70-Minuten-Programms suggerierte. Imaginärer Reisebegleiter war ein unglücklich verliebter Jüngling, dessen schwankender Gemütszustand in die jeweils passende Tonsprache übersetzt wurde. Die großartigen Tugenden der Lords – im Jahre 2004 in Bad Bergzabern gegründet und seither auf den Spuren der legendären King’s Singers wandelnd – offenbarten sich bereits bei den einleitenden deutschen Volksliedern. Ob „Innsbruck, ich muss dich lassen“, „Da unten im Tale“ oder „In einem kühlen Grunde“ – die Sänger bestachen durch intonatorische Präzision, differenzierte Dynamik und klare Artikulation. Beeindruckend auch der ungewöhnlich große Tonumfang der Arrangements. Mit spielerischer Leichtigkeit wurde von den beiden Countertenören Jochen Patscheke (Gießen) und Maurice Croissant (Pirmasens) die Diskantlage erreicht. Mit ihrem lupenreinen Tenor überzeugten neben dem Südpfälzer Daniel Schreiber, der zudem als Moderator mit sparsamen Wortbeiträgen den roten Programmfaden spann, auch Henning Jensen (Ulm) und Florian Schmitt (Berlin). Das tiefere Tonfach wurde von dem Mannheimer Frederik Diehl und dem Berliner Tobias Brommann (Bariton) sowie den beiden Bässen Wolfgang Drescher (Mainz) und Joe Roesler (Leipzig) mit voluminöser Stimme bedient. Spätestens beim aufgeregten Jäger, der längs dem Weiher ging, hatte die beschauliche Idylle ausgedient. Die Lords überraschten mit einem Accelerando, bei dem den Zuhörern fast der Atem stockte. Darf’s auch etwas in Schwedisch und Finnisch sein? Sprachliche Barrieren waren für die neun Sänger ein Fremdwort. Rhythmisch exakt und mit lautmalerischen Einwürfen interpretierten sie die skandinavischen Tanzweisen, um dann mit „Na bahia tem“ einen Lobgesang auf die brasilianische Kokosnuss anzustimmen. Nach der Ode auf ein seltenes Naturphänomen – Schnee in Jerusalem – ging es zurück nach Europa und zu der schönen Dame von Francis Poulenc, die sich in den französischen Wäldern ergeht. Romantik pur und ein Hauch von Melancholie auch bei den volkstümlichen englischen Weisen „Bushes and Briars“ von Ralph Vaughan Williams und „A long day closes“ von Arthur Sullivan. Einfühlsam und mit sicherer Stimmführung sangen die Lords den populären irischen Song „Londonderry air“. Und sie können auch lustig, wie sie bei dem gegen den Schluckauf kämpfenden „Drunken Sailor“ bewiesen. Schon spannten sie den finalen Bogen zu dem anrührenden maritimen Kulthit „Junge, komm bald wieder“ von Freddy Quinn. Das Publikum war hin und weg. Es erklatschte zwei Zugaben: „The Little Green Lane“ und „Walk Down That Lonesome Road“ von James Taylor – in gewohnter Qualität und homogener Mehrstimmigkeit präsentiert.

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