Frankenthal Macbeth und Michelangelo

„Macbeth“: In der Inszenierung der Royal Opera singen Anna Netrebko und Ildebrando D’Arcangelo.
»Macbeth«: In der Inszenierung der Royal Opera singen Anna Netrebko und Ildebrando D’Arcangelo.

Die erfolgreiche Frankenthaler Reihe „Klassik im Lux“ soll im ersten Halbjahr 2018 fortgesetzt werden. Los geht es am Dienstag, 23. Januar, mit Giuseppe Verdis „Rigoletto“ in einer Aufführung des Royal Opera House in London. Ein kulturell interessiertes Publikum will Kinobetreiber Christian Kaltenegger auch mit der neuen Reihe „Kunst im Kino“ ansprechen. Diese startet am Sonntag, 21. Januar, mit einer aufwendig produzierten Dokumentation über Michelangelo.

So euphorisch wie sonst bei keiner anderen Veranstaltung im Lux-Kino seien die Reaktionen des Opernpublikums, sagt Kaltenegger. Im September 2016 lief die erste Aufführung im großen Kinosaal, inzwischen habe er insgesamt rund 30 Opern-, Konzert- und Ballettveranstaltungen übertragen. Etwa 80 Prozent davon seien live, also parallel zu der tatsächlichen Aufführung in London, Mailand oder Neapel. „Wir könnten diese großen Stars sonst nie sehen“, sei eine häufige Rückmeldung der Besucher, die bereit sind, knapp 30 Euro für ein Ticket zu zahlen. „Man ist so nah dran, wie man es selbst in der ersten Reihe im Theater nicht wäre“, schildert Kaltenegger. Alle Klassik-Termine bislang seien gut besucht gewesen, die Zuschauerzahl schwanke zwischen 70 und 200. Publikumsrenner waren beispielsweise „Don Carlos“ mit Startenor Jonas Kaufmann und „Aida“ aus der Oper in Sydney. Ebenfalls rund 200 Besucher zählte der Kinochef zuletzt beim Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker. Die Übertragung wäre jedoch beinahe ausgefallen, weil die Telekom massive Probleme mit der Leitung hatte. Das Unternehmen habe vor Jahresende keinen Techniker mehr schicken können, und er habe sich von Kabel Deutschland extra einen Anschluss ins Haus legen lassen müssen, schildert Kaltenegger. „Sonst hätten wir allergrößte Probleme bekommen.“ Gerade durch die Liveübertragung bringe die Klassik im Lux zusätzlichen Stress. Erst etwa 30 bis 45 Minuten vorher gebe es ein Testsignal. „Bis dahin sind wir sehr nervös, ob alles klappt.“ An den Abenden selbst sei mehr Personal im Einsatz, als Platzanweiser und an der Sektbar, die 30 Minuten vor der Vorstellung und in der Pause geöffnet ist. Zudem gibt es für die teils festlich gekleideten Opernfreunde eine Garderobe und als Service auf Vorbestellung den Pausensekt am reservierten Tisch. Wenn dann die Zeitangaben des Veranstalters nicht stimmen und die Besucher plötzlich einige Minuten früher ins Foyer strömen, „dann müssen wir rödeln“, sagt Kaltenegger. Trotzdem sei die Reihe eine Abwechslung und mache dem Team Spaß. „Vor allem, weil wir so tolles Feedback bekommen.“ Bis Juni sind zwölf Klassik-Abende geplant. Zwei bis drei Termine könnten laut Lux-Chef noch kurzfristig dazukommen. Bis auf zwei Abende, an denen das Kino schon anderweitig verplant ist („Rigoletto“ zum Auftakt am 23. Januar und „Tosca“ am 20. Februar), seien alles Liveübertragungen. Weil die Nachfrage nach Ballett unter den Stammgästen groß sei, hat Kaltenegger gleich zwei Aufführungen des Bolschoi-Balletts aus Moskau gebucht. Für Schlagzeilen bei der Traditions-Kompanie sorgte 2013 ein Säureangriff auf den damaligen Ballettchef Sergei Filin. Die russischen Tänzer sind in Frankenthal am 20. März mit „Romeo und Julia“ und am 24. April mit „Giselle“ zu sehen. Für die Choreografie des Shakespeare-Klassikers zeichnet Alexei Ratmansky, ehemaliger künstlerischer Leiter des Bolschoi-Balletts, verantwortlich. Die Titelrolle in „Giselle“ tanzt Primaballerina Svetlana Zakharova. Ebenfalls ein Tanz-Klassiker ist „Schwanensee“. Das Lux zeigt die Neuproduktion des Balletts der Königlichen Oper in London am 12. Juni. Persönlicher Höhepunkt für den Kinochef ist die Musical-Inszenierung „Show Boat“ der Oper in San Francisco. Als junger Mann habe er das Stück von Jerome Kern und Oscar Hammerstein II. gleich mehrfach im Nationaltheater Mannheim gesehen. „Es hat bei mir die Begeisterung für Musical geweckt“, sagt Kaltenegger. Deshalb hofft er, dass die Geschichte über das Leben auf dem Mississippi Ende des 19. Jahrhunderts am 29. Mai auch in Frankenthal ihre Fans findet. Drama, Leidenschaft und prachtvolle Musik verspricht Giacomo Puccinis „Tosca“ aus London am 20. Februar. Ebenfalls aus der Royal Opera kommt am 6. März die Übertragung von Georges Bizets „Carmen“. Mit großem Staraufgebot inszenieren die Briten auch Verdis „Macbeth“; zu hören und sehen sind am 4. April Anna Netrebko, Zeljko Lucic und Ildebrando D’Arcangelo. Die Berliner Philharmoniker treten am 13. April mit ihrem designierten Chefdirigenten Kirill Petrenko und Pianistin Yuja Wang auf. Aus dem Teatro dell`Opera Rom kommt am 3. Mai Giuseppe Verdis „La Traviata“ auf die Kinoleinwand. Mit „Nabucco“, aufgeführt am Teatro di San Carlo in Neapel, endet das Halbjahresprogramm am 21. Juni. Das Musical „My Fair Lady“ kann nicht wie angekündigt am 6. Februar aus Neapel übertragen werden, weil es dort Probleme mit der Lizenz gebe, teilt der Lux-Chef mit. Als Ersatz habe er kurzfristig in England die Rechte für die legendäre Musical Verfilmung des Musicals „My Fair Lady“ aus den 1960er-Jahren mit Audrey Hepburn und Rex Harrison in den Hauptrollen erworben. Nach über 30 Jahren ist der legendäre Film in deutscher Sprache nun wieder an diesem einen Abend ab 19 Uhr auf der großen Kino-Leinwand zu sehen. Zum virtuellen Museumsbesuch am frühen Sonntagmittag lädt die Reihe „Kunst im Kino“ ein, die Ende des Monats startet. Filmemacher Phil Grabsky nennt sein Projekt „Exhibition on Screen“. Zuschauer hätten so die Möglichkeit, durch berühmte Museen wie die National Gallery in London zu schlendern und Künstler von Weltrang näher kennenzulernen. Vorgestellt werden unter anderem Michelangelo, David Hockney, Paul Cezanne und Vincent Van Gogh. Die Filme werden jeweils am Mittwochabend wiederholt. Christian Kaltenegger ist sich sicher, dass die Dokumentationen in Frankenthal ihr Publikum finden. Bislang zeigten nur einige wenige Kinos in Deutschland die Reihe. „Ich weiß von den Kollegen, dass die Reaktionen sehr überschwänglich sind“, sagt der Kinochef. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es an der Kinokasse in der August-Bebel-Straße und im Internet unter www.lux-kinos.de.

Primaballerina: Svetlana Zakharova tanzt „Giselle“.
Primaballerina: Svetlana Zakharova tanzt »Giselle«.
Designierter Chefdirigent: Kirill Petrenko leitet das Konzert der Berliner Philharmoniker, das im April im Kino übertragen wird.
Designierter Chefdirigent: Kirill Petrenko leitet das Konzert der Berliner Philharmoniker, das im April im Kino übertragen wird.
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